Ich hab mich entschieden.
Hinter dem Rücken des Mannes, sozusagen, weil ich mit dem zwar über die Möglichkeit, die Verfahrensweise und die erhoffte Wirkungsweise sprach - er aber dagegen war.
"Wenn du das in L machst und es passiert dir was, dann bin ich viel zu weit weg und kann dir nicht helfen", wandte er (sicherlich begründet) ein.
Es ist mir wohl naturgegeben, dass ich mir meist wenig Gedanken mache - dafür einfach losagiere.
("Du bist ein echter Zwilling", wurde mir schon öfter nachgesagt, "heute so, morgen so! Zwei Gesichter!" Und ich hab dann nur gelacht: "Ach Quark! Ich mache wie ich denke, ich denke nur eben nicht jeden Tag dasselbe. Ich bin offen für alle möglichen Gedanken." Haha. Gut gedreht, nicht wahr? Aber so bin ich wirklich.)
Über die Thematik der Eigenbluttherapie hatte ich mich belesen, aber dass auch so Risiken wie Embolien oder so auftreten könnten, grad wenn man - wie ich - das Ganze nicht mittels Injektionen unter die Haut, sondern via Infusion in die Vene praktiziert, das wurde mir erst vergangene Woche bewusst, als ich da nun zum ersten Termin in L war. Heimlich, wie gesagt - aber hoffnungsvoll. Erwartungsfroh. Oder wie auch immer man das nun nennen will.
Wie lief das Ganze ab? Sie kennt mich seit Sommer 2018. Sie kennt mein Blut, meine Vorgeschichte, überhaupt meine Geschichte.
Der Plan: Sie nimmt mir in mindestens 10 Behandlungen jeweils gut 100 ml Blut ab, es wird mit einem Medikament für das Immunsystem bzw. meine Lymphen, einem Blutverdünner (eben damit es nicht klumpt) und Ozon angereichert und über die Infusion wieder zurückgeleitet.
So war der Plan und so wurde er auch umgesetzt.
Die ersten beiden Male in der vergangenen Woche, die ich in L war, neben dem Renovierungsstress (Ha! Fast alle Räume geschafft - Küche, Bad, Flur und Zimmer von Junior I - nur Junior II, da hatte ich dann wirklich keine Energie mehr. "Deinen Jungs gehört der Arsch versohlt, dass die ihre Mutter das alleine machen lassen!" wurde ich angewütet. "Wieso?" wunderte ich mich. "Die sind doch gar nicht da. Abends, wenn die heimkommen, sind alle Messen doch schon gesungen? Ich hab doch zwei Tage extra frei genommen, muss nur Mittwoch und Donnerstag ins Büro." "Dann gehört DIR der Arsch versohlt!" "Wieso? Ich mach das gerne, ich hab das schon immer gerne gemacht. Und ich will, dass die es schön haben. Auch wenn sie zehnmal sagen: Mutsch, das brauchste doch nicht machen. Die zwei schaffens ja auch nicht. Und nach vier Jahren muss echt mal wieder was gemacht werden." "Okay! Dann komm her, ich hab hier auch noch ne Wohnung zum Malern."), dem intensiven Job im Office (Meine Lieblingskollegin ist erkrankt. Shit. Nun muss ich mich selber um meinen Kaffee kümmern *smile*) und auch den Kontrolltermin bei der anderen Ärztin speziell für Frauen.
Dem Mann habe ich diesen Therapiestart erst "gebeichtet", als ich wieder zurück in M war und er zeitgleich erholt, entspannt, glücklich aus dem Skigebiet zurückkehrte. Der perfekte Moment des Beichtens, dachte ich. Ich kann ja so berechnend sein ;)
Aber er musste zugeben: Bereits nach der zweiten Behandlung ist ein erster Erfolg sichtbar geworden: Meine rechte Hand hat fast vollständig aufgehört zu zittern.
"Ich wage mir gar nicht zu hoffen, dass das schon von der Behandlung kommen soll?" fragte ich in L nach.
"Wie lange zittert Ihre Hand?"
"Seit 2 Jahren. Oder länger?"
Sie lächelte. Ich lächelte.
"Es bestätigt, was ich Ihnen schon letztes Jahr sagte: In Ihrem Körper steckt eine Infektion, ob nun im Nervensystem oder doch im Kopf, und mit dieser Therapie werden genau diese versteckten Infektionen behandelt und, wenn alles klappt, ausgeheilt."
Was ich bis zur 2. Behandlung nicht wusste: Grad zu Beginn der Therapie sollte man diese wöchentlich durchführen. Also muss ich auch hier in M gehen. Musste jemanden finden, der diese Behandlung praktiziert - und dessen Kosten mich nicht völlig arm machen.
Möglicherweise habe ich Glück: Gestern fand ich jemanden, zu denselben Konditionen wie in L. Ein Glücksgriff - oder bestätigt sich hier, dass das Leben in L mittlerweile genauso teuer geworden ist wie in M, abgesehen von den Mietpreisen?
