Sonntag, 31. Juli 2011

Das Ding mit dem Loslassen

Gestern Mittag sind sie zu mir gekommen - meine Söhne, nach zwei Wochen Ferien auf eine Nacht zu mir und heute Vormittag stand ich schon wieder auf dem Bahnhof, um ihnen nachzuwinken, die Tränen im Knopfloch und mit Knien, die nicht nur krankheitsbedingt schlapp und zittrig waren.
Irgendwie denkt man ja immer: Wenn sie mal nicht da sind, werde ich die Zeit genießen, mich nur um mich kümmern, für nix verantwortlich sein, Beine hochlegen, wann ich das will, essen, wenn ich will oder auch nicht, den Abend vertrödeln, ausgehen, malen, whatever - Hauptsache genießen.

Doch wenn die Zeit dann heran ist - ist irgendwie alles doch anders. Und da ist es ganz egal, ob sie sechs Jahre oder sechzehn sind. Nee, ich glaub, so egal auch nicht. Es ist anders, wenn sie älter sind. Finde ich. Wenn sie klein sind, ist man so in seinem Alltagstrott drin, dass einem direkt was fehlt, wenn man diesen Stress grad nicht mehr hat. Wenn sie aber so wie meine Söhne sechzehn und einundzwanzig sind, dann bekommst du irgendwie einen Vorgeschmack, wie das ist, wenn sie ganz ihre eigenen Wege gehen. Wenn sie ausgezogen sind. Wenn sie ihr Essen allein kaufen und zubereiten (obwohl... ich erinner mich da so an Aktionen meines Ältesten zu Zeiten seiner WG... die geöffnete Ravioli-Dose neben dem Bett und der Löffel steckte noch drin... uuuaaarrggghhh... schon allein vom Hinsehen bekam man einen Magenkatarrh :)), wenn du sie höchstens nur noch dann zu Gesicht bekommst, weil du entweder ihre Wäsche waschen darfst oder ihnen das Geld schon vor Monatsende ausgegangen ist.
Und als ich da so heute Morgen stand, auf dem zugigen Bahnsteig, der Regen schüttete wie aus Kannen, und dem Zug nachsah, da überkam mich dieses Gefühl, wie wenn ich meine Söhne ins Nirvana verabschiedete, heim zur Frau oder Freundin oder wenigstens zur Ausbildung irgendwohin, wo ich sie nicht mehr so oft sehen würde... Blödes Gefühl. Leeres Gefühl. Einsames Gefühl. Du gehst nach Hause und begrüßt deine vier Wände, wo immer noch alles nach dir riecht und alles schön ist - aber du bist alleine. Und du ertappst dich dabei, dass du das Shirt deines Jüngsten an dein Gesicht drückst, weil es noch nach ihm riecht; dass du das Bettzeug zusammenräumst, in dem gerade noch dein Ältester gelegen hat - und irgendwie überkommt dich Wehmut. Möglicherweise liegt es auch nur daran, weil es draußen immer noch regnet wie verrückt, dir ist kalt, niemand spricht mit dir und außerdem ist Sonntag - Familientag. Wo sowieso keine Sau für dich Zeit hat. Doch bevor das Selbstmitleid hochkommen wollte, schlief ich erst mal noch ein wenig, bereitete ich mir alsdann ein lecker heißes Käffchen, stellte leichte Sommermusik an und legte Pinsel, Farbe und Leinwand bereit. Ich denk mal, wenn die Burschen in ein paar Wochen wieder da sind, werde ich mir vermutlich wünschen, die Zeit intensiver genossen zu haben ;) Und bis sie ganz ihre Wege gehen... Nun bis dahin hab ich ja noch ein klitzekleines bisschen Zeit.

Quelle Foto: http://www.fotos.sc/img2/u/derbildermacher/h/bahnhof__leipzig__uhr.jpg

Freitag, 29. Juli 2011

"Kein Sport" auf Rezept

Was bin ich doch froh, dass ich zum Schreiben weder Stimme noch Kraft brauche, dass ich obendrein auch schreiben kann, während ich hier liege, brav jede Stunde meine Medizin nehme und beinah peinlich genau darauf achte, genug Wasser oder Tee zu trinken. Immerhin ist es momentan das einzige, das ich für mich tun kann. Und mich gesundschlafen. Immerhin schlief ich gestern nach nur einer Stunde Krankenbesuch meiner kritischen Freundin geschlagene fünfeinhalb Stunden, so geschafft war ich.
Und ich gebe zu, meinen Anti-Schmerz-und-Schwabbel-Sport habe ich manchmal ausfallen lassen oder recht leidenschaftslos geprobt. Wenn die Kraft weg ist, ist sie weg, und mit dem Atem ist das auch nicht anders. Und so hab ich mich nicht nur einmal mitunter missmutig gefragt: "Wem will ich denn was beweisen, warum gönn ich mir nicht lieber noch ein drittes Entspannungsbad?" Ihr kennt das ja sicher auch, dass man nur allzu gern nach Ausflüchten sucht, um sagen zu können: Es geht grad nicht, ich schwörs!
Als ich nun heut wieder zum Hausarzt schlich, zu müde, mich zu schminken oder zurechtzumachen, zu gleichgültig, um für die Außenwelt, die mir bereits am Müllcontainer begegnete, gut auszusehen, musste ich ihm meine Verfassung gar nicht erklären, er erkannte mich auch so, während seine Augenbrauen nach oben rutschten beim Abhören von Lunge und Herz.

