Donnerstag, 31. Dezember 2020
Falies Nawidatt
Donnerstag, 17. Dezember 2020
Das wahre Gesicht
Mir als Zwillinge-Geborener wird ja immer gerne nachgesagt, dass ich ein Mensch mit zwei Gesichtern sei. Deshalb sei mir nicht zu trauen. Dass mein Ex mir das am Ende unserer Ehe erklärte, konnte ich sogar nachvollziehen. Dass mein Chef mir das manchmal gerne vorhält, eher nicht, weil ich immer eine klare Linie verfolge: Fair muss es sein. Wenn ich einmal die Handlung eines Mitarbeiters kritisch empfinde, bedeutet das nicht, dass ich gleich den ganzen Menschen kritisch sehe - und es bedeutet auch nicht, dass dieser Mitarbeiter deswegen nicht auch positive Seiten hat. Dass der Chef das nicht trennen kann (oder will), ist sein Ding, nicht meins.
Ich habe in meinem persönlichen Umfeld einige Freunde und ich habe virtuell wenige Freunde, mit denen ich grundlegend eine gemeinsame Basis empfinde. Es ist keiner dabei, der sich - in welcher Form auch immer - radikalisiert oder der völlig neben der eigenen Spur läuft. Schon zu Zeiten der Flüchtlingskrise und jetzt im Corona-Jahr zeigen die Menschen deutlicher Ansichten, die ich manchmal verwundert, manchmal irritiert betrachte und zur Kenntnis nehme, manchmal mit ihnen in (mitunter leidenschaftliche) Diskussionen verfalle - aber eins bleibt uns immer gleich: Wir mögen uns. So wie wir sind. Vielleicht gab es manchmal auch eine Zeitlang Funkstille, weil man etwas zu hitzig aneinander geraten war oder weil man einfach dachte: E bissl Abstand tut vielleicht auch mal ganz gut. Aber eine Freundschaft zu beenden... Grad wenn sie seit vielen Jahren besteht...
Ich habe gelesen und gehört, dass manch einer von ihnen Freundschaften verloren hat ob ihres Standpunktes, doch für mich selbst hatte ich mir diese Frage bisher noch nie gestellt. Ich sah den Anlass nicht dafür. Weil ich gerade bei den persönlichen Freunden immer eins sehe: den eigentlichen Menschen dahinter, der mir etwas bedeutet. Kann man nicht verschiedener Meinung und trotzdem befreundet sein?
Gestern las ich im Status eines realen, persönlichen Freundes eine Mediennotiz über die Corona-Impfung. Warum sie besser sei als ihr Ruf - und warum die Bedenken unbegründet seien. Diesen Artikel habe ich mir fast bis zuende durchgelesen und dann habe ich den Freund gefragt, ob er selber auch daran glaubt, was er da vermittelt. (Ja, die Frage hätte ich mir eigentlich sparen können, denn irgendwann vor Jahren gehörte er selbst zur Medizin und dass er grundsätzlich alles befürwortet, wusste ich ja schon.)
Er antwortete mir mit Verweis auf verschiedene Statistiken, aber eine belastbare Argumentation, die für die m/RNA-Impfung spricht, konnte er mir nicht geben. Natürlich kann er das nicht - das können selbst die Obersten vom RKI nicht, die zumindest an der Stelle im Oktober offen antworteten: „Wir gehen alle davon aus, dass im nächsten Jahr Impfstoffe zugelassen werden. Wir wissen nicht genau, wie die wirken, wie gut die wirken, was die bewirken, aber ich bin sehr optimistisch, dass es Impfstoffe gibt.“ (Quelle: https://correctiv.org/faktencheck/2020/12/09/unwissenheit-ueber-covid-19-impfstoffe-aelteres-interview-mit-rki-chef-wieler-wird-irrefuehrend-verbreitet/)
Wenn seit rund 25 Jahren an einem DNA-Impfstoff geforscht wird, wo es noch kein einziger bisher in die Zulassung geschafft hat - wie vertrauenswürdig ist es dann, innerhalb von nur sieben oder acht Monaten einen Impfstoff gegen ein neu mutiertes Virus zu finden, von dem man bis zu seinem ersten Auftreten in Europa noch so gar nichts wusste? Und wenn man dazu in öffentlich-rechtlichen Medien über die Wirkungsweise liest, warum darf man dann nicht Zweifel oder eben auch Furcht davor haben, was diese Impfung vielleicht in meinem eigenen Körper auslöst? Erkenntnisse darüber gibt es so ja nicht, können auch nicht vorliegen.
"Welche Risiken und Nachteile gibt es? Bei DNA-Impfstoffen besteht theoretisch die Möglichkeit, dass die in die Zelle verbrachte DNA in das eigentliche Erbgut der Wirtszelle eingebracht wird. Als mögliche Folgen werden eine verstärkte Tumorbildung oder Autoimmunkrankheiten befürchtet. Umfangreiche Studien im Tierversuch haben keinen Hinweis darauf gegeben. Im Gegensatz zu DNA-Impfstoffen werden RNA-Impfstoffe nicht in den Zellkern transportiert. Daher besteht auch nicht die theoretische Gefahr, dass diese in das Erbgut von Körperzellen integriert wird. Theoretisch wäre es möglich, dass andere bereits im Körper vorhandene Viren die Impf-RNA in DNA "umschreiben", so dass diese sich doch in das Erbgut einer Zelle integrieren und dort Folgeschäden auslösen könnte. Eine solche Umschreibung wird jedoch nicht beobachtet. [...]" (Quelle: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/gentechnik-impfung-101.html)
Vielleicht verändert diese Form der Impfung also nicht meine DNA, bewirkt aber womöglich die Bildung von Tumoren? Natürlich ist mir bewusst, dass mir das jederzeit auch ohne diese Impfung widerfahren kann - aber muss ich dieses Risiko denn zusätzlich eingehen? Muss ich das, solange keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen (können)? Im Faktencheck von Correctiv wird ausgeführt, dass Wieler im Oktober ja nur so reden konnte, weil er die Ergebnisse noch nicht kannte, die dann Anfang November vorlagen. Ernsthaft? DAS soll mir die Sorge nehmen? Tut sie nicht. Weil es für mich persönlich keinen Unterschied macht, ob man 7 oder 8 Monate getestet und zusammengefasst hat. An allen sonstigen Impfstoffen wird doch sonst jahrelang getestet und ein aufwendiges Prozedere angewandt, bis eine Zulassung überhaupt erst möglich ist.
Grundsätzlich zähle ich nicht zu den Impfgegnern. Meine Kinder und ich haben die übliche Grundimmunisierung und vor vier Jahren ließ ich mich auch gegen Hepatitis impfen, bevor wir nach Indien flogen. (Sicherlich habe ich mich ab und an schon mal gefragt, ob die nach einem halben Jahr nach der Reise - also gut ein Jahr nach der ersten Impfung - erstmals auftretenden Probleme daher kommen könnten, aber.. DAS zu hinterfragen, DEM nachzuforschen und das dann auch zu beweisen... geschenkt.) Einen sogenannten Vakzin-Impfstoff zu bekommen, habe ich so nie wirklich hinterfragt, weil ich mir immer sagte: Das ist in etwa wie sich im wahren Leben einen Virus einzufangen. Und entweder reagiert mein Körper darauf oder er tut es nicht.
Aber einen DNA-Impfstoff nach nicht mal einem Jahr Testphase zu bekommen, dessen tatsächliche Auswirkungen erst mit den kommenden Jahren statistisch belastbar erfasst werden können?
Als ich diese Gedanken gestern Abend über whatsapp dem Freund stellte, überraschte mich dann doch die recht heftige Reaktion, die vor allem eins beinhaltete: beleidigendes Vokabular und persönliche Abwertung all derer, die sich gegen die Impfung entscheiden - und eine persönliche Abwertung meiner Person.
