Und da bin ich nun. Wieder zu Hause, die eigenen vier Wände (wieso heißt das eigentlich so? sind doch mehr als vier!), der eigene Geruch und obschon mich noch heute Nachmittag ein ungutes Gefühl beschlich bei der Ankündigung von ca. 95 km Stau (ja, wirklich fünfundneunzig, das ist kein Schreibfehler), so ist es inzwischen doch vollbracht und ich musste eines feststellen:
Das gemütlichste Klosett steht immer im eigenen Heim.
Dort saß ich dann auch, beinah eine geschlagene halbe Stunde lang, las nebenbei ein paar Zeilen von der Ildiko, schnitt mir alsdann noch die Fingernägel (ich weiß, man soll lieber feilen, aber ach was, mir fehlt dazu die Geduld - habt Ihr mal auf die Uhr geguckt?), kratzte mir wohlig über Arme und Beine und sinnierte über die Erlebnisse der letzten Tage - und das alles, wie gesagt, auf dem Klosett.
Ich habe in den letzten Tagen so einige gesehen: geputzte, versiffte, stinkende oder tempelartige - aber in keinem davon fühlte ich mich so wohl und heimisch wie bei mir daheim. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass man nirgends so in Ruhe gelassen wird wie dort. Also meistens jedenfalls. Keine Ablenkung durch Internet, Radio oder gar TV. Dort wird von mir nichts gefordert, keine Fragen, keine Antworten, keine Aktivitäten, keine Ergebnisse. Ich kann dort sitzen, so lange wie ich es will, über mein Leben sinnieren und philosophieren, neue Ideen entwickeln und alte Träume wiederbeleben. Im Kopf natürlich, nicht dass Ihr noch etwas Falsches denkt.
Auf das Auspacken der Taschen jedenfalls habe ich heute keine Lust mehr und meine Söhne erwarteten mich genauso wie ich es erwartet hatte: zockend an der Spielkonsole.
OK OK, der Große ist erwachsen, dem darf ich genauso wenig etwas vorschreiben wie ich mir selbst sagen lassen würde: Helma, es ist Zeit, ab in die Federn.
Und auch der (ewige) "Kleine" mit seinen fünfzehn Jahren muss nicht mehr Punkt zwanzig Uhr im Bett liegen. Ausgemacht war aber trotzdem etwas anderes, halb zwölf Uhr nachts muss nämlich auch nicht mehr gezockt werden, wenn ab morgen wieder die Schule beginnt. Doch bevor ich mich verstimmt und vergnatzt ins Bett zurückziehen würde (immerhin besann ich mich gerade noch rechtzeitig darauf, dass auch ich im zarten Alter von elf Jahren bei jeder Gelegenheit nachts neben der offenen Wohnzimmertür auf dem Fußboden lag und von diesem sicheren Posten aus heimlich den Krimi schaute, bei dem die Mama in aller Regelmäßigkeit auf dem Sofa schnarchte), verzog ich mich lieber auf mein Keramikbecken und verbrachte die letzten Minuten des zweiten neuen Tages in diesem Jahr damit, an die schönen Momente der letzten Tage zu denken. Ich hätte mir nur gewünscht, dass genau dies auch manch anderer getan hätte, anstatt Unfrieden ins Haus zu lassen. Aber was solls, jeder liegt, wie er sich bettet, und ich, liebe Leser, ich lieg heut Nacht verdammt butterweich und sooooo kuschlig in meinen Kissen! Na dann - schlaft mal schön!
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