Und unterstützend zur bisherigen Medizin schrieb er mir noch Umckalabo auf, etwas Pflanzliches, etwas, das ich auch als Nicht-Öko-Tussi ausgesprochen begrüße. Grünes Rezept natürlich. Grün heißt: Ich empfehle es Ihnen, aber bezahlen müssen Sie's schon selber. So was wie Propolis zum Beispiel. Schmeckt bescheiden, kann ich Euch schon mal sagen - aber was solls. Wie hieß es schon ganz lapidar, als ich noch Kind war: Es soll nicht schmecken, es soll helfen.
Als der Doc dann noch meinte: "Absolute Schonung, keine Belastung - und auch keinen Sport!" da tippte ich auf seinen grünen Block und krächzte: "Krieg ich dafür auch ein Rezept? Ich frag nur für meine Kritiker."
"Nee, ein Rezept nicht, aber möglicherweise ne Herzmuskelentzündung, wenn Sie nicht auf mich hören."
OK, das hab dann sogar ich verstanden. Und frage mich dennoch, ob ich die Anweisung des Doc trotzdem als Alibi brauche, die nächsten Tage wirklich keinen Sport zu machen? Na ja, Hauptsache, in einer Woche ist alles wieder gut.

Quelle Foto: http://www.apotheken-umschau.de/multimedia/21/111/163/5775966225.jpg

Montag, 25. Juli 2011

Einsatz in vier Wänden Oder: 1.500 Säcke Müll

Tine Wittler ist so ein Mensch, den ich nach wie vor nicht wirklich einordnen könnte. Natürlich gehts immer ums Geld, insbesondere dann, wenn wir von TV-Sendungen sprechen. Andererseits blitzten manchmal doch - so meinte ich - Züge durch, die sie durchaus menschlich machen.
Und ich hab mich schon manchmal gefragt, ob sie da oder dort nicht doch ein bisschen Herzblut einfließen ließ. Hinter jedem Zuhause steckt eben auch ein Mensch, steckt ein Schicksal.
Und wenn mir eines besonders nah ging, dann das der Messie-Mama der letzten Woche.


Was Messie bedeutet, kann, glaube ich, die einfache Definition nicht wirklich wiedergeben.
"Der Begriff Messie-Syndrom (von englisch mess ‚Unordnung‘, die korrekte englische Bezeichnung lautet Compulsive Hoarding) bezeichnet schwerwiegende Defizite in der Fähigkeit, die eigene Wohnung ordentlich zu halten und die Alltagsaufgaben zu organisieren..." (Quelle: wikipedia.de)
Wie gesagt, das ist die Definition. Was das jedoch in der Realität bedeutet, mag man sich oder besser: das kann man sich einfach nicht vorstellen.
Da gab es doch dieses Haus letzte Woche. In den oberen Etagen wohnte der Sohn mit seiner Familie aus Frau und zwei Kindern, eine einfache, schlichte, aber ordentliche Wohnung. Im Souterrain wohnte die Mama des Sohnes. Ach was heißt: wohnte... Hauste wäre hier der passendere Ausdruck. Eine Frau Ende Fünfzig, die schon vor Jahren nicht nur die letzte Chance zur Ordnung verpasst, sondern auch komplett den Überblick verloren hatte. Eine Frau, die völlig verwahrlost und irgendwie auch verwirrt wirkte, eine Frau, die auf den ersten Blick so wirkte, als dass man sie spontan in die Arme nehmen und an sich drücken wollte, vor lauter Mitgefühl, dass sie so zurückgelassen worden war. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bei den Worten der Schwiegertochter jedenfalls lief es mir kalt den Rücken hinunter. So abwertend, so desinteressiert - Hauptsache, ihrer kleinen Familie ging es gut: "Ist mir völlig egal, was mit der ist." Boah.

Und der Sohn? Wie hatte der Sohn nur zulassen können, dass seine eigene Mama derart verwahrloste? Und das auch noch quasi vor seinen eigenen Augen? Das werde ich nie niemals verstehen, in diesem Leben nicht mehr. Ich will es auch nicht verstehen. Mag schon sein, dass man nicht helfen kann, wo keine Hilfe gewünscht wird. Aber tatenlos zusehen, wie die eigene Mama oder der eigene Papa rettungslos vermüllen? Die Wittler tat hier mal genau das Richtige: Sie brachte nicht nur das Souterrain in gewohnter Weise in Ordnung (ich gebe zu, auf Dauer wirkt ihr Stil ja schon ein bisschen langweilig - aber immerhin), sie nahm sich nicht nur die Schwiegertochter, sondern auch den Sohn ordentlich zur Brust (und da sage mal noch einer, es gäbe nur böse Schwiegermütter) und wenigstens für die Kamera gingen die nun auf ihre (Schwieger-) Mutter zu und außerdem mit ihr zum Hautarzt.

Böse Zungen können ja behaupten: Egal, wie schön man das Heim auch herrichtet - es wird nicht lange dauern und alles sieht mindestens wieder genauso aus wie vorher. Wenn nicht gar schlimmer. Und ein Patentrezept hätte ich dafür natürlich auch nicht. Aber kann man deswegen einen Menschen, der auch noch zur eigenen Familie gehört, so dahinvegetieren lassen und ihn derart sich selbst überlassen? So wie in der heutigen Sendung, in der sage und schreibe eintausendfünfhundert Säcke Müll aus dem Haus getragen wurden?
Oder ist es wie bei Alkoholikern, wie bei Drogenabhängigen, von denen selbst Therapeuten sagen: Sie müssen erst ganz unten ankommen, damit sie sich wieder aufrichten?
Ich weiß nicht, ich könnte das nicht. Zu sehen, wie ein Mensch, zu dem ich gehöre, der mich auf die Welt brachte oder mich ein wichtiges Stück meines Lebens begleitete, inmitten von Müllbergen auf etwas liegt, das ein Bett sein soll, der ganz allein dort liegt, der ganz allein zurückbleibt, tags und auch nachts - da dreht sich in mir alles um. Für alles gibt es einen Anfang. Auch für Müllberge. Die entstehen nicht über Nacht.