Das hat mich überrascht und es hat mich verletzt. Nicht nur, dass man als Art Egoistenschwein und Idiot bezeichnet wird, als "Anhänger Bhakdis, mit dem man nicht diskutieren kann", sondern auch mit "was ist denn dein bisschen Muskel-/Schmerz gegen uns Hochrisikopatienten?" Er empfahl mir, für den Fall einer Triage (sein Lieblings-Schlagwort momentan) eine Vollmacht zu unterzeichnen, dass ich im Fall eines Falles erst nach den Geimpften behandelt werden möchte, auch dann, wenn mir vorher die Luft ausgeht. Sein Kind sei schließlich grad in Quarantäne, weil Kontakt zu einer positiven Person - und ich fragte: "Du, das hat meine Freundin mit zwei Kindern schon mehrfach hinter sich [Kita und Schule, ein Trauerspiel für Eltern und Kinder, Anmerkung der Redaktion], was willst du mir denn jetzt damit sagen?"
Nichts. Er wollte mir nichts mehr sagen - und ich kann grad nicht einschätzen: weil er keine Argumente hatte oder keinen Bock? Letzteres hätte ich sogar verstanden und akzeptiert. Wenn er gesagt hätte "Du pass auf, wir kommen da nicht zueinander, wir haben da grundverschiedene Standpunkte, belassen wir es dabei" - dann wäre es auch gut gewesen. Und ich hätte es verstanden und respektiert.
Und was antwortete er statt dessen?
Dass es ihm leid täte, aber die Freundschaft sei hiermit beendet, er könne da nicht weiter.
Weil ich zu diesem Zeitpunkt noch unterwegs war und keine andere Möglichkeit hatte, schickte ich ihm eine Sprachnachricht, woraufhin er antwortete "Sprachnachrichten sind obsolet."
Wow. Okay. Also wenns mehr dazu nicht mehr zu sagen gab... Fünfzehn Jahre Freundschaft. Mit viel Begleitung und vielen Sendepausen zwischendurch, von denen man aber immer wusste: Der andere ist immer noch da. Und jetzt... das?
Wofür? Ich habe das nicht verstanden, gestern Abend nicht - und ich verstehe es immer noch nicht.
Versuche zu reflektieren, was ich an welcher Stelle wie vielleicht missverständlich ausgedrückt haben könnte. Versuchte zu verstehen, warum ich ein Egoistenschwein bin, das wissentlich den Tod aller in meinem Umfeld befindlichen Hoch-/Risikopatienten in Kauf nimmt, obwohl ich sämtliche AHA-Regeln mitmache und nur diese Impfung für mich ablehne. Versuchte zu verstehen, warum er Angst um seinen Arsch hat, aber nicht versteht, dass ich mich genauso um meinen Arsch sorge? Weil ich sagte, dass ich aktuell genug Probleme mit meinem Körper habe und nicht noch mehr Probleme brauche - was ist falsch daran? Weil ich nicht zwangsläufig dran sterben muss?
Ich fragte mich (und ihn), warum er mich nach den fünfzehn Jahren Freundschaft nicht besser kannte als mir zu unterstellen, ein Anhänger von irgendjemandem zu sein, von dem ich maximal weiß, wie man den Namen schreibt, aber mich noch nie mit seinen Aussagen und Thesen befasst hatte. Dass er mir nicht zugestand, mir eigene Gedanken zu machen aufgrund dessen, was auf offziellen, also anerkannten Seiten bekannt gemacht wurde.
Am Abend saß ich irgendwie geknickt und immer noch überrascht von all dem auf meinem Sofa, aber ich sagte mir dann auch: Wenn es so einfach für ihn ist.. Wenn er tatsächlich keine anderen Argumentationen als Beleidigungen hat, oder anstatt einfach zu sagen "Du pass auf, passt grad nicht für mich, ist mir zuviel", dann soll es so sein. Dann trennen sich von hier an die Wege.
Er hatte mich dann ohnehin blockiert. So sei es dann.
Vor ein paar Wochen oder Monaten (ich hab so ein scheiß schreckliches Zeitgefühl) las ich irgendwo, dass Corona auch ein was Gutes hätte: Es würde viele (schmerzhafte) Wahrheiten zutage bringen, die man mitunter nicht für möglich gehalten hätte. Und vermutlich gehören solche Erfahrungen auch dazu.
In einem ganz anderen Zusammenhang hatte ich erst vor zwei Tagen zu jemandem gesagt: "Schönwetterfreunde braucht kein Mensch. Wirklich kennenlernen tust du jemanden erst in Belastungsmomenten. Wenns drauf ankommt. Wer dann noch für dich da ist, auf den kannst du bauen. Auf alle anderen kannst du scheißen."
Dienstag, 15. Dezember 2020
Jerusalema
Montag, 7. Dezember 2020
What If I'm Wrong
Ein klein wenig Weihnachtsstimmung habe ich schon in ihr Zuhause gebracht, habe ihnen ein Abendessen zubereitet und möchte die Zeit, die wir hier haben, genießen. Gerade jetzt möchte ich umso mehr, dass sie es gut haben..
Vor gut einer Woche, vielleicht ist es auch noch ein paar Tage länger her, da debattierte ich mit einer Freundin über persönliche Befindlichkeiten und auch über die aktuellen Entwicklungen. Irgendwann schrieb sie mir, dass ich auf jedes schlüssige Argument ihrerseits ein schlüssiges Gegenargument hätte - und das war ein Moment, in dem ich mich irgendwie schlecht fühlte mit dieser Aussage. Mir ist bewusst, dass ich bei aller "Pflegeleichtigkeit" durchaus auch mal anstrengend sein kann. Nur geht es mir nicht darum, mich im Recht zu fühlen oder auf meiner Meinung zu beharren. Mit jedem Dialog habe ich die Chance, mich selbst zu hinterfragen, meinen Standpunkt zu hinterfragen - und diesen auch anzupassen oder gar zu wechseln, sofern die Argumente sich für mich stimmig anfühlen. Das bedeutet aber auch, nicht alles widerspruchslos hinzunehmen, sondern auch mal so lange zu fragen, bis mein Bauchgefühl mir signalisiert: Okay, gut jetzt.
Doch je tiefer wir in die Debatte stiegen, desto mehr wurde mir vor allem eines bewusst: Eigentlich.. bin ich müde. Eigentlich weiß ich viel zu wenig. Eigentlich habe ich überhaupt keine Ahnung von vielen Dingen - und erlaube mir dennoch, eine Meinung zu haben. Eine Sicht auf die Dinge, von der ich genauso weiß, dass es vollkommen egal ist, was ich denke und was ich nicht denke. Ob ich falsch liege oder nicht. Es spielt einfach keine Rolle.
Mit eben jener Freundin debattierte ich schon vor gut einem Jahr darüber, ob und was ich einem bestimmten Menschen glauben kann und glauben soll. Irgendwann in dieser Diskussion fragte sie mich: "Warum ist es dir so wichtig, ob das stimmt oder nicht?"
Damals konnte ich ihr nur vage auf diese Frage antworten, inzwischen weiß ich konkret, wann mir die Wahrheit wichtig ist: wenn es etwas mit mir selbst macht. Wenn ich nach Offenbarungen anderer nicht mehr schlafen und an kaum etwas anderes denken kann. Wenn ich nach Wegen suche, ob und wie ich dem anderen helfen kann, wenn man gemeinsam weint - dann will ich wissen, dass all das.. nicht auf einer Lüge basiert. Ich will nicht, dass mit dem Empfinden eines anderen Menschen gespielt wird - und ich will auch nicht, dass mit meinem Empfinden gespielt wird.
Und als sie mir antwortete, dass ihr in vielen Dingen auch einfach das (Hintergrund-) Wissen fehlt und sie deshalb auf diejenigen vertraut, die Entscheidungen beeinflussen bzw. treffen dürfen, alles andere für sie zu schwierig und anstrengend sei, da dachte ich: Ja, sie hat recht. Es ist anstrengend und es ist irgendwie sinnlos anstrengend.
Vor siebzehn Tagen hat sich ein Mensch für immer verabschiedet. Ein Mensch, der per Definition vielleicht gerade so kein Kind mehr war, in seinem Wesen und aus verschiedenen medizinischen Gründen jedoch das Kind geblieben war. Vielleicht ist dieser Abschied kein überraschender gewesen - aber zu sehen, wie sehr die Eltern unter diesem Abschied leiden, das ist kaum in Worte zu fassen. Und du kannst auch nicht wirklich etwas tun, außer ihnen zuzuhören, wann immer sie mit dir reden wollen, mit ihnen zu weinen, außer sie an dich zu drücken und einfach nur festzuhalten. Ihnen den Rücken freizuhalten von all den "irdischen" Dingen, für die ihnen noch immer Raum & Zeit fehlen. Tage, an denen sie sagen, sie möchten am liebsten überhaupt nicht aufstehen. Tage, an denen sie nur trinken, statt zu essen, und alles wieder zu erbrechen.
