Freitag, 31. Dezember 2010

Helmas Persönlicher Jahresrückblick

Und da ist sie nun, die Schwelle zum Jahr 2011.
2011.
Zweitausendundelf.
Also wenn man sich das Wort mal auf der Zunge zergehen lässt... Ich kann mich noch gut an Visionen erinnern, die besagten, dass mit dem Wechsel des Jahrtausends die Erde untergehen würde. Oder sowas in der Art. Glücklicherweise ist nichts dergleichen passiert, auch wenn ich mit gemischten, nein, unguten Gefühlen verfolgte, wie der Mensch sich selbst und eines Tages vielleicht auch die Welt aus eigener Kraft zugrunde richtet. Da brauchte man ja nur nach Jugoslawien blicken, nach Afghanistan, Irak oder jüngst Korea, und man schüttelt stumm und fassungslos den Kopf und fragt sich, was in Menschen vorgeht. Ich weiß noch, dass ich als Kind immer froh war, hier in einem Land zu leben, in dem ich mich sicher fühlen konnte, Kriege inzwischen ganz weit weg waren. Und heute? Was ist aus dieser Welt geworden?
Aber nein, ich will und werde heute und hier nicht politisch werden.
Das sollte vielleicht dann doch jenen überlassen bleiben, die sich damit auskennen. Solchen wie vielleicht Urban Priol, der mit seinem klasse kabarettistischem Jahresrückblick durch die Lande tourt, wo ich an vielen Stellen zustimmend lachte und an wohl noch mehr Stellen dachte, dass ich in den letzten Wochen möglicherweise zuviel Boulevard geschaut hatte anstatt das weltliche Geschehen zu verfolgen. Andererseits sage ich mir immer: Kritisch sein und bleiben, interessiert sein und bleiben heißt ja nicht zwangsläufig, mich jeden Tag mit allem Müll und Schmutz befassen zu müssen. Ich meine, dann wäre es wohl auch dem stärksten Optimisten einst nicht mehr möglich, noch positiv und mit einer gewissen Leichtigkeit auf jeden neuen Tag zu schauen. Und... Brauchen wir nicht genau das, um letztlich auch genießen zu können, was es neben all dem Unrat auch Wunderschönes in unserem Leben gibt? Jedenfalls ich sehe es so.
Einst bezeichnete mich eine Freundin als einen Schmetterling, der mit einer ihm eigenen Leichtigkeit von Blüte zu Blüte fliege. Und ich sage Euch: Dieser Schmetterling braucht mindestens ebensoviel schöngeistige Nahrung, damit er nicht eines Tages wie ein nasser Sack zu Boden fällt.
Okay.
Schaue ich nun also auf mein ganz persönliches Jahr zurück.
War es ein Sonnenjahr, wie prophezeit?
War es ein Jahr voller weiterer Erkenntnisse oder diesmal auch voller Ergebnisse?
(Wieso müssen wir Deutschen eigentlich alles immer messbar machen? Warum ist nur das etwas wert, das überhaupt messbar ist? Hm...)
Jedenfalls... Als ein Sonnenjahr... würde ich 2010 wohl eher nicht bezeichnen wollen. Zumindest stelle ich mir ein Sonnenjahr so vor: Heiterkeit, Leichtigkeit, Tage voller Glück & Zufriedenheit, Einklang mit sich selbst und den Menschen, die mir etwas bedeuten und Regentage eher als Erfrischung betrachten.
War es denn so?
Nein - so wars nicht. Es war wohl eher wie der in diesem Jahr recht missglückte Monat Mai. Von Wonnemonat keine Spur, es wollte trotz angestrengter Bemühungen nicht recht warm werden, es wollte nicht recht sonnig werden und junge Triebe liefen Gefahr, noch vor dem Erblühen wieder zu erfrieren.
Was nichts anderes heißt, als dass ich mich oft in diesem Jahr allein gelassen fühlte, zurückgelassen, dass ich zwar weiß, dass ich eine Zeitlang allein bestehen kann, jedoch dennoch gern dem Bedürfnis nachgegeben hätte, mich zuweilen anlehnen zu können und zu dürfen, ohne die Angst, beim mich fallenzulassen auch grob auf den Arsch zu fallen. Was nichts anderes heißt, als dass ich alles für ein Deckelchen gegeben hätte, das auf meinen Topf passte ohne zu jammern darüber, dass vielleicht vom Henkel etwas abgebrochen war oder da und dort ein paar Beulen waren. Dass das Deckelchen sich einfach nur dankbar und passgenau auf mein Töpfchen legte, ohne erst lange herumzuscharren und herumzukratzen wie ein Hund in seinem Körbchen.
Doch jetzt, am Ende dieses Jahres, wenn ich hier liege und resümiere, wie das Jahr zuende geht und was es letztlich hervorgebracht hat, dann fällt mir spontan die alte Weisheit ein "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen". Ich meine, wie kann ich ein Sonnenjahr erwarten, wenn der Weg dafür noch nicht bereitet ist?
In diesem Jahr ist es mir - endlich - nach inzwischen sechs Jahren gelungen, mir Dauerfreund Schmerz vom Hals zu halten, ist es mir gelungen, lichte Momente in dieses Dunkel zu bringen, von dem es noch vor zwei Jahren hieß: "Das wird nie wieder (hell) werden."
Doch. Es ist hell geworden. Und wie das funktionierte, habe ich ganz für mich allein herausgefunden. Was mich selbst dabei am allermeisten berührte: Zu spüren und zu empfinden, wie ich selbst zu mir zurückfinden konnte. Zu meinem Ich aus früheren Tagen, das aus vollem Herzen und nicht nur schmerzverzerrt lachte. Zu meinem Ich, das sich endlich auch einmal darauf besinnt, was ihm selbst guttut und es auch dann vollzieht, wenn es nicht immer die Zustimmung anderer findet. Zu meinem Ich, das es genießt zu leben und zu lieben.
In meinem früheren Leben habe ich es genossen, viele Menschen zu kennen, viele Bekanntschaften zu schließen; und nicht jede davon musste auch Tiefgang besitzen.
Heute empfinde ich es anders.
Heute ist es wichtig, Menschen um mich zu wissen, an denen - in welcher Form auch immer - mein Herz hängt. Nicht stets und ständig, das ist ja etwas, das man selbst nicht zu geben vermag. Aber in den Augenblicken, wo es darauf ankommt. So wie ich es selbst in diesem Jahr erfahren habe. Hilfe und Beistand von Menschen, an die ich vorher vermutlich zuletzt gedacht und damit auch am wenigsten erwartet hätte. So habe ich in diesem Jahr nicht nur meine Krankheit so gut wie besiegt, so habe ich in diesem Jahr endlich auch die Baustelle "Wirtschaftskrise" schließen können, die ob ihrer Größe - um es mit Paul Panzer zu sagen - beinah eine eigene Postleitzahl verdient hätte. Klein genug, mir Frau Merkel auf ein Käffchen einzuladen, jedoch groß genug, mir den Atem zu nehmen und Alpträume zu verschaffen.
Dieser Sieg ist noch ein zartes Pflänzchen, aber es ist ein erster grüner Zweig, auf dem ich hinüberbalancieren kann in ein neues Jahr, hinein in die Sonne, hinein in Träume, die es endlich zu verwirklichen gilt.
Happy New Year... Ich wünsch es Euch allen von ganzem Herzen!

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