Sich umeinander kümmern, füreinander da sein. Das kann doch nicht zuviel verlangt sein. Und dafür muss man sich doch nicht auch erst einen Privatsender ins Haus holen?
Wie gesagt: Manches will ich gar nicht verstehen.
Und zu guter Letzt hege ich die Hoffnung, dass die Schwiegertochter  die Mutter nicht aus dem Souterrain vertrieben hat, um sich selbst dort im Schönen und Neuen niederzulassen. Leider Gottes gibt es so viele menschliche Abgründe, von denen man immer denkt: Schlimmer ginge es nimmer - und es ging doch schlimmer... Wenn man zum Beispiel aktuell nach Norwegen schaut... aber das ist eine andere, ganz schlimme Geschichte.

Do you feel cold and lost in desperation? Oder: Linking Parks Iridescent

Da war er wieder, einer der Montage, die mir irgendwie so gar nicht liegen und an denen mir auch - ob nun Halsweh oder nicht - kein Song zum Mitzwitschern über die Lippen will.
Wenn dir als Arbeitnehmer zwei Tage (jawohl, TAGE) Sommerurlaub vorgehalten werden, du dich am Ende der intensiven Arbeitswoche wie eine ausgequetschte Zitrone fühlst und die Menschen lieber einen Bogen um dich schlagen, damit sie sich nur ja nicht anstecken - dann hat auch der gutmütigste Mensch (als wie ich) einen Punkt erreicht, wo er sich fragt, warum er statt der zwei Tage nicht gleich zwei ganze Wochen (mindestens) Urlaub genommen hat und sich an einen Ort verdrückte und in Ruhe auskurierte, was ihm derzeit wieder auf der Brust lag.
Insofern habe ich passenderweise den Song, den ich heute für Euch ausgegraben habe, heute Morgen auf dem Weg zum Office im Dauerrepeat gehört. Ging auch ohne Mitsingen richtig gut, so für's Feeling, insbesondere nachdem ich feststellen musste, dass die Stimmung hier im Office auch nach dem Wochenende noch genauso mies ist wie sie es schon in der letzten Woche war.




"Do you feel cold and lost in desperation?"
Nö. Gar so schlimm ist es nicht. Aber gut fühlen... ist eben auch was anderes. Doch vielleicht bringt ja schon der Dienstag ein paar hellere Stunden. Laut Horoskop solls zumindest so sein. Ach... Mir fällt grad ein... Ich glaub ja gar nicht an Horrorskope. Na los Sterne, ihr könnt mich ja mal vom Gegenteil überzeugen. Und ich, ich pfeif mir inzwischen den nächsten Tee rein. Salue.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Ich höre heute langsam Oder: Get Well Soon

Heute wäre er (wieder) gewesen: der Kinotag. Ihr wisst vielleicht noch: "Kleine wahre Lügen". Ich liebe Kino, wirklich, und ich glaub, im letzten halben Jahr war ich so oft wie vielleicht in meinem ganzen Leben davor zusammen. Also an dieser Stelle erst mal ein fettes Danke an meine Kinobegleitung des letzten halben Jahres ;)
Doch so sehr ich Kino auch liebe, so sehr mir schon der Trailer und vor allem auch der Soundtrack gefällt - ich musste leider passen und das Feld räumen. Stattdessen mit Schal, Teetasse und Thermometer unter der Zunge das Sommerleben an mir vorüberziehen lassen. Na ja, so ein bisschen zumindest. Oder zumindest eben diese Woche. Und na ja, SOMMERwetter ist ja eigentlich auch nicht wirklich. Trotzdem. Da habe ich endlich mal sturmfrei (sind ja Ferien und die Kinder prompt "verkauft" :)) und anstatt genau das mal ausgiebig zu genießen... aber noch mal "na ja", was will ich hier rumjammern und mein Tagebuch hier füllen mit gemalten Krokodilstränen. Immerhin - die letzten zwei Tage kaum stark genug, einen Stift in der Hand zu halten, funktioniert ja wenigstens das Mundwerk wieder einwandfrei - wie Ihr (hoffentlich) bemerkt, aber bei solchen "werd-wieder-gesund-Schmetterling"-Boostern wie dem heutigen von der Freundin...



...und wenn ich daran denke, dass das Wochenende vor der Tür steht und überhaupt und sowieso - na dann muss man doch auch ganz schnell wieder gesund werden, nicht wahr?
Und übrigens, die Folge "Grey's Anatomy" vom gestrigen Abend... Ja Frau Grey's Fan, die war schon ziemlich Hammer, aber ehrlich gesagt, ging mir diese ganze Singerei doch ziemlich auf die Nerven. Ich meine, es ist doch nicht wirklich beeindruckend, wenn ein Arzt nach dem anderen während einer lebensrettenden OP eine "Arie" schmettert, oder?? Kaum ein Dialog gestern, der nicht gesungen wurde - also ich fand das ziemlich nervig. Aber lag vielleicht auch daran, dass mir ohnehin die Ohren sausten und allein das Drehen von der rechten auf die linke Hüfte einen Puls von gefühlten 360 verursachte.
Dass es mir heute Abend aber schon wieder einen ganzen Zacken besser geht, merke ich vor allem daran, dass ich zum ersten Mal seit 4 (vier!) Tagen wieder Appetit auf ein Käffchen habe. Vier Tage sind ja immerhin eine Ewigkeit für jemanden wie mich, dessen Blutkörperchen zur Hälfte aus klitzekleinen Kaffeebohnen bestehen. Und genau so ein Käffchen braue ich mir jetzt und wechsel dann die von letzter Nacht durchgeschwitzte Bettwäsche. Ich... äh... erwarte nämlich Besuch :)

Dienstag, 19. Juli 2011

Du mieser kleiner Verräter!

Helma Ziggenheimer                                                  Sonnenstadt, den 19.07.2011
Auf der Sonnenseite 16
761666 Sonnenstadt



An das Immunsystem
im Hause Ziggenheimer


Fristlose Kündigung aufgrund wiederholter tätlicher Übergriffe

Wertes Immunsystem,

hiermit kündige ich Dir mit sofortiger Wirkung den Aufenthalt in meinem Körper.