Und mich berührt es umso mehr, weil ich selbst immer gesagt habe: Du kannst alles im Leben überstehen und irgendwie überwinden - aber nicht, wenn du dein eigenes Kind begraben musst. Selbst wenn du irgendwann an den Punkt gekommen bist, wo du ihn gehen lassen willst, weil alles andere auch kein wirkliches Leben mehr ist. Trotzdem bringt es dich um, wenn es eines Tages dann doch soweit ist und du derjenige bist, der seinem Kind die Augen schließen und ihn nach dem Waschen in den Sarg legen musst.
In dem Moment spielt keine Rolle mehr, woran du glaubst oder glauben möchtest - da ist einfach nur noch Schmerz, den man versucht, mit aufzufangen, indem du auch nur irgendwas tust, dass es den Eltern leichter macht, sich nicht auch noch darum kümmern zu müssen.
In solchen Momenten - aber da kann ich auch nur für mich sprechen - bin ich einfach nur dankbar, wenn ich in den Weihnachtstagen bei meinen Kindern sein kann, wenn ich den Mann mit mir nehmen kann, damit er bei seiner Mama sein kann. Vielleicht dürfen wir fünf alle an Weihnachten zusammen sein, vielleicht nun doch nicht - aber wie es auch kommen mag: Ich denke nicht mehr pro und nicht mehr contra - ich denke nur noch eins: Ich bin dankbar, wenn ich bei meinen Kindern sein darf. Ganz egal, ob es das Weihnachten ist, wie wir es uns gewünscht hätten, oder dass es vielleicht doch hätte anders gehen können. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte... dann, dass niemand einsam sein muss. Aber selbst auf meiner Blümcheninsel in meinem Kopf weiß ich, dass die Realität eine ganz andere ist.
Samstag, 21. November 2020
Die verlassenen Kinder
Hm, natürlich weiß ich im Grunde, warum ich die letzten Tage so müde war und so zeitig schlafen ging. Zum einen war da die gut gefüllte letzte Woche. Und zum anderen die Tatsache, dass ich seit dem Wochenende kaum geschlafen hatte. Es war gar nicht mal soooo sehr, dass der Kopf soviel gewälzt hätte. Ich war einfach... wach. Fit. So als hätte ich irgendwas genommen oder mindestens zwanzig Tassen Kaffee getrunken. Habsch aber nicht.
Und während zu Beginn der Woche der Mann relativ zeitig schlafen ging, lümmelte ich bis in die Morgenstunden auf dem Sofa und zappte mich durch die Mediatheken. Und blieb hängen an einer Doku über Mütter aus der DDR, die mit dem Fall der Mauer alles zurückließen und weggingen. Die vor allem das eigentlich Wichtigste zurückließen: ihre Kinder.
Wenn ich zurückdenke.... Zur Wende war ich schwanger und freute mich auf mein erstes Kind. Ich hatte einen Job, eine Neubauwohnung mit warmem Wasser aus der Wand (was ja damals beileibe nicht selbstverständlich war). Sicherlich bin ich damals auch mal in den Westen gefahren, um mir das anzuschauen, wie das dort nun wirklich aussieht - aber dort bleiben wollte ich jetzt auch nicht. Damals war ich kaum zwanzig Jahre alt, eher schüchtern und ängstlich und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet. Veränderungen machten mir eher Angst, weil ich mir selber nicht zutraute, damit umgehen zu können.
Dass ich zwei Kinder bekommen habe, hat mich in meiner ganzen Entwicklung den entscheidenden Schritt nach vorn gebracht. Einfach, weil mich insbesondere die Umstände mit und um den Älteren dazu zwangen, mich mit allen möglichen Ämtern und Institutionen herumzuschlagen. Aber das kam erst später, einige Jahre nach der Wende.
Wenn ich heute an diese ersten Jahre mit Kind/ern zurückdenke, dann sage ich mir heute: Ich habe diese Zeit unbedingt zu wenig genossen. Eingespannt in Vollzeitjob, Haushalt und Kindererziehung habe ich auch aufgrund des Drucks "von außen" den Fokus eher darauf gehabt, dass die Wohnung in Ordnung und vorzeigbar war, dass ich gutes Geld verdiente.
Mein Tag begann regelmäßig 3.30 Uhr, damit ich 5.15 Uhr die Kinder wecken, waschen, anziehen und befrühstücken konnte, bevor ich sie mir 6.00 Uhr unter den Arm klemmen und mich auf den Weg zu Hort und KiTa machen konnte. Zur Arbeit hetzen, 6.30 Uhr den Dienst antreten, zwischen 16.00 und 17.00 Uhr heim, die Kinder abholen, einkaufen, Abendessen zubereiten, Schularbeiten kontrollieren oder beaufsichtigen, die Kinder baden, zu Bett bringen, Ordnung ins Zuhause bringen - und dann selber tot umfallen bis zum nächsten Morgen 3.30 Uhr.
Hätte sich daran etwas geändert, wenn man den Lebensmittelpunkt von Ost nach West verlegt?
Natürlich nicht.
Aber hätte ich mir jemals auch nur ansatzweise vorstellen können, mein Kind zurückzulassen?
Diese Frage habe ich mir niemals gestellt - aber ich stellte sie mir Montagnacht, als ich die Doku anschaute. Ich sah die Aufnahmen der Kinder von einst, manche kaum zwei Jahre alt, andere 6, 7 oder 11. Kinder, die ohne jegliche Vorwarnung in der Wohnung zurückgelassen wurden. Meist verabschiedet mit den Worten: "Ich geh mal rüber nach Westberlin, bin heute Abend wieder da und bringe euch was mit." Das sagte eine dreifache Mutter zu ihrem Ältesten. Ließ auf dem Küchenschrank sechs oder acht Stullen zurück und ging. Nach drei Wochen (!) sind Nachbarn aufmerksam geworden - Gott sei Dank. Ein anderes Kind hatte dieses Glück nicht..
Eine einzige Mutter wurde ausfindig gemacht und befragt, warum sie ihr Kind zurückgelassen hatte. Ihre Begründung war, dass der Junge ja gar nicht ihr leibliches Kind sei und deshalb auch öfter geäußert habe: "Du hast mir gar nichts zu sagen." Und dass er eben auch seine Hausaufgaben immer nicht gemacht habe. Der Reporter fragte ungläubig nach: "Weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hat?"
Von dem Jungen hat sich irgendwann die Spur verloren. Schulausbildung, Berufsausbildung und dann drei Jahre arbeitslos, so haben sie ihn nochmal angetroffen. Was aus ihm geworden ist, ist nicht bekannt.
Ich konnte danach nicht einschlafen. Reflektierte mein eigenes Leben, eigene Entscheidungen und die, denen ich zugestimmt hatte. Ich weiß, dass ich falsche Entscheidungen getroffen bzw. zugelassen habe. Dabei hilft mir nicht, dass ich es damals nicht besser wusste bzw. dass es für damals die richtige Entscheidung gewesen sein mochte - heute weiß ich, was falsch war. Das ist ein Grund mit, warum ich heute so derart an den Jungen "dran" bin. Es geht mir nicht um Kompensierung für etwas, das ich nicht ändern kann. Es geht mir darum zu zeigen: Ich bin da, egal was kommt. Ich bin da, egal was ihr braucht. Wenn ihr jemanden braucht, auf den ihr euch verlassen wollt, dann bin ich da.
Es gibt so unfassbar viele Eltern, die keinen Kontakt zu ihren Kindern haben und auch nicht wollen - und ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, ein Kind mit mir im Bauch herumzutragen und dann, wenn es da ist, irgendwann vergessen oder verdrängen oder ablehnen.
Es gibt so viele Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, verprügeln. Wie bringen die das fertig? Was fühlen die dabei - und fühlen die überhaupt nur irgendetwas?
