Mit einer kurzen Unterbrechung nun habe ich mich wieder in Posemuggel eingefunden, noch rechtzeitig genug, um ein paar schöne Stunden im Schnee zu verbringen und ansonsten ganz geruhsam ein Weihnachtsfest auf mich zukommen zu lassen, das ich ja in den letzten zwei Jahren eben nicht so hatte. Weihnachten im Krankenhaus ist einfach nicht romantisch, bei aller Deko nicht, wobei das Positive daran immer noch blieb, dass ich immerhin in der Lage war, aufzustehen und herumzulaufen und mich im nächsten Cafe mit Leidensgenossinnen auf ein Weihnachtskäffchen mit Amaretto einzufinden. Da waren andere Menschen wesentlich schlechter dran, insofern... würde ich mich niemals beklagen wollen, sondern bleibe froh & dankbar, dass alles so war wie es letztlich war.
Heute Morgen nun, beim Beschaffen der letzten wichtigen Utensilien für Braten & Co., musste ich unwillkürlich daran denken, wie gut wir es überhaupt haben: Von allem gibt es im Überfluss, Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch - wir brauchen nur zu schauen und zu wählen, alles wird uns mundgerecht verpackt serviert, wir müssens quasi nur abholen und nach Hause bringen, wo wir es warm und gemütlich haben; warm Wasser aus der Wand, warme Heizung mit einem Knopfdruck, heißer Backofen mit einem Dreh... Wirklich... Denken wir an unsere Eltern oder gar Großeltern, dann empfinde ich mich heutzutage einmal mehr als verwöhnt und frage mich, ob wir uns gewisse Unzufriedenheiten nicht einfach klemmen sollten eben angesichts der Tatsache, dass es uns heutzutage so gut geht wie wohl niemandem zuvor und dass wir dafür einfach nur dankbar sein sollten anstatt uns darüber zu beklagen, dass der Weg zum Supermarkt fünf Minuten länger dauerte oder die Gänsebrust ausverkauft war.
Grad muss ich lachen, weil mir die Story meines Papas einfällt, der vor vielen Jahren meiner Mama zu Weihnachten versprach: "Wir kaufen dieses Jahr kein Fleisch, wir schlachten eins von unseren Hühnern!" Mit "wir" meinte er selbstverständlich nicht sich selbst, sondern tatkräftige Unterstützung vom Nachbarhof. Die nur leider nicht erschien. Was tun? sprach Zeus und nach dem auffordernden Blick von der Mama schritt er alsdann wacker, doch mit weichen Knien zum Huhn. Im Stall schaute man einander fragend in die Augen, so dass der Papa ohne ein Wort umkehrte, in der guten Stube einen halben Liter Likör hinunterstürzte, nur um erneut in den Stall zurückzukehren, das Huhn und ein Beil zu packen, einander wiederum in die Augen zu schauen, die einen verschleiert, die anderen erschrocken, das Beil fallenzulassen und unter den Worten der Mama: "Mein Gott, bist du ein Feigling!" das Huhn zu entlassen mit den Worten: "Komm, mach Kartoffeln und Gemüse, heute gibts kein Fleisch." :-)
Doch nicht nur, was Essen & Trinken betrifft, bin ich der Meinung, dass wir heutzutage dazu neigen zu übersehen, wie gut es uns geht. Vor einiger Zeit zum Beispiel beklagte sich eine Freundin über deren Mann, dass er zu wenig im Haushalt helfe und dass auch sonst nichts mehr so sei wie zu Beginn der Beziehung. Etwas missmutig hatte ich geantwortet: "Mädel... sei froh, dass du überhaupt einen Mann an deiner Seite hast. Und wenn du auch heute noch verliebte sms'en haben willst, dann frag ich dich mal, wann du ihm die letzte geschrieben hast?"
Damit will ich nicht sagen, dass der Mann im Hause der Gottvater persönlich sei (auch wenns die einen oder anderen gerne hätten ;-)), aber ich finde, die aufrichtige Liebe eines anderen Menschen ist ein wunderbares Geschenk, keine Selbstverständlichkeit und dafür müssen halt auch beide Beteiligten etwas tun.
Nur wenns gar nicht anders geht, dann bin auch ich dafür, mit dem einst Liebsten unterwegs an der Autobahnraststätte eine Pause einzulegen und, wenn er mit der Bockwurst in der Linken und dem Kaffee in der Rechten zurückkehrt, an ihm vorbeizufahren, erhaben zu winken und dabei noch "Oh du fröhliche" zu singen.
Merry Christmas to all :-)
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