Zum wiederholten Male bin ich von Dir tätlich angegriffen worden, zuletzt an diesem Wochenende. Nicht  genug, dass eben Wochenende war, nicht genug, dass herrlichstes Sommerwetter war - nein, Du hast mir auch noch meinen letzten freien Tag in Posemuggel sowas von versaut, dass Du neben dieser Kündigung gleich noch ne fette Regressforderung für entgangene Urlaubsfreuden bekommen wirst. Mach Dich auf was gefasst! Alles feiert, alles tanzt in der Sonne, alles springt in kurzen Sommerkleidchen herum - nur ich bin die einzige Blöde, die nachts im Bademantel und in Decken gehüllt liegt, bibbert und alle fünf Minuten ihre Kissen anbölkt. An Nachtschlaf nicht zu denken und wer bitte, was meinst Du wohl, macht ab heute wieder meinen Dienst im Büro? Hä? Hast Du vielleicht mal    v-o-r-h-e-r   drüber nachgedacht, was das für mich bedeutet?

Zeugen der wiederholten Vorfälle jedenfalls gibt es genug.  Atteste über regelmäßig wiederkehrende Bescherungen (saure Nierchen, verschnupfte Bronchien etc.) werden per Postzustellungsurkunde übergeben. Dass Du es ja nicht wagst, Dich herausreden zu wollen. Ich meine, wenn wir hier von einem regelmäßigen Zyklus á zehn Jahren sprechen - ok, da reichte vielleicht eine Abmahnung aus. Aber aller zehn Wochen? Jetzt reichts.
Ich bin knapp über vierzig, ein Mädchen also noch, ein MÄDCHEN, und fühle mich aber nicht zum ersten Mal wie eine alte Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes am Stock geht und in diesem... äh... Leben kein Ersatzteillager mehr wird; bestenfalls eins, das die Erben mit Schadenersatzforderungen bis an ihr Lebensende kreuzunglücklich macht.

Da Du ganz offenkundig zu einer Besserung nicht bereit bist, sehe ich keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit und entlasse Dich per sofort aus dem Dienst. Arbeitsgericht und solche Sperenzchen kannst Du Dir klemmen, denk nicht mal dran. Dein Resturlaub ist gestrichen, das Restgehalt ist natürlich auch gestrichen und wenn Du es jetzt noch wagst, nach einem qualifizierten Zeugnis zu fragen, werde ich Dir derart Deine Zahnreihen polieren, dass Du in diesem Leben in keinem anderen Körper mehr unterkommst!
Die Erstattung einer Strafanzeige behalte ich mir übrigens noch vor und bemühe mich jetzt um adäquaten Ersatz bei ebay.

Schönes Restleben noch,
das war's!

H. Z.
(Das Dokument wurde automatisch erstellt und ist auch ohne Unterschrift gültig.)

Montag, 18. Juli 2011

Barney's Version

Gestern Abend auf dem Weg zum Kino habe ich wieder meine klaustrophobischen Neigungen zu spüren bekommen: eine übervolle U-Bahn, der Dunst von fremdem Schweiß, Parfüm, den Gerüchen der Menschen, die Enge und dazu die stickige Wärme... Mir klopfte das Herz, das Blut rauschte durch die Adern, im Kopf rauschte es und die Knie wurden weich. In die Wiege gelegt wurde mir diese Neigung nicht, aber wann und warum sie auf einmal da war, weiß ich auch nicht. Vielleicht verschwindet sie ja dafür auch genau so schnell und unerwartet. Am liebsten hätte ich nämlich gestern auf den Kinofilm verzichtet, wäre auf den nächsten Bahnsteig gesprungen und lieber in irgendein Straßencafe gegangen, wo ich vor allem eines tun konnte: FREI atmen.
Aber dann war ich doch froh, durchgehalten zu haben. Belohnt mit Schatzis Filmentdeckung und einem Kino, das ob der alten Einrichtung und teilweise verschlissenen Sessel für den einen ein no-go sein mochte, das ich aber als ausgesprochen nostalgisch, klein und urig empfand und so versank ich alsbald nicht nur im wunderbar weichen Sessel, sondern auch in "Barney's Version", einem Film über einen Mann, der erst auf seiner zweiten Hochzeitsfeier der Liebe begegnete...




Was mich vor allem an dem Film berührte, war nicht nur die Ausdauer und der Wille, alles für die Liebe zu tun, solange es nur die richtige war, sondern auch die - so meine ich - unvorhersehbare Wendung im Film. Kein Film mit Splatter, kein Film mit Glamour, aber ein Film voller Tiefgang und einem wunderbaren Mix aus Momenten, in denen du schmunzelst oder dir eine Träne aus dem Augenwinkel wischt...
Mag sein, dass man beim Hauptdarsteller zunächst denkt: "Na ja, ein Brad Pitt isses ja nu nich gerade..." Ich glaube aber, dass gerade auch darum der Film eine unglaubliche Intensität bestitzt - auch jetzt noch, einen Tag danach.
Für diesen Film jedenfalls steige ich auch noch mal in eine vollgestopfte U-Bahn. Aber beim nächsten Mal packe ich mir eine Flasche Wasser mit ein. Das, so habe ich gelernt, hilft gegen die Auswirkungen der Klaustrophobie. Und ein fester Punkt, auf den man sich konzentrieren sollte. Sowas wie Schatzis Augen zum Beispiel.