Wie konnten die Mütter von einem Tag auf den anderen weggehen, ihre Kinder zurücklassen und sich nie wieder darum kümmern, was aus ihnen geworden ist? Kinder, die sich selbst entweder völlig verloren haben - oder die sich bis heute mit Verlustängsten quälen? Die bis heute darunter leiden, dass die eigene Mutter sie nicht mehr wollte?
Solche Menschen will ich gar nicht verstehen. Ich sehe den Vier- oder Fünfjährigen in seinem Schlafanzug auf der Pritsche im Kinderheim sitzen, wie er in die Kamera schaut und sagt: "Die Mama ist weg. Die kommt nicht wieder. Nie wieder." Und dann lächelt er und du sitzt fassungslos davor und denkst, das gibt es doch gar nicht..
Und da war er wieder.. Der Gedanke, das Bedürfnis, meinen Job zu wechseln und noch mal ganz von vorn anzufangen. In einer ganz anderen Richtung. Mich kümmern da, wo es andere nicht (mehr) wollen.
"Der Gedanke an sich ist ja gut", sagte der Mann, "aber bist du auch vorbereitet auf das ganze Elend, was du dann zu sehen bekommen würdest?"
Da bin ich unsicher, das gebe ich zu. Aber wie kann man Kinder nicht liebhaben können? Wie kann man sich nicht kümmern wollen?
Mir ging das auch 2016 in Indien so. All die verwahrlosten, hoffnungslos verschmutzten Kinder mit ihren so dürren Beinchen, dass man sich wunderte, dass sie darauf stehen konnten. Wie oft wünschte ich, ich hätte sowas wie eine Kindereinrichtung, wo man all die Kinder baden könnte, ihnen zu essen geben und sie spielen lassen könnte. Wenigstens tagsüber, und abends holen die Eltern sie wieder ab.. Dass sie es wenigstens tagsüber gut hätten, anstatt im Staub zu liegen, darauf angewiesen, dass ihre Eltern Geld oder wenigstens was zu essen erbetteln können..
Kein Kind bittet darum, auf die Welt kommen zu dürfen. Aber jedes hat es verdient, dass man es bedingungslos liebt. Wieviel zerstörte Menschen weniger hätten wir, würden Eltern ihre Kinder bedingungslos lieben und auch genauso behandeln?
Freitag, 20. November 2020
Heiße Köpfe
Als ich gestern Morgen mit dem Chef telefonierte und wir über die Gehaltsabrechnung für den November sprachen, da stellten wir auch fest, dass in gut fünf, sechs Wochen das Jahr rum ist. Natürlich ist das jedem bewusst und jedem klar - gleichwohl waren wir beide ein wenig erschrocken, wie schnell eben dieses Jahr rum war.
"Und dabei ist gar nicht viel passiert", wunderte sich der Chef.
"Das ist es ja", antwortete ich nachdenklich. "Wenn du ein ganzes Wochenende lang nur im Bett liegen und gar nichts machen würdest, wär man schockiert, wie schnell die zwei Tage rum sind. Packt man sich die aber voll mit Erlebnissen, dann fühlt es sich so an, als habe man vier Tage frei gehabt."
Bald also ist Weihnachten, Jahreswechsel - und ich gebe zu, ich betrachte die kommende Zeit mit ein wenig gemischten Gefühlen. Und das gar nicht mal so wegen mir selber, sondern wegen Menschen zum Beispiel, die allein sind. Oder sich allein fühlen. Menschen, die sich jedes Jahr in den Weihnachtstagen noch mehr allein fühlen als sonst. Wie fühlen sie sich in diesem Jahr? Nicht mehr allein als sonst auch, weil sich für sie im Grunde nichts ändert? Und sie den Menschenmassen, den Familien nicht zusehen müssen, was ihr Einsamkeitsgefühl noch mehr befeuerte?
Heute Morgen hat der Mann mir gedankt, dass ich unser Zuhause so gemütlich gemacht hatte, vor allem abends, wenn er heimkommt. Es ist still und ruhig, warm und behaglich. Vor allem auch deshalb, weil ich mich an den vergangenen zwei Abenden schon vor sieben Uhr in mein Bett legte. Ich war tatsächlich todmüde, richtiggehend "durch", obwohl ich noch bis Mittwoch freie Tage genießen konnte. An denen auch nicht wirklich viel passierte. Zumindest nicht im außen.
"Warum tust du dir das immer an?" fragt der Mann öfter, wenn ich mich in Blogs oder Social Media zu aktuellen Themen auseinandersetze. Offen gestanden, habe ich mich das gestern und heute auch wieder selbst gefragt. Weil ich auch spüre, was es mit mir macht. Wie es in meinem Kopf hin und her geht und immerhin den Blutdruck fördert. Insgesamt aber stelle ich auch immer wieder fest, dass ich bei aller Diskussion - mit wem auch immer - wieder und wieder meinen eigenen Standpunkt hinterfrage. Schaue, ob ich etwas Neues erfahren kann oder aber wenigstens den Blickwinkel anpassen könnte. Oder müsste.
Genau genommen ist das auch der einzige Grund, warum ich mich seit jeher für alles mögliche interessiere und dann auch die Diskussion nicht scheue. Manchmal aber auch dann, wenn ich etwas lese, sehe, höre, das ich für mein Empfinden als ungerecht einschätze.
Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Gewalt hasse und verabscheue. Gewalt in jeglicher Form, ob nun psychisch oder physisch. Auch weil ich es selbst durchlebt habe, sechzehn Jahre lang, um genau zu sein. Das hat mich nachhaltig geprägt, auch wenn ich schon vor diesen sechzehn Jahren das war, was man allgemeinhin als Pazifist bezeichnet. "Frieden schließen; befrieden, besänftigen"
Hierbei unterscheide ich auch nicht, von welcher Seite Gewalt entsteht. Ob sie von rechts oder links kommt oder von mir aus auch von oben oder unten - Gewalt bleibt Gewalt und allein die Bereitschaft dazu verabscheue ich. Da gibt es auch nichts zu "verniedlichen", dass zB linke Gewalt ja eigentlich den Standpunkt vertritt, dass Unbeteiligte nicht zu Schaden kommen sollten. Darf sie deshalb tolerierbar sein? Nein, darf sie nicht. Weil sie inzwischen längst in Kauf nimmt, dass sie es tun - und taten. Und wenn jemand sagt "Ah ja, die verdammten Corona-Leugner, da bleibt ihr still, ihr Bullen, wo auch die Rechten ihre Reichsflaggen schwenken, aber kaum kommen die Autonomen in Connewitz zusammen, haltet ihr den Wasserstrahl drauf!" - dann wehrt sich irgendwas in meinem Bauch gegen diese Darstellung. Ich habe schon Videos gesehen, in denen sich die Polizei in Connewitz komplett defensiv verhielt - und Bewohner sich fragten: "Wieso? Wann gehen die endlich mal richtig dagegen vor?" Wenn aber Straßenzüge auseinander genommen und teils in Brand gesteckt werden, sorry, aber dann darf man da auch mit einem Wasserwerfer draufgehen. Das ist zumindest meine Meinung.
In den vergangenen zwei Tagen habe ich mir Videos von der Corona-Demo in Berlin angeschaut. Warum sich Eltern mit ihren Kindern vorn mit in die ersten Reihen stellen, erschließt sich mir nicht. Wir reden hier immerhin nicht von Friedensbewegungen - auch wenn es gerne so dargestellt werden möchte. Wir reden hier von Zusammenkünften, die jederzeit eskalieren könnten. Da nimmt man sein Kind nicht mit hin! In Berlin entschloss sich die Polizei (im Gegensatz zu Leipzig), ihre Wasserwerfer einzusetzen. Das sicherlich nicht "zielgerichtet" wie zB bei anderen Einsätzen, sondern eher als "Beregnung", da die Menschen auch nach mehrmaliger Aufforderung, den Platz ob der Nichteinhaltung der Auflagen zu verlassen, nicht nachkamen.