Wie dem auch sei, morgen kommt die dritte Behandlung - und wenn ich damit nur dieses Zittern und dieses unsichere Gehen wieder loswerde, dann wäre ich schon echt extrem dankbar. Man wendet diese Therapie zum Beispiel auch bei chronischen, rheumaähnlichen Beschwerden an - aber darauf wage ich nicht zu hoffen, ehrlich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nach nunmehr 14 Jahren Leben mit dem pausenlosen Schmerz möglich sein soll, diesen zu eliminieren.
Und die Kosten? Falls es jemanden interessiert? In L habe ich für die ersten beiden Sitzungen 165 Euro bezahlt, die Kosten in M sollen gleich liegen. In Abhängigkeit davon, ob und welches Medikament dem Blut zugeführt wird. Aber das passiert ohnehin nur mit meinem Einverständnis.
Und ja, bei der Krankenkasse habe ich nachgefragt. Sie öffnen sich den alternativen Heilmethoden, grad wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen gekommen ist. Nur.. Die Kostenübernahme gilt nur bei approbierten Ärzten, die einerseits auch auf Naturheilkunde setzen und andererseits einen Vertrag mit der Kasse haben. Und: Die Kostenübernahme gilt nur für das Erstgespräch und etwaige folgende Beratungen. Sie schließt keine Behandlungen und keine Medikamente mit ein. Da musste ich lachen: "Hm, aber das ist ja eigentlich das Teuerste an allem. Der Kern des Ganzen."
Die (wirklich sehr nette) Dame am Ende der Leitung lachte ebenfalls und antwortete: "Ja das stimmt schon. Aber mehr ist derzeit nicht möglich. Vielleicht kommt das ja noch."
Und Nebenwirkungen? Der "Drehmoment" in meinem Kopf ist etwas deutlicher geworden - und meine ganze Haut empfindlicher. Strickpullover oder ähnliches zB kann ich derzeit kaum anziehen. Aber das soll wohl zu Beginn der Behandlung normal sein und dann nachlassen. Schauen wir mal.
Wichtig ist am Ende nur, dass es hilft. Wenn schon alles andere bislang versagt hat. Und das.. wünsche ich mir wirklich. Dass auch dieser Versuch nicht umsonst sein wird.
"Ja, das ist teuer, aber ich muss es versuchen", habe ich zum Mann gesagt. "Wenn es mir hilft, ist es mir das alle Mal wert. Das muss ich mir wert sein."
4 Kommentare:
Helma, ich habe schon im Himmel angefragt, ob ich für längere Zeit noch zwei zusätzliche Hände ausleihen kann, damit ich dir 4 Daumen drücken kann.
Ich kann dich so gut verstehen - ich würde auch alles Geld der Welt für etwas bezahlen, wenn ich damit meine Ohren bzw. das Gehör wieder auf ein Normallevel bringen könnte. - Bei dir ist es etwas anderes, aber nicht weniger wichtig, vielleicht sogar noch schlimmer, da mit Schmerzen verbunden.
Ich drück dich, ganz lieb und ganz hoffnungsfroh
Danke Clara :) Vielleicht können wir ja im Juni ein Käffchen drauf trinken? Vom 14.-16.06. simmer da. Ab 10.30 Uhr - also genug Zeit zB am 14. nachmittags.
Krankenkassen. Auch immer nutzloser.
Viel Glück, dass die Behandlung hilft.
Danke Herr Doktor :) Und ja, dasselbe dachte ich auch, während meine Mama es aussprach, als wir telefonierten. Am Ende, so denke ich mal, werden Patienten wie ich den Weg für die Anerkennung der Alternativmedizin ebnen und die Kassen die Kosten dafür irgendwann auch übernehmen. Auch wenn das vermutlich noch dreihundert Jahre dauert - irgendwann isses soweit. Es gibt einfach zu viele Patienten (die ganz sicher auch nicht weniger werden), die der Schulmedizin nach als "austherapiert" gelten (ich übrigens auch), sich aber dann doch nicht mit dem ganzen Scheiß abfinden wollen. Ich bin vielleicht keine 20 mehr, sondern inzwischen in der Blüte meiner Jahre *kreisch* - aber immer noch viel zu jung, um mit all dem Unsinn zu leben, der nicht enden will und stattdessen langsam, aber stetig neue Symptome hervorbringt.
Was auch immer es ist - nieder damit ;)
Meine Frau Doktor in Leipzig meinte übrigens letzte Woche, dass die Medizin eigentlich dankbar sein sollte für Patienten wie mich: Man könne nur an mir lernen - über Mechanismen, Erkrankungen etc., die bis dato noch nicht bekannt sind, über die man noch nichts weiß.
Leider Gottes ist aber kaum jemand zur "Forschung" bereit, eben aus Kostengründen.
Man kann vielleicht auch nicht überall forschen. Wenn sie mal was gegen Krebs oder Aids fänden, wäre das ohnehin sehr viel wichtiger, nämlich lebensrettend.
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