Samstag, 16. Juli 2011

Vom Schenken und Beschenken

Es sind immer verschiedene Ereignisse, Begebenheiten, die uns an etwas erinnern, was wir zwar so nicht vergessen haben, es aber dennoch auch nicht mehr allgegenwärtig ist.
So ging es mir schon vor ein paar Tagen, als ich nach mitunter wochenlanger Suche nach einem Geburtstagsgeschenk alles beisammen hatte und nun alles Stück für Stück sorgsam verpackte. Ich finde ja, egal zu welchem Anlass, dass ein Geschenk immer von Herzen kommen sollte. Dass das Gefühl zum Ausdruck kommt, das man für den anderen empfindet, egal, ob es die Mama, der Papa, das Kind, die Freundin oder der Mensch an deiner Seite ist. Insofern konnte ich mit praktischen Geschenken wie Kochtopf, Küchenwunder und so'n Kram auch nix anfangen. Dann lieber ein selbst gebackenes Schokoherz, das bedeutet mir mehr als alles andere.
Und ich finde ja, dass das Schenken fast noch schöner ist als das Beschenktwerden. Ich selber hab ja immer so ein Problem damit, wenn ich auspacken soll und mein Gegenüber starrt mich erwartungsvoll an: Wie reagiert sie, freut sie sich? Und so. Das macht mich immer ziemlich befangen, aber ich selbst... schau schon auch gern zu, ob das, was ich mir ausgedacht hatte, auch "ankommt"...
Ich weiß noch, wie aufgeregt ich als Kind war, wenn Geburtstag oder Weihnachten auf dem Plan stand. Meine Eltern hatten damals nicht viel Geld und dennoch... Trotz der drei Kinder, die wir waren, wurden irgendwie doch immer unsere Wünsche erfüllt... Die Puppenstube, die ich mir sooo lange gewünscht hatte und die endlich da stand und die mich so begeisterte, dass selbst mein großer Bruder mit mir mitspielte. Der  zweite Puppenwagen, den mein Vater mir ausredete, weil ich mit zehn Jahren nun wirklich zu alt dafür geworden war. Der selbst geschneiderte Schlumpf, den ich schon vor dem Geburtstag im Schrank entdeckt hatte und mich dann nicht mehr freuen konnte (seitdem hab ich auch nie wieder voller Neugier die Wohnung durchkiebitzt). Die Jeans zu Weihnachten, die nicht ich, sondern mein Bruder bekam und die er aber mir dann schenkte. Die Armbanduhr mit Max und Moritz-Motiv, die mich so begeisterte, wie im Sekundentakt die Augen hin und her gingen.
Meine leuchtenden Augen und eines Tages die leuchtenden Augen meiner eigenen Kinder. Die genauso aufgeregt wie damals ich zur Tür hereinstürmten, ungeduldig an den Schleifen zerrten, das Papier zerrissen. Wie glücklich sie waren und wie glücklich ich mich selbst fühlte, wenn ich ihre Augen sah, ihr Lachen.
Wie waren sie überhaupt, die ersten Jahre mit ihnen. Das Ereignis, überhaupt ein Kind zu bekommen. Der erste Brei. Der erste Zahn. Der erste Schritt. Wenn ich heute auf diese Zeit zurückschau, tut mir vieles leid, das ich nicht wirklich genossen habe. Ich hätte den Haushalt einfach Haushalt sein lassen sollen. Aber nee. Manchmal hab auch ich den Anspruch auf Perfektion und irgendwie musste immer alles stimmen. Der Haushalt musste tipptopp sein. Das Kind wie aus dem Ei gepellt. Und ich die perfekte Hausfrau, Mutter und Ehefrau. Heute bin ich - Gott sei Dank - ausgesprochen entspannt und relaxt. Aber heute sind meine eigenen Kinder schon mehr oder weniger erwachsen und wenn ich heute mit Kleinkindern zusammen bin, bin ich auch froh, es wieder zur Mutter zurückschieben zu können, wenns mir zuviel wird.
Hach ja, die guten alten Zeiten...
Aber jetzt ist es Zeit für die schönen neuen Zeiten.
Wohlann, auf gehts - jetzt gibts erst mal fett Party :)

Mittwoch, 13. Juli 2011

Kleine wahre Lügen

Als ich heute Morgen erwachte, fühlte ich mich, als hätte ich gestern Abend mindestens ein Gläschen selbstgemachten, süßen, schweren Likörchens getrunken...
OK - hab ich auch wirklich gemacht und war dann doch bisschen irritiert von solchen "Bescheiß"-Flaschen, die zwar schön anzusehen sind und mir eine Form suggerieren, die ich selber gerne hätte (groß und schmal und schlank) - aber die eben auch gleich leer ist, kaum dass du dir ein Gläschen eingeschenkt hast.
Anyway - ich habe heute Morgen nur siebzig Liegestütze geschafft und auf diesen ureigenen Ansporn "Na los komm, da geht doch noch was" gepfiffen. Nee, da ging nix mehr, außer dass ich unter die Dusche ging.
Insofern hatte ja mein Tageshoroskop sogar recht, das mir bescheinigte "Sie fühlen sich heute gar nicht wohl in ihrer Haut." Nee, irgendwie nicht und mir fiel auch kein adäquates Gegenmittelchen dazu ein.
Bis mir heute Morgen die Postkarte einer Freundin entgegenlachte...



...die mich erst auf ein Käffchen einlud und ebenso den Besuch eines neuen Kinofilms vorschlug:



Ich bin ja eigentlich nicht so der Fan des französischen Films. Hatte ich, glaub ich, auch schon mal erzählt. Mein letzter Filmkauf  "Das Meer in mir" war z. B. ein Fehlkauf - auch wenn dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruht und er thematisch auch sehr berührend ist.
Als ich mir diesen Trailer jedoch anschaute und auch den Soundtrack dazu, da hatte ich an Armen und Beinen spontan Gänsehaut und Herzklopfen: Meer, Leben, Muscheln, Liebe - die Leichtigkeit des Seins.
Und wenn ich an diese Dinge denke, dann... wünschte ich, es wäre endlich Wochenende, es wäre endlich Posemuggel - und sonst nix!