Als ich dann heute ein Posting sah mit der Unterschrift:
"Presseanfrage an die Berliner Polizei: Haben Sie vor dem Wasserwerfer-Einsatz Mediziner konsultiert wegen gesundheitlicher Folgen, insbesondere im Hinblick auf Infektionsschutz (durchweichte Masken, Tröpfchen etc.) und Auswirkungen auf die Immunität? Was rieten Ihnen diese?"
da konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen, welche Masken denn gemeint gewesen waren (es gibt ja nun inzwischen genug Videobelege, dass fast ausschließlich alle keine Maske trugen) - und warum jetzt nach Infektionsschutz gefragt wird, wenn Menschen ohnehin ohne Maske und Abstand beieinander stehen?
Fast zeitgleich veröffentlichte jemand ein Statement der Bundesregierung vom 12. März, wonach die Menschen zu Vertrauen und Besonnenheit aufgerufen wurden und man eindeutig dementierte, dass von Seiten der Regierung NICHT geplant wäre, einschneidende nationale Beschränkungen aufzuerlegen.
Dass man Fake News nicht trauen solle.
Hm. Nur weiß man ja inzwischen, dass bereits am 19. März der erste Lockdown in Bayern eingeführt wurde - und dass die anderen Bundesländer gut eine Woche später folgten. Hat man das im Ministerium am 12. März etwa nicht gewusst? ;)
Bis heute schaue ich mir keine entsprechenden Youtube-Videos an, ich lese auch nicht wahllos irgendwelche Statements - und ich werde misstrauischer, je reißerischer etwas angeprangert wird.
Dennoch finde ich für mich persönlich bis heute keine schlüssige Argumentation für das, was seit März bei uns beschlossen und durchgezogen wird. Dabei bewerte ich gar nicht, ob Corona nun wirklich gefährlich ist oder nicht - weil mir das gar nicht zusteht. Weder kenne ich mich darin aus noch habe ich je in Richtung Medizin studiert. Aber ich höre auf das, was diejenigen sagen, die sich damit auskennen sollten. Bzw. höre ich denen zu, die sich damit auskennen und - anfangs vorsichtig und diplomatisch - wiederholt dazu auffordern möchten, sich weniger auf Infektionszahlen zu fixieren als vielmehr auf die Zahl der Schwererkrankten und die der Todesfälle und dass man insbesondere Risikopatienten schützt.
Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich denke schon, dass ich eine Auffassung zu allem haben darf, auch wenn ich nicht Medizin studiert habe.
Was heißt das konkret für mich? Ich finde es gut und richtig, dass wir alle im Frühjahr informiert worden sind. Damit wir eben auch wissen "Hey Leute, da gibts was, das wir noch nicht kennen und nicht einschätzen können - aber Ihr könnt was tun." Zum Beispiel besuche ich momentan meinen schwer herzkranken Papa lieber nicht und schiebe es auf. Das mache ich aber nicht nur bei Corona so, sondern jedes Jahr, wenn irgendeine Erkältungswelle rumgeht. Ich achte noch mehr aufs Händewaschen. Und wenn ich erkältet bin, halte ich mich fern von anderen. Also eigentlich alles Dinge... die wie immer sind und an die man sich grundlegend hält.
Ich finde auch gut, dass auch gesagt wurde, es sei eben alles neu, es lägen keine Erkenntnisse vor etc.
Dass man nur ausprobieren kann. Und natürlich ist es ein Unterschied, ob ich für eine 5köpfige Familie Verantwortung trage oder für rund 83 Millionen Menschen. Inzwischen aber weiß man schon etwas mehr, man spricht sogar vom ersten genbasierten Impfstoff. Wer möchte, darf meine Dosis gerne haben - jedoch ich möchte mir dieses Zeug nicht spritzen lassen. Zum einen habe ich mit meinem Körper schon genug zu tun. Zum anderen regen wir uns auf über gentechnisch entwickeltes Obst und Gemüse usw. - und jetzt lassen wir uns das Zeug freiwillig unter die Haut schieben? Mit Haftungsfreistellung für den Entwickler und ohne Erkenntnisse darüber, was das im Menschen überhaupt auslösen und bewirken kann?
Versteht mich nicht falsch - zum Impfgegner zähle ich nicht. Ich bin geimpft und meine Kinder sind es auch. Mit abgeschwächten Erregern, die eine Immunreaktion im Körper hervorrufen und uns immunisieren sollten. Aber eine genbasierte Impfung?
Und gerade weil man inzwischen etwas mehr über Covid weiß, habe ich echt nicht erwartet, dass ein zweiter Lockdown eingeführt wird. Vor allem nicht, an welcher Stelle. Da, wo Hygienekonzepte aufgestellt und teils für teuer Geld umgesetzt wurden - und das erfolgreich. Da, wo absolut nicht nachgewiesen wurde, dass da Infektionsherde brodelten. Sportzentren, Lokale. Muss ich das verstehen? Also treffen sich die Leute wieder vermehrt zu Hause. Da, wo man davon ausgeht, dass die Infizierung eher im privaten Bereich erfolgt? Ja, du darfst nur eine Familie treffen. Aber wer kontrolliert, ob ich jeden Tag oder jede Woche eine andere Familie treffe? Meine Eigenverantwortung? Oder der Denunziant von Tür Acht, dem die offizielle Plattform dafür eingerichtet worden ist?
Zu dem ganzen Thema gibt es übrigens auf ARTE eine sehr gute, sachliche Dokumentation. Die ist noch bis 8. Februar in der Mediathek verfügbar und heißt "Sicherheit contra Freiheit: Deutschland, Frankreich und Schweden in der Krise". Alternativ kann man sich die auch noch auf youtube anschauen. Ich hab sie mir angesehen. Und kann sie wirklich jedem nur empfehlen.
Ja.. In Tagen wie diesen kann man sich richtig die Köppe heißreden. Oder stattdessen auch einfach nur alle Themen ruhen lassen und einen entspannten Herbstabend mit dem Liebsten genießen. Wenn man denn einen hat.
Freitag, 13. November 2020
The Day after Yesterday
Der Junge fragt mich (und sich), wo ich immer meine Energie hernehme. Die Kolleginfreundin bestaunt dasselbe und meint: "Das schaffst du auch noch, davon bin ich überzeugt."
"DAS" meint: Lösen der alten und Anschließen der neuen Waschmaschine. Denn es ist ja so: Entweder Du ziehst Du irgendwo ein Steinchen raus und der ganze Haufen überrollt Dich - oder aber es ist, wie mein Opa immer zu sagen pflegte: Der Anschiss lauert überall.
Denn als ich am Montag zeitig genug hier in L eintraf, ordnete ich zunächst die Wäsche und begann mit dem Waschen. Nur um nach der ersten Runde das Bullauge zu öffnen und deutlichen Qualm nicht nur zu riechen, sondern auch zu sehen. What? Also Wäsche entnommen, Deckel abgeschraubt, Rückwand abgeschraubt - aber es war nichts Verdächtiges zu sehen. Nichts Verschmortes, nichts Ungewöhnliches - alles trocken und ordentlich. Jedenfalls, soweit man überhaupt schauen konnte. Irgendwelche Betonteile jedenfalls schraubte ich nicht noch ab, das war mir nicht nur zu schwer, sondern erschien mir auch nicht wirklich sinnvoll. Ob zwischen Trommel und Waschmaschine etwas geraten war, ließ sich nicht eindeutig beantworten - aber jetzt noch eine Wäsche riskieren? Was mach ich, wenns nen ordentlichen Hieb gibt, von woher auch immer? Wie alt das Teil ist, weiß ich ohnehin nicht, wir hatten sie vor rund 6 Jahren gebraucht vom Opa übernommen. Also rief ich beherzt bei einem Freund an, der zugleich einen Gebrauchtwarenladen besitzt. Ich kenne seine Ware, der nimmt nur welche, die tipptopp ist - nur leider hat er im Moment keine Waschmaschinen in seinem Geschäft.
"Dann musst du jetzt wohl mal in den sauren Apfel beißen", meinte er vergnügt und ich fragte mich grummelnd im Stillen, in welchen von den sauren in meiner ganz persönlichen Obstschale.
Der Junge und ich gruben dann das Internet rauf und runter.
