Mir passiert das tatsächlich selten, aber auch bei mir gibt es Tage, wo ich gefühlt am Boden klebe, dem Gefühl unterliege, nicht recht vorwärtszukommen. Und es mir irgendwie die Stimmung "verklebt", ich nur äußerlich den Mund verziehe - und alle denken, ich lache.
Es ging mir nicht so gut in den letzten Tagen und anfangs konnte ich nicht mal wirklich begründen, was mir da auf der Seele lag. Mir war nicht ganz klar, warum ich dem Gefühl nach so am Boden herumkrebste. Woher dieses Gefühl kam, grad nicht in mir zu ruhen.
Und dann, im Dialog mit der einen und anderen Freundin, wurde es mir bewusst. In Vorbereitung auf einen morgigen Termin hatte ich Dokumente herauszusuchen. Befunde zu kopieren, MRT-Aufnahmen bereitzulegen. Und in all dem Blättern längst vergangener Termine, dem Nachlesen des Unwillens anderer, der Ungnädigkeit und Gleichgültigkeit anderer und dem eigenen Status Quo, nach dem es mir zwar deutlich besser geht, aber eben noch nicht alles wieder wie vormals ist, da übermannte es mich: Dieses Gefühl, dieser Unwillen, diese Ungnädigkeit und diese Gleichgültigkeit anderer wären vielleicht doch die richtige Antwort auf ein scheinbar aussichtsloses Ziel gewesen. Die Hoffnung, der Aufwand, die Kosten - umsonst. Oder doch nicht?
"Fazit: Weiterhin optimistisch bleiben, auch wenn's verdammt schwer fällt, und weiter kämpfen."
Diese heutigen Worte einer Kommentatorin kamen heute irgendwie im richtigen Moment. Sie fingen mich auf am Abend, sie begleiteten mich, während der Mann zum Yoga ging und ich mich in der Musik vergrub. Sie begleiteten mich, während ich einer Freundin antwortete, ihr wiederum Mut machte für ganz andere, weitaus elementarere Dinge. Und dann dachte ich: "Mensch, was willst du eigentlich, so schlecht geht es dir doch gar nicht, es wird doch. Und außerdem ist Sommer."
Ich habe mich gefragt, ob es in der Natur des Menschen liegt, dass er nicht mehr mit kleinen Schritten zufrieden sein kann - und ob er immer mehr haben muss? Ob ihm die gereichte Hand nicht mehr genügt und er deshalb gleich Besitz vom ganzen Menschen ergreifen möchte? Aber so bin ich doch gar nicht?
Und je später der Abend wurde, je mehr er sich der Mitternacht zuneigte, je kühler und klarer die Nacht wurde, desto klarer wurde mir, dass ich noch immer nicht immer zuviel möchte. Sondern dass mich im Blättern und Lesen die leise Furcht überkam, all die Unwilligen, die Ungnädigen und die Gleichgültigen könnten letztendlich Recht behalten - und mir würde es nie mehr wirklich gut gehen.
Wenn ich aber vierzehn Jahre lang nicht aufgegeben habe, dann wüsste ich auch nicht, warum ich es jetzt tun sollte.
Und jetzt, jetzt ist mein Stimmungsbarometer auch wieder oben. So war das schon immer bei mir, ein, zwei oder auch drei, maximal vier Tage Seelenpflege, dann habe ich mich selber angekotzt und mich wieder auf die Beine gestellt. So auch heute.
Mein Glas ist immer noch halbvoll, nicht halbleer. Merk dir das, mein Spatzenhirn ;)
Der Termin morgen, der muss übrigens ausfallen. Die ÖPNV streiken und meine Idee, mit dem Auto dort hinzugurken, verwarf der Mann, indem er zu bedenken gab: "Morgen ist die ganze Stadt mit dem Auto unterwegs. Glaub mal nicht, dass du einen Parkplatz bekommst." Recht hat er.
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