Dienstag, 12. Juli 2011

Schenkelklopfer

Als ich heute Morgen nach nur drei Stunden Schlaf zum Wecker griff, dachte ich mir: "Eine Viertelstunde länger schlafen - und den Frühsport ausfallen lassen." Ich war müde, ich war schlaff, der gestrige Abend vollkommen anders verlaufen als gedacht, als gehofft, als gewünscht - und alle meine Sinne verlangten danach, einen Tag blau zu machen, die Tür zuzuschließen, die Telefone auszuschalten - und den Gott nen lieben Mann sein zu lassen.
Lustigerweise musste ich feststellen: Den Wecker auf off gedrückt, spürte ich beinah körperlich jede einzelne Minute, die ungenutzt verrann und von der ich mir sagte: "Du hättest jetzt schon zehn... zwölf... zwanzig Liegestütze geschafft." Obendrein kamen sie mir wieder in den Sinn, die schlaffen Oberarme einiger anderer Frauen. Und der Gedanke an dieses Gefühl nach dem Frühsport, die Müdigkeit vertrieben, Freund Schmerz Beine gemacht zu haben und mit einem halbwegs ordentlichen E-LAN-Empfang (dieser Ausdruck ist nicht auf meinem Mist gewachsen, aber ich finde ihn gut :)) den Tag zu beginnen. Also bin ich dann wirklich auch aufgestanden, habe den vom Nachtregen noch frischen jungen Morgen begrüßt und los gings: "eins - zwei - drei - vier..." Na und so weiter. 
Bis ich an die fünfzigste Liegestütze ankam, hechelnd, außer Atem - und mit dem Gefühl: Da geht noch was. Also noch zehn. Und noch mal zehn. Siebzig? Ach komm... das schaffst du doch auch noch... Ne schöne runde Zahl... Bei der hundert bin ich dann aber auch echt zusammengesackt, habe geschnauft wie der Rasende Roland - aber spürte den Brustmuskel genau da, wo ich auch gehofft hatte, dass der noch da wäre und mir nicht längst die Freundschaft gekündigt hatte.
Aber was mir echt auf die Eier geht (ja, auch wir Frauen haben welche, Mil-li-o-nen Eier!): 
Wieso ist es trotzdem nie genug?
Wieso freut sich keine Sau mit dir, dass du was für dich tust, egal, ob nun als Reha- oder Leistungssportler? Warum dürfen Menschen sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen und sagen: "Liegestütze? Definiere doch mal korrekte Liegestütze!" Warum darf dich jeder runterziehen und du musst auch noch die Fresse halten und das KORREKT finden? Warum darf dir jeder das Gefühl geben: Scheißegal, was du machst, was Richtiges kann das nicht gewesen sein, wenn ich da an den oder die denke... Warum darf ich nur an anderen gemessen werden, die noch besser sind? Warum muss man immer der Beste sein? Warum muss ich überhaupt darüber nachdenken, auf welchem Platz ich stehe? Warum darf ich mich nicht einfach nur toll finden, wie weit ich es überhaupt geschafft hab - ohne da auch stehenzubleiben? Ich meine, ich könnts mir doch viel leichter machen: Morgens aus dem Bett quälen und ne kleine Pille einwerfen, nur um über den Tag zu kommen und mir suggerieren: "Ich kann ja nichts dafür, ich bin halt krank."
Warum muss ich mich dafür rechtfertigen, dass ich möglicherweise keinen Liegestütz nach DIN EN ISO hingelegt habe? Warum zählt nicht auch der Reha-Sportler, der doch auch seine ganze Kraft und Energie aufwendet, um überhaupt Schwung in die Muskulatur und damit frischen Wind ins Hirn zu bringen? Warum ist dein Krafthaushalt mehr wert als meiner?
Wieso muss ich mich eigentlich immer für alles rechtfertigen?
Dafür, dass ich krank werde?
Dafür, dass die Genesung Zeit braucht?
Dafür, dass ich Zeit brauche?
Dafür, dass ich nicht rund um die Uhr für jeden da sein kann?
Dafür, dass ich nicht auf Kommando abrufbar bin?
Dafür, dass meine Probleme für mich auch mal wichtiger sind als deine?
Warum dürfen Menschen auf mich sauer sein, nur weil ich mich erst drei Stunden später zurückmelden kann?
Warum dürfen sie sauer sein, obwohl sie es sind, die zu müde sind, wenn du von dir erzählen willst?
Warum dürfen sie sauer sein, obwohl sie genau dann gehen müssen, wenn du gerade von dir erzählst?
Warum dürfen sie sauer sein, obwohl sie auf deine E-Mail gar nicht reagieren oder erst drei Tage später auf deine sms antworten?
Wieso muss ich das immer alles verstehen und tolerieren - und ich selber bin der letzte Arsch?
Warum darf ich das alles nicht sagen, ohne undankbar für das zu sein, das ich bis dahin bekommen hatte?
Ich weiß, ich bin grad vom Thema abgekommen. Mir kommt es jedoch immer öfter so vor, als habe der Sport nicht nur Schwung in die Muskulatur gebracht - sondern auch in mein Denken - und in mein Handeln. Die große Wetterwende, Ihr wisst schon, der andere Wind, der jetzt weht. Es hat sich in vielen Jahren so vieles angestaut. Früher war ich ein Mensch voller Verlustangst, voller Selbstzweifel und überhaupt. Lieber war ich anschmiegsam, als dass der andere durch mein Verhalten vertrieben wurde. Ich wollte nur eins - ich wollte nur geliebt werden. Aber Hand aufs Herz - hat das wirklich auch was genutzt? Am Ende hat trotzdem jeder entschieden, was er wollte - und ohne MICH zu fragen, wie es MIR dabei ging.
Ich habe das alles so satt, wirklich. 
Vielleicht habe ich die Schmerzerkrankung gebraucht, um ein Bewusstsein zu entwickeln. 
Vielleicht habe ich die Schmerzerkrankung gebraucht, um einen eigenen Willen zu entwickeln.
Vielleicht habe ich all die Jahre gebraucht, um mein eigenes Ich aus dem Keller zu holen.
Vielleicht habe ich all das gebraucht, um den Sport für mich zu entdecken - und damit die Freiheit im Kopf. Die Klarheit. Leute, rennt, fahrt Rad, geht schwimmen, steigt in die Berge oder stürzt Euch ins Meer. Tut was.
Nur für Euch. Vielleicht glaubt Ihr mir das nicht oder könnts Euch nicht vorstellen - aber Ihr tut Euch selbst damit den größten Gefallen. Loslassen tut immer noch weh, aber ich habe keine Angst mehr davor. Endlich komm ich da hin, wo Schatzi mich immer gewünscht hat: "Achte endlich auf dich und auf das, was dich umgeben darf und was nicht."  Findet Ihr das nicht auch wichtig? Nicht jeder Weg muss zwingend auch zuende gegangen werden. Wege ändern sich, Richtungen ändern sich. Ich glaub, das Wichtigste ist, dass wir uns selber treu bleiben. Auch wenn dafür der eine oder andere aus deinem Zug aussteigt. Wichtig war, dass er überhaupt da war. 
Ach ja, Sport übrigens ist auch gut gegen Alzheimer. Ich weiß gar nicht, warum ich das jetzt sage. Ich habs vergessen.