Problematik war ja ohnehin: Der Wäscheberg hatte längst bedrohliche Ausmaße angenommen, also musste wenigstens zügig und zuverlässig geliefert werden. Und hierfür.. kommt eigentlich tatsächlich nur das große A in Frage.. "Da unterstützt du wieder die Amis", meinte der Mann. Stimmt zwar, nutzte aber dennoch nichts. Und dabei hatte ich erst vor kurzem in einem Blog gelesen, man solle doch einfach mal die Onlineriesen und überhaupt jene, die an einem Lockdown verdienen, boykottieren. Mir gefiel diese Idee ausnehmend gut - und kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, pinkelt mir das reale Leben vor die Füße.
Jedenfalls haben wir jetzt eine bestellt, heute soll sie geliefert werden - und den gestrigen Tag nutzten der Junge und ich, die beiden Zimmer komplett umzuräumen. Was bedeutete, die alten Möbel beim Großen zerlegen, in den Keller tragen, den Keller dazu für den Sperrmüll sortieren, die Wohnwand vom Jüngeren zerlegen, ins andere Zimmer befördern - und dann werkelte der Jüngere in seinem Zimmer weiter und ich im Zimmer des Älteren. Als der dann nämlich abends von der Arbeit kam, war alles fertig: die Wand gestrichen, die Möbel aufgestellt, die Schränke eingeräumt. Eigentlich hatte ich angenommen, dass wir die zwei freien Tage dazu benötigen würden - brauchten wir dann aber doch nicht.
"Und wo schläfst du jetzt?" fragte der Mann abends, als ich ihm die Fotos schickte.
Nun. Auf einer Gästematratze, aber nach der ersten Nacht war mir endgültig klar: Das ist nur ein Provisorium, hier muss eine Alternative her ;) So ähnlich sah das auch der Jüngere, der mich gestern schon fragte: "Bist du sicher, dass du das so willst?"
"Wieso nicht? Ist erstmal das einfachste vom Auf- und Abbauen her und das Kostengünstigste."
"Na ja... Aber du mit deinen Schmerzen. Und dann... na ja... du weißt, du bist ja..." Dann begann er zu lachen, duckte sich weg und verschwand. Frechheit! Dabei hatte erst am Mittwoch die Kolleginfreundin meinen Erklärredefluss unterbrochen, indem sie sagte: "Ey... Du siehst grad echt aus wie Mitte Dreißig!" Aussehen ist aber ja auch nicht sein, aber ich dachte einmal mehr, was so eine kleine Pille doch ausmachen kann. Also die Cortison-Pille. Neun Tage - und mir gehts schon echt besser. Was sich durchaus auch gestern beim Möbeltragen und vor allem Treppensteigen zeigte. Das ging wirklich wie geflutscht und ganz ohne Probleme. Nur die Schultern sind nicht besser geworden - aber hey: neun Tage! Das ist wirklich viel mehr als ich gedacht hätte.
Aber natürlich war ich am Abend "grätenbreit", wie der Sachse sagt, und "kreuzlahm", wie der Fischkopp sagt. Also ließ ich mir erstmal ein Muskel- und Gelenkebad ein, bevor ich mich mit der letzten Energie des Tages daran machte, eine Kleinigkeit zum Abendessen zu zaubern.
Heute Morgen dann, nach dem Duschen, schaute ich mir die Anschlüsse der alten Waschmaschine an. Vor denen habe ich schon einigen Respekt. Die sind so "lawede", dass man denkt, hier geht nur vom bloßen Anfassen was schief. Wie der Junge auch gestern sagte "Das is eigentlich ne echt primitive Bude. Eins geht nach m anderen kaputt. Hier die Anschlüsse, dort die Steckdosen, die Wände bröseln, der Keller is morsch..." Und vermutlich hat er auch recht damit, aber es hilft ja nix. Dafür zahlen wir auch nur vierhundert Euro warm für zwei Zimmer mit Küche und Bad. Altbau eben. Die Steckdosenabdeckungen werden wir im kommenden Jahr nach und nach erneuern und auch die Silikonfugen an den Fensterbrettern. Für das kommende Frühjahr bzw. den Sommer haben wir uns dann noch den Balkon vorgenommen. Es gibt so viele kleine Möglichkeiten, mit denen man aber große Veränderungen herbeiführen kann. Ein gutes Gefühl, wenn man vieles allein machen kann und auch hinbekommt. Und wenn es anschließend wirklich schön wird.
"So einen Service hätte ich auch gern", sagte der Mann gestern Abend und ich antwortete: "Hast du doch. Ich liefer die Ideen und dann setzen wir sie gemeinsam um. Du machst nur vieles selber, um mich zu schonen."
Und die Kolleginfreundin sagte zu den Fotos: "Geil! Jetzt kann ja die erste Freundin kommen."
Einiges ist derzeit zwar noch ein Provisorium, aber spätestens Mitte Dezember sollte dann alles komplett fertig sein.
Und ich freu mich über zwei Dinge: dass es mit dem Jüngeren ein so harmonisches, entspanntes Arbeiten ist, weil der genauso gerne Dinge verändert wie ich, dass wir alles geschafft haben und es jetzt wirklich schön geworden ist, der Ältere damit ein cooles Zimmer hat - und dass ich entgegen der Planung zwei Tage übrig hab, um mich zu erholen. Ich werde mit einem richtig guten Gefühl am Sonntag wieder hier wegfahren.
Sonntag, 8. November 2020
Up to Date
Ich hatte es heute grad erst an Gretel kommentiert: Ich vermisse bestimmte Blogs - und im Gegenzug bin ich selber grad seltener mit dem Schreiben. Nicht, weil nichts passieren würde oder mir die Themen ausgingen. Und das auch, trotzdem das Schreiben neben der Musik "mein" Medium ist. Mein Medium, einen freien Kopf, eine freie Seele zu bekommen, damit ich - bildlich gesprochen - wieder in meiner Hängematte schaukeln kann. Vielleicht sollte ich es auch so machen wie Gretel es in ihrem Blog getan hatte: mehr Bilder sprechen lassen. Momente eines jeweiligen Monats einfangen und (auch für mich selbst) visualisieren. Dass ich auch ein Augenmensch bin, dürfte ja ohnehin bekannt sein ;) Vielleicht fange ich diesen Monat auch damit an, mal gucken, ich weiß noch nicht. Klar könnte ich auch zu Instagram wechseln - aber was soll ich da? Zwar bin ich eine Frau, aber ich bin eine Frau, die im Realen eher wenig spricht. Also meistens. Es kommt natürlich auf das Thema an. Dafür aber kann ich seitenweise schreiben, wenn ich will und Lust dazu hab. Und viel schreiben ist ja bei Instagram nun nicht wirklich ;)
Wenn Dinge in meinem Kopf unausgesprochen herumschwirren, dann beginne ich beispielsweise damit, die Dinge im Außen und um mich herum zu sortieren. Die Steuererklärung, die Bügelwäsche, das Putzen der Fugen im Bad. Dinge also, die man nicht jeden Tag sowieso macht. War ich früher ein Fan von kreativem "Chaos" so im Stile von Ikea, so bevorzuge ich inzwischen immer klarere Linien und Strukturen. Inzwischen sauge ich jeden Tag Staub, wo ich früher auch mal ganz entspannt einfach nur das Rollo herunterließ. Das einzige, das wohl unverändert ist, ist mein Hang zu Veränderungen. Ich bin ein Zugvogel - und würde am liebsten überall ein bisschen wohnen und leben. Da das nicht umsetzbar ist, könnte ich wenigstens in regelmäßigen Abständen den Wohnraum verändern. Also solche Veränderungen mit Farbe und Möbelumstellen. Accessoires neu anordnen oder auch ersetzen, da bin ich (leider) schmerzbefreit. Ich kann mich schnell und mühelos von etwas trennen, ausgenommen die Dinge, die eine persönliche Bedeutung für mich haben. Mich von etwas zu trennen, finde ich aber immer noch besser, als jedweden Ballast anzuhäufen. Trotzdem ist das etwas, was der Mann beispielsweise so gar nicht nachvollziehen kann - und mein Ältester auch nicht. Auch der Junge kann sich nur sehr schwer von Dingen lösen, und da muss er nicht mal einen persönlichen Bezug dazu haben. Im Lauf der Jahre aber fühlt es sich für mich mehr und mehr so an, als sei er weniger ein Gewohnheitsmensch als vielmehr jemand, dem Bekanntes vor allem eins vermittelt: Stabilität. Noch immer bin ich unsicher in der Antwort auf die Frage, ob er im Alter von dreizehn bis neunzehn zu vieles durchmachte und letztlich auch zuviel allein war und hieraus bestimmte Entwicklungen und Eigenschaften resultieren - oder ob sich da tatsächlich eine autistische Persönlichkeit zeigt. Möchte ich es genauer wissen? Muss man es genauer wissen? Ändert es etwas, wenn man einen Namen für etwas hat? Denn allgemeine Akzeptanz - das habe ich in den letzten fünf Jahren mehr als deutlich erfahren müssen - bedingt das Wissen noch lange nicht. Das Individuelle ist längst nicht mehr gefragt und wenn ich immer lese und höre "Sei du selbst", dann lächle ich inzwischen nur noch müde. Sei du selbst darfst du ja gar nicht.
