Mittwoch, 29. Dezember 2010

Rotlicht Milieu Oder: Drei Tage War Der Frosch So Krank

Alle Jahre wi-hie-der...
Also wers bis jetzt noch nicht gewusst hast, dem wurde dieser Tage spätestens klar: Helmas Einstellung ist arbeitgeberfreundlich. Draußen tummelt sich alles, was gesunde Nasen und Beine hat - und was mach ich? Anstatt die Urlaubszeit zu genießen und endlich mal all das zu tun, wofür mir sonst die Zeit fehlt, liege ich hier mit all den süßen Gaben pünktlich zu Weihnachten: Pillen für den Hals, Pillen für den Kopf, Pillen für die Zunge und weiche Tücher für die Nase.
Statt des Christkindls stand die voll fette Angina vor der Tür, ließ sich auch von meinen barschen Worten: "Betteln und Hausieren verboten!" nicht verschrecken und das Luder hatte den Fuß schon in der Tür, bevor ich überhaupt erst ans Zuschlagen dachte.
Und da lag ich nun, darniedergestreckt mit einem Brustkorb, der irgendwie nicht genügend Atem schöpfen konnte, mit einer Nase, die die nahe Verwandtschaft mit Rudolf dem Rentier kaum mehr leugnen ließ und mit einem Pfeifen beim Atmen, so als spielte ich auf meinem Pfeifchen das allerletzte Klagelied. Ich empfinde es noch jetzt als eine Niederträchtigkeit und weiß Gott nicht als Beweismittel, dass nächtens aufgenommenes Filmmaterial dokumentiert, dass man in einem solchen Zustand... nun ja... eben auch nicht geräuschlos schlafen tut.
Und wenn ich an dieser Stelle rot gesehen haben sollte, dann lediglich in den roten Flimmerkreis einer heilsamen Lampe, die mir ebenso gereicht wurde wie sorgfältig in den Rücken gerückte Kissen, mitnichten liebevoll zubereiteter Tee, sorgsam über die Füße gestreifte Wollsocken, was mich mit dieser Schamlosigkeit alsdann schnell wieder aussöhnte - ich bin nun mal einfach nicht nachtragend, ich vergesse schnell! Jedenfalls das, was ich will.
Und so ziehen sie an mir vorüber, die freien Tage, die ich tobend im Schnee, balancierend auf Schlittschuhen oder eisglatten Flaniermeilen und labend in heimelig duftenden Cafes verbringen wollte, sie ziehen vorbei an meinem Krankenlager, das mir einzig den Blick in den Hinterhof erlaubt, auf dem sich mir ein schneebedeckter Riesenbaum entgegenreckt und die Beleuchtung ringsrum mich daran erinnert: Es ist eigentlich ja immer noch Weihnachten.
Schade nur, wirklich schade, dass ich es ausgerechnet in diesem Jahr und zu dieser Zeit geschafft hatte, noch vor Weihnachten ein Überraschungspaket für die Mama und den Papa auf Reisen zu schicken (ich glaube, das ist mir zuvor noch niemals gelungen) - und dass sich dieses Paket dank DHL(PG) (Da-Haste-Leider-Pech-Gehabt *muhahahaha*) noch immer irgendwo zwischen Posemuggel und Fischland befindet, da und dort mal einen oder drei Tage rastete und ruhte (ich hoffe, es ist noch alles drinnen, wenn es denn eines Tages sein Ziel erreichte) und eine mürrische Gelbe, deren vermutliches Begehren nach Urlaub zwischen den Feiertagen von der jüngeren Kollegin mit schulpflichtigen Kindern flugs ins Nichts aufgelöst wurde, lediglich erklärte: "Voraussichtliche Zustellung einen Tag später, ja, aber was glauben Sie denn, doch nicht bei diesen Witterungsbedingungen." Kein "Es tut uns leid, dass Sie solche Unannehmlichkeiten haben" oder ähnlich serviceorientiertes Handeln am Kunden. Immerhin - das Geld für den Service hatten sie ja auch sofort genommen, egal, obs stürmte oder schneite. An dieser Stelle gelobe ich mir vielleicht doch die Stimme vom Band - die ist nämlich immer freundlich, egal, wie ich tobe und jage.
Ob ich mich beschweren dürfte? Selbstverständlich darf ich das - es wird nur weder bearbeitet geschweige denn beantwortet. Vermutlich fällt die Beschwerde ungelesen in die Schnellablage, wo sie sich in drei Sekunden in akkurate Streifchen geschnitten im Auffangbehälter wiederfindet. Was will ich mich aufregen - ich mach das schließlich genauso. Ich könne aber auch eine Beschwerde-Mail direkt nach Bonn schicken, wurde ich noch immer mürrisch und derart gelangweilt über meine Rechte als deutscher Bundesnutzer der gelben Dienste (die mit dem schwarzen Horn) aufgeklärt, dass ich mich just in diesem Moment zwiegespalten wiederfand: Sollte ich mich geruhsam zurücklehnen und entspannt rot sehen, mich um meine geschundene Gesundheit kümmern, nur um in ein paar Tagen wieder fit & froh im Büro erscheinen zu dürfen - oder sollte ich den Frust des nunmehr zuende gehenden Jahres entladen in ein paar Zeilen, die sowieso keine Sau liest?
Schade um die Energie, sag ich Euch!
Und darum schreite ich jetzt nach Neufundland, um unterstützend mitzuwirken am Zubereiten von einem Kilogramm karamellisierten Pudding, von dem ich mir jetzt schon vorstelle, wie er mir genüßlich auf der Zunge zergeht. Bon Appetit, ich bin dann mal weg :-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hoffentlich hat der hamster im päckchen genug futter und eine heizung...