Montag, 11. Juli 2011

Psst - Google liest mit!

Wer wie ich nicht nur bei der Google-Schwester (oder Google-Ableger oder was weiß ich) seinen Blog schreibt, sondern bei denen auch ne E-Mail-Adresse besitzt, der sollte sich vielleicht... äh... doch überlegen, was er schreibt oder versendet?
Ich meine, wenn ich mal so meine einst verschickten E-Mails durchblättere, dann muss ich doch immer mal lachen, was mir nebenstehend so für Anzeigen offeriert werden. Ich meine, nach ungefähr fünfzig Jahren Stasi-Wirtschaft sollte man sich vielleicht auch wie ein gebranntes Kind fühlen, wenns um die Überwachung meines privaten Gedankenflusses geht. Ich meine, was ich hier schreibe, ist für Gott & die Welt bestimmt, aber was ich privat versende, doch eigentlich.. für mich - oder?
Andererseits blieb ich bislang immer ganz entspannt, weil ich mir sagte: Texte werden doch heutzutage eh nur automatisch gescannt, da liest nicht wirklich wer, was Millionen von Menschen tagtäglich an... äh... geistigen Ergüssen produzieren.
Insofern musste ich mich beim heutigen Durchblättern der E-Mails doch fragen, WAS google wirklich "nur" scannt oder was die sich in der Tat anschauen ;)


Ich meine... eine einzige Zeile nur... Und schon kriege ich Delikatessen angeboten... Das empfand ich ja noch als ausgesprochen passend. Aber hallo - Mode in Größe 44 bis 62?? Google, ich verklage Euch! Der Brüller war ja: "Arzt in Oberstaufen - Kolonhydrotherapie" Aua! Hat sich bei Google nun eigentlich jemand das Bild angeguckt oder nicht? Was glaubten die denn dort zu sehen?
Und Maultaschen? Ohne Worte. Echt! Ich überlass es an dieser Stelle Eurer schmutzigen Phantasie, was ich da einst für ein Bild versendete :)

Echt gelacht aber habe ich bei dem hier:


Ich will Liebe und ich will wissen, was die Sterne mir dazu sagen können. Und was sagt Google dazu? Nimm doch ne Mastercard! Und da sagt Ihr Männer immer, wir Frauen seien berechnend. Kein Wunder auch - man zwingt uns das ja regelrecht auf :)

P.S. Wollt Ihr vielleicht doch wissen, welches Bild ich versendete? Nun - ein Menü aus Steak und PEPERONI-Scheiben Marke Eigenkreation! Und was habt Ihr gedacht? Mal ganz ehrlich :)

Ganze Kerle mit PMS

Im allgemeinen ist es ja so: Wenn die Rede von einem Mann ist und dieser Mann wird mit den folgenden Attributen beschrieben:
1. super authentisch
2. der lustigste Typ der Welt
3. ausgesprochen aufmerksam
4. so natürlich
5. so verständnisvoll
6. so einfühlsam,
dann wissen wir: Einen echten Kerl gibt es in dieser Kombination nicht - der Mann, auf den diese Beschreibung passt, ist - Mädels, Taschentücher raus! - stockschwul. Ich meine, ich persönlich finde das ja nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Nicht umsonst heißt es schließlich, dass die schwulen Männer die besten Freundinnen sein sollen; und nicht umsonst will ich schon so lange einen schwulen Freund haben. Nein, ich will nicht. Ich WÜNSCHE. Klingt besser. Ist besser.
Aber wer wünschte sich schon nicht einen Mann an seine Seite, der dich auch dann noch verständnisvoll in die Arme schließt, während du selber nicht mehr weißt, warum du jetzt eigentlich gerade heulst? Wer wünschte sich nicht einen Mann, der dich auch dann noch will, wenn du dich selber gerade nicht mehr lieb hast? Wer wünschte sich nicht einen Mann, der aufrecht genug ist, dir die Wahrheit zu sagen, und aber sensibel genug, die richtigen Worte dabei zu finden?
Andererseits... äh... Wer will schon einen Mann, der dein prämenstruelles Syndrom händchenhaltend mit dir durchsteht, weil er will, dass du das in der darauffolgenden Woche auch für ihn tust?
Wer will schon einen Mann, der länger im Bad braucht als du selbst?
Wer will schon einen Mann, der deine Einkäufe nicht hochtragen kann, weil möglicherweise der Fingernagel brechen könnte?
Ja... Zeigt sich also - wie immer - dass man eben nicht alles haben kann. Was macht ihn eigentlich aus - den echten Mann?  Grad muss ich lachen, weil mir mein letzter diesbezüglicher Chat einfällt:



