"Das würde ich nicht mitmachen, ich würde drauf bestehen, dass es dieselbe bleibt", hatte meine Freundin letztens angemerkt, als ich erwähnte, dass ich nach vier Physio-Behandlungen bereits die dritte Therapeutin präsentiert bekam.
Sicherlich ist es so: Je mehr Leute man fragt, desto mehr Antworten bekommt man - und dann ist man nicht selten weniger schlauer als zuvor, weil man nicht weiß, was man glauben soll. In meinem speziellen Fall weiß das ja aber eh niemand - und ich persönlich fand diesen häufigen Wechsel eher positiv: Ich erhielt mehr Denkanstöße. Eigentlich weniger für mich, mehr für die behandelnden Ärzte, aber letztlich bedeutet es auch für mich, dass ich aktiv etwas angehen kann.
Die erste sprach vom Entfernen meines zweiten Hirns (ich fürchte da eine Gehaltsreduzierung aufgrund nachlassender Hirnleistung ;)), die zweite hat mein Herz im Verdacht und die dritte stellte just mit der 5. Behandlung fest: "Ihre Füße finde ich wirklich äußerst spannend." Öhm....
Als sie mich begrüßte und nachfragte, wie ich mich fühle, erklärte ich matt: "Ich glaub, heut ist nicht so mein Tag." Woraufhin sie sich nicht, wie geplant, mit der Wirbelsäule, sondern den Fußsohlen und hier konkret mit den Reflexzonen befasste. Was soll ich sagen.. Ich lag da zwar komplett entspannt, aber nutzlos auf der Liege, jedoch die Watte in meinem Kopf verschwand fast schlagartig. Ein Effekt, den ich ja, wenn auch nicht gar so deutlich, mit den Spritzen in meinen Kopf empfunden hatte.
"Wie kann ich das am effektivsten zu Hause machen?" fragte ich.
"Mit einem kleinen Ball in Tischtennisballgröße. Er sollte glatt sein, ohne Noppen, aber hart."
Äh... Ja gut. Nach ein bisschen Gekicher und so hab ich dann meine Unterschrift geleistet, schritt schwungvoll zur U-Bahn und durchforstete daheim das Internet. Es ist gar nicht mal so leicht, einen medizinisch wertvollen Ball zu bekommen, der weniger als 6 Zentimeter misst.
"Dann nimm doch die mit 6 Zentimetern", sagte der Mann.
"Nää! Die sind zu groß für meine Füße. Ich muss damit richtig in die Tiefe können."
Grinsen.
"Sonst guck doch mal nach Flummis", empfahl der Mann, "hart sind die auch."
"Hm. Stimmt. Aber dann muss ich mindestens 20 Stück kaufen. In allen möglichen Farben. Sogar mit Gesicht. Aber was soll ich mit zwanzig Flummis?"
Er hat dann seinen Noppenball rausgekramt und probiert.
"Geht doch super!"
"Hallo? Meine Füße sind doch viel zarter als deine."
Er hat dann noch ein bisschen weiter herumgekramt und diesen schwarzen Ball gefunden.
"Nicht ganz so hart, aber effektiv."
Gekicher.
"Darfst halt nicht so doll drauftreten."
"Jeden Tag eine Minute je Fuß", hat die Therapeutin gesagt.
Natürlich habe ich es übertrieben und am ersten Tag gleich mal fünfzehn Minuten draus gemacht. Weils einfach so super ging. Die Quittung kam dann gleich am Tag drauf.
"Ist das normal, dass das so schmerzt, so dass ich am liebsten an die Decke springen wollte?" beklagte ich mich beim Mann, der sich nach Yoga und Joggen gerne und oft auf irgend so einer komischen Rolle wälzt.
"Na klar ist das normal", nickte er ungerührt. "Parole: Durchhalten!"
Gestern habe ich mich auf die eine Minute beschränkt, die mir wie eine Ewigkeit vorkam. Heute bin ich nur um den Ball rumgeschlichen, rangewagt habsch mich noch nicht. Ich muss aber und ich werde auch. Ich will ja weiterkommen. Und es wäre interessant zu entdecken, ob es damit besser wird und ich auf diese unseligen Spritzen verzichten kann, die inzwischen punktuell auf der Wirbelsäule aufgebracht werden. Ich habe mir dann auch im Internet so ne Übersicht zu den Fußreflexzonen rausgesucht und abgespeichert.
"Ball an Magen! Ball an Herz! Ball an Schilddrüse. Iiieeh, das knackt aber komisch! Ball an Dickdarm! Aua scheiße, das tut ja richtig weh!"
Diese ganze Aktion gestern und vorgestern war schmerzhaft, aber lustig.
"Alles hängt miteinander zusammen", hatte die Thera erklärt. "Der ganze Körper ist miteinander verbunden. Das wird nur gerne vergessen."
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