Andererseits... Schaue ich auf mich persönlich, hätte ich schon ganz gerne einen Namen für das, was da in meinem Körper abläuft. Wobei es mir weniger um den Namen geht als vielmehr darum, damit vielleicht auch endlich einen Ansatz für Besserung zu finden - wenn es schon keine Heilung gibt.
Unlängst habe ich mich gefragt: Wenn ganz am Anfang, im Dezember 2004, die unbehandelte Infektion mit Streptokokken stand, ein Fakt, der sich (und hier muss ich sagen: glücklicherweise) im Labor ablesen ließ und immer noch lässt, dann weiß ich ja, dass diese Infektion bei den allermeisten Menschen komplikationslos wieder ausheilt. Manche haben Pech und ihr Herz wird schwer krank. Andere haben anderes Pech: Sie leiden unter Nervenschmerzen. Das lässt sich weder behandeln noch betäuben noch ist diesem Scheiß auch nur irgendwie beizukommen - und deckt sich mit der Aussage eines Uni-Professors vor vielen Jahren: "Nervenschmerzen sind die schlimmsten, die es gibt, weil man die nicht betäuben kann." Gestern Abend haben wir "Feuer im Kopf" gesehen. Der Mann fand den Film todlangweilig und schlief ein. Wiederum ich... Der Film erzählt die authentische Geschichte einer US-Amerikanerin, die nach und nach immer deutlichere neurologische Auffälligkeiten zeigt, von denen man zunächst ausgeht, dass sie entweder ihrem Stress geschuldet sind oder ihrem früheren Drogenkonsum - oder dass sie schlichtweg zuviel Alkohol trinke. Weil MRT, EEG, Blut und Liquor nur eines zeigen: nichts Auffälliges. Und kurz bevor sie in die Psychiatrie abgeschoben werden soll, findet sich ein Professor, der sich von der Patientin, die mittlerweile nicht mehr spricht und nur noch starr vor sich hinschaut, eine Uhr aufzeichnen lässt. Das runde Gebilde sieht noch gut aus - aber die Zahlen von 1 - 12, die sie richtig anordnen soll, schreibt sie lediglich auf die rechte Seite, von oben nach unten. Darin sieht er den bisher einzigen bewiesenen Anhaltspunkt, dass ihre Erkrankung keine Schizophrenie oder ähnlich psychischer Natur sein kann, denn: "Es gibt keinen einzigen Grund, warum eine psychisch erkrankte Person nur einseitig [darstellen] kann." Und nach der Biopsie ihres Hirns steht fest: Es handelt sich um eine Entzündung ihrer rechten Hirnhälfte. Die weder im Labor noch im MRT noch im Liquor zu sehen war - und die trotzdem da war. Und sie hatte den Namen, die Diagnose - und damit endlich die Hilfe, die noch rechtzeitig genug kam, bevor die Schäden irreversibel wurden. Auch wenn der Heilungsprozess Monate gedauert hat.
Natürlich denke ich dabei auch an mich - ohne davon auszugehen, auch diese Erkrankung zu haben. Nein, diese nicht, denn meine Symptome sind bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei ihr - und auch ganz anders als meine. Was mich jedoch beschäftigte, ist, dass auch bei mir die meisten Laborparameter und sonstigen Untersuchungen unauffällig sind (sieht man jetzt mal von zB den Streptokokken und dem Hashimoto ab). Trotzdem geht es mir mit den Jahren nicht besser und kommen nach und nach immer weitere Symptome hinzu. Symptome, die irgendwie immer "unspezifisch" bleiben, weil: "Sie haben irgendwie nie von einem alles. Sie haben von einigem etwas, aber nicht alles, also ist es das nicht."
In dieser Woche war ich nun beim Rheumatologen und er untersucht mein Blut innerhalb der kommenden zwei Wochen auf bestimmte genetische Anzeigen, hat meine Finger und Füße geröntgt (und für unauffällig befunden, während hingegen ich fand, grad das Röntgenbild der Finger sehe doch aus wie gemalt ;)) und mir eine Spritze in die linke Hüfte gegeben. Da, wo es aktuell am meisten (neben den Fingern) schmerzt. Und er verschrieb mir Cortison, nur halb so stark wie im Januar vom Hausarzt, aber dieselbe Sorte. Die nehme ich heute den fünften Tag und in den Fingern ist es schon deutlich besser geworden. In der Hüfte auch ein wenig. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Der Ultraschall von den Schultergelenken jedenfalls war unauffällig und die Hüfte hat er nicht weiter angeschaut, weil es "außen" schmerzt und nicht im Leistenbereich. "Dann ist es der Schleimbeutel und nicht das Gelenk", hat er dazu gesagt und zack - gabs die Spritze.
Morgen fahre ich nach L und da brauche ich jetzt auch dringend die "Erleichterung" hinsichtlich Schmerz & Co. Denn der Junge hatte ja nun Geburtstag - und er hat sich gewünscht, dass wir sein Zimmer umbauen. Wir meint: er und ich. Was bedeutet: Erst muss der Keller aufgeräumt werden, dann muss Platz beim Älteren geschaffen werden (Bett raus, hässliche alte Wohnwand vom Vater raus), die moderne Wohnwand vom Jüngeren zum Älteren, eine Wand streichen beim Älteren, Kommoden beim Jüngeren streichen... Wir haben viel vor ;) Dafür habe ich mir zwei Tage Urlaub dazugenommen, denn abends nach der Arbeit wird nicht mehr viel. Und glücklicherweise beginnt der Urlaub des Jüngeren zeitgleich mit mir. Erst also zwei Tage Office-Zeit und dann den Urlaub nutzen und umbauen. Natürlich hab ich schon ein bisschen Respekt davor - aber noch mehr freue ich mich darauf. Dabei hatten wir ja in diesem Frühjahr erst unsere Wohnung hier in M fast komplett umgekrempelt und eigentlich müsste ich davon noch mehr als die Nase voll haben. Aber hey, das ist schon wieder ein halbes Jahr her, vergessen sind all die Mühen und Blessuren - und jetzt ist L dran. Am meisten erleichtert war ich vor allem, dass der Ältere zugestimmt hatte. Bisher wollte er nämlich nie ("Wieso wegschmeißen, das ist doch noch gut!") - aber da er die Wohnwand vom Bruder haben möchte, kann endlich der alte Mist raus und sein Zimmer wird... richtig schön werden. Zumindest in meiner Vorstellung - und meistens wurde es auch so :)
Diesen Schwung zu "aus alt mach neu" wollte ich dann heute auch auf mein iPhone ummünzen. Also nicht schon wieder ein neues Telefon kaufen (so bekloppt bin ich ja nun auch nicht) - für mich tat es auch das aktuelle Update. (Eigentlich bin ich nicht freiwillig auf diese Idee gekommen. Das Gerät zwingt mich dazu, weil nach und nach eine App nach der anderen nicht mehr sauber arbeitet oder permanent abstürzt, obwohl die wiederum alle up-to-date sind. Aber vielleicht schaffen es ihre Updates ja nicht mehr mit meinem 13er iOS?)