Und wenn ichs mir recht überlege: Ein echter Mann fürs Leben ist mir doch lieber. Aber wenn unter Euch ein schwuler Mann dabei ist, der meine beste Freundin sein möchte - dann lass mich das wissen :)

Ich glaub, mich hat ein Elch geknutscht

Was tut man, wenn man am Tag zuvor zuviel Alkohol getrunken hat?
Genau - man trinkt am nächsten Tag noch mal dasselbe.
Was tut man, wenn man am Tag zuvor zuviel Sport gemacht hat und der Muskelkater plagt?
Genau - man macht am nächsten Tag noch mal dasselbe. Habe ich nämlich auch in der Reha gelernt: Wenn Sport weh tut, dann weitermachen, ist nämlich ein positives Zeichen und kein Stoppschild.
Was tut man aber, wenn man zu lange still gehalten hat?
Genau - man platzt, früher oder später.
Ich weiß sowieso nicht, wieso ich so viele Jahre immer so ruhig geblieben bin. Entspannt, diplomatisch, ausgeglichen. Na ja meistens, nicht immer. Zugegeben.
Spätestens nun anno 2011 ist irgendwie die große Wetterwende eingekehrt. Fragt mich nicht wieso - ich weiß das auch nicht! Obs vielleicht am Sport liegt?
Je weniger Schmerz mein Körper fühlt, desto stärker fühle ich mich.
Je stärker ich mich fühle, desto selbstbewusster fühle ich mich.
Und je selbstbewusster ich mich fühle, desto energischer wird meine Stimme, meine (Körper-) Haltung gerader und lerne ich demzufolge Seiten an mir selber kennen, die ich bis dato gar nicht vermutet hätte. Ich meine, Konsequenz, Durchsetzungsvermögen, (was ist eigentlich das Substantiv von "energisch"?) waren nicht gerade blutsverwandt mit mir.
Und wenn der 30. Geburtstag begonnen hatte, die erste große Wende im Denken und Handeln einzuleiten, dann ist der 40. Geburtstag mindestens der zweite große Schritt. Die große Wetterwende quasi:  Ab jetzt weht hier ein anderer Wind. Zu spüren bekommen das derzeit nicht nur meine Söhne (und sie lieben mich trotzdem :)) oder ignorante Freunde, sondern auch zum Beispiel Dienstleister unseres kleinen Büros. Hier verkauft mich keiner mehr für blöd und wenn wir monatlich einen Service bezahlen, dann will ich verdammt noch mal diesen Service auch genießen - und das nicht erst drei Tage nach Störungsmeldung! Als nach zwei Stunden prompt der Monteur erschien, dachte ich befriedigt: "Na bitte - geht doch."
Und für mich bleibt es echt interessant zu beobachten, wie mein Umfeld darauf reagiert. Die Kinder verstört. Der Liebste abwartend. Der Service pikiert. Nur ich - ich bin die einzige, die es cool findet.
Was Sport doch alles ausmacht...
Oder hat mich jetzt doch der rechte Elch geknutscht?

Sonntag, 10. Juli 2011

Mein Pilates Training mit Barbara Becker

Ein Schmerzpatient, wie auch ich einer bin, neigt ja schnell und gern dazu, das, was ihm weh tut, zu schonen oder eine Pille dagegen zu nehmen. Und ehrlich, auch ich gehörte zu den Patienten, die nicht wahrhaben wollten, dass sie sich damit eher schadeten. Die eher bockig auf gute Ratschläge reagierten: "Du hast ja gar keine Ahnung, wie das ist, nie ohne Schmerzen zu sein!" Man glaubt ja immer, dass man sich selbst am besten kennt und weiß, wie man sich am ehesten etwas Gutes tut. Im Prinzip stimmt das ja auch. Das, was dir gut tut, muss deshalb nicht auch das Richtige für mich sein. Allerdings - und ich gebe zu, dieser Prozess hat bei mir auch etwas gedauert - bedeutet das nicht, dass man gar nichts tun darf. Dass man nur das tun darf, worauf man Lust hat. Sich ergeben in etwas, das man doch aber ändern kann. Das wollte ich auch nie.
Am Anfang war Entspannung mein Zauberwort.
Entspannung in der Badewanne.
Entspannung mit der Musik.
Entspannung beim Malen.
Aber irgendwann war ich so entspannt, dass ich unentspannt wurde: Der Schmerz war immer noch da und ich irgendwie... keinen Schritt weiter. Also musste was anderes her. Nur was? Die Lösung fand ich dann vor zwei Jahren in der Reha. Als mir endlich einer mal erklärte, was mit meinem Körper los war. Verkrampfte Muskulatur, verhärtet wie ein Stein - im ganzen Körper.
"Selbst Ihr Schädel ist so hart, da bewegt sich gar nichts. Ich habe noch nie einen so harten Schädel erlebt. Ein bisschen Beweglichkeit muss immer bleiben."
"Damit kommt man wenigstens gut durch die Wand", hatte ich gefeixt.
Jedenfalls habe ich endlich gelernt, was gut für mich ist: Ich bade heute immer noch gern und hab mir erst gestern wieder zwei Tütchen "Muskel aktiv" von Tetesept gekauft. (Man soll ja keine Werbung machen, aber das Zeug ist wirklich gut.) Ab und zu gehe ich noch immer zur Yamamoto-Akupunktur. Musik ist noch immer mein Elixier und ich male und schreibe noch immer gern. Und seit ich vor über einem Jahr diese Pilates-CD von meiner Mama zum Geburtstag geschenkt bekam, geht es immer weiter nur bergauf. Ich habe gelernt "Nein" zu sagen