Normalerweise ist es ja so: Man läd erst ewig lange das neue Update herunter, das sich ohnehin schon ungefragt auf dem Handy breitgemacht hat und kostbaren Speicherplatz frisst, dann installiert man und fertig ist der Lack.
Nun. Heute nicht. Erst moserte die Technik herum, ich hätte zu wenig verfügbaren Speicher. Ich hatte zwar noch knapp 4 GB, aber na gut. Sparen konnte ich vor allem an der Musik: Da meine Favoritentitel mittlerweile in einer anderen (Streaming-) App liegen, fiel mir das ganz leicht, die Musik-App von knapp 7 GB auf nicht mal 100 MB zu reduzieren. (Wenn ich mal was suche, hab ich ja immer noch den Rechner.)
Also dachte ich, so, jetzt haste Platz, guckst mal, obs jetzt geht.
Ne.
Ging immer noch nicht. Irgendein Fehler vermeinte: "Update konnte nicht installiert werden."
Google befragt und die sagten: "Wenn dies und das nicht geht, dann aktualisiere über iTunes."
Was soll ich sagen.
Ne.
Probiert. Ging nicht.
Dann hat der Mann gemeint: "Du wirst vermutlich mal dein iPhone komplett resetten müssen."
"Hä? Wieso?"
"Weil du vermutlich inzwischen viel zu viel Datenmüll angehäuft hast. Browsermüll. Gelöschte Apps. All so n Kram."
"Plattmachen musste ich doch noch nie!"
"Ach, ich mach das öfter."
Und da er nie Probleme mit seinen Apps hat, auch nicht mit der der ÖPNV, welche wiederum mich regelmäßig anfixt, hab ich gedacht: Okay, dann eben auf die harte Tour. Aktuelles Backup hatte ich ja - also auf in den Kampf.
Alles plattgemacht, neu installiert, siehe da: Die Apps laufen (erstmal) wieder wie geschmiert.
Und das Update selbst? Den halben Sonntag damit "verbraten" und nun doch nicht installiert. Weil der Mann meinte: "Lieber erstmal die Kinderkrankheiten abwarten und außerdem hab ich gehört, das neue Update frisst Batterie. Guck lieber mal die nächste Zeit, ob deine Apps jetzt besser laufen als vorher, dann brauchste das Update eh nicht." Genau. Was will ich auch damit. Ich will ja neben dem Üblichen eigentlich auch nur noch bei FB surfen und Knots und BlockuDoku zocken - und das kann ich ja jetzt wieder :) Ich kann nur nach wie vor keine Fotos mehr runterziehen, das ging weder vor noch nach dem Plattmachen. Aber dazu hab ich jetzt keine Lust mehr. Jetzt geh ich erstmal meine Tasche packen und vielleicht mach ich mir auch noch ein Käffchen. Es ist Sonntagabend, der muss entspannt ausklingen, das ist Pflicht.
Freitag, 6. November 2020
25
Für mich gibt es wirklich ehrlich nichts Größeres, als Euch glücklich zu wissen. Euch gut aufgehoben zu wissen. Von daher ist mir auch immer noch völlig egal, ob ich Euch die Bude (wieder) herrichte (wusstest Du eigentlich, dass das Chaos in den eigenen vier Wänden immer ein Ausdruck des inneren Chaos ist? Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Du da oft resignierst, aber... da lass uns nochmal drüber sprechen ;)), Eure Wäsche in Ordnung bringe, wenn ich nach L komme, ob ich für Euch koche und backe und Papierkram mit oder für Euch erledige. Für mich persönlich ist das keine Last, auch keine Belastung - mir persönlich ist es ein Bedürfnis. Ich würde das sicherlich nicht jeden Tag machen wollen oder können - aber ich sehe Euch einfach wenig. Zu wenig, weil ich so weit weg bin von Euch - und wenn ich dann da bin, muss ja jeder von uns auch noch die meiste Zeit davon arbeiten. Mir fehlt das Gefühl, dass ich Euch auf ein Käffchen am Wochenende einladen kann oder dass Ihr mal vorbeikommt, einfach so, mal ein bisschen ratschen und dann geht Ihr in Euer Zuhause. Oder ich schaue einfach mal bei Euch vorbei. Gerade weil Ihr beide noch nicht Euren Lebensmittelpunkt gefunden habt, bedeutet es mir so viel, für Euch da zu sein. Nicht als Ersatz für irgendwen oder irgendwas. Aber als einen wichtigen Bestandteil für Euch. Euch das Gefühl zu geben, dass Ihr nicht allein seid, nicht Euch selbst überlassen.
Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass ich zu Deinem Geburtstag nicht da bin und wenn ich an den Streit mit Deinem Bruder vor zwei Tagen denke, nach dem ich erstmals echt mit Herzschmerzen nachts schlafen ging, dann hoffe ich wirklich sehr, dass Du verstehst, dass es Dinge gibt, die er so nicht meint, auch wenn er es (leider) sagt. Dass Du weißt, dass Du auch für ihn das Allerwichtigste bist - und der einzige, dem er vorbehaltlos alles anvertrauen würde. Auf dessen Meinung er am meisten Wert legt. Und ich hoffe, dass Du - wenn es Dein Dienst denn überhaupt zulässt - vielleicht doch einen entspannten Abend wenigstens mit Deinem Bruder haben kannst. Vielleicht mal wieder einen Film streamen, Euch was zu Essen bestellen? Es muss ja nicht immer das Zocken sein, wo Ihr inzwischen ganz unterschiedliche Interessen verfolgt :) Es gibt aber immer noch Dinge und Interessen, die Euch verbinden. Es wird nur aktuell gerade niemandem leicht gemacht - aber auch das wird ja hoffentlich eines baldigen Tages wieder entspannter.
Mein Hase, auch wenn ich an Deinem Tag nicht bei Dir sein kann - in Gedanken bin ich immer da und wenn ich Montag zu Euch komme, dann, das verspreche ich Dir: Spätestens dann machen wir uns drei einen richtig schönen Abend. Ich hoffe, Dein Dienstplan lässt das zu :)
Deine Mama
Donnerstag, 22. Oktober 2020
Klassentreffen 1.0 vs. Alles außer gewöhnlich
Mittwoch, 21. Oktober 2020
Kurz und knapp in schwarz und weiß
Grad las ich erst bei Juna über ihren Traum und dachte noch so bei mir: Irre, wie Leute so strukturiert und zusammenhängend träumen können.. Bei mir sind die Träume eher kurze Schnappschüsse.. Situationen, die zumeist "mit einem Wimpernschlag" abwechseln. Manchmal zusammenhängend, wie wenn man sich in einem großen Haus nur in ein anderes Zimmer bewegen würde; manchmal aber auch völlig unzusammenhängend, durcheinander und.. wirr.
Einen "richtigen" Traum, so von A - Z, habe ich eher sehr selten. Eigentlich.. fast nie, würde ich behaupten - oder habe es schlicht vergessen. Ich träume auch fast nie in Farbe, sondern eher nur in schwarz-weiß.
Heute Morgen bin ich erwacht, war erschrocken und irritiert zugleich, dass der Mann neben meinem Bett stand und sich ins Office verabschieden wollte.
Gerade erst hatte ich mich doch von ihm getrennt, wir haben beide geweint, aber beide gewusst, dass es nur so und nicht anders gehen kann - und dass ich ihm gerade noch versichert hatte: "Ich habe dich nicht betrogen, es ist nichts anderes gelaufen, aber ich muss mich jetzt für den anderen entscheiden." Und er hatte mir geglaubt, hatte es verstanden, ich glaube, sogar genau so empfunden wie ich. Und dann bin ich gegangen...
Eine völlig zusammenhängende, strukturierte Situation... Die Klärung mit "dem anderen", die Aussprache mit dem Mann, das Ende. Und das alles auch noch in Farbe.
...und dann steht er heut Morgen da, küsst mich sacht auf das Haar und verabschiedet sich mit den Worten: "Bis heut Abend dann."
Manchmal möchte ich echt gern wissen, was da in meinem Kopf vor sich geht ;)
Dienstag, 20. Oktober 2020
She conquered
Dienstag, 6. Oktober 2020
"Was uns bleibt, ist jetzt"
Ja. Das bin ich tatsächlich. Immer noch und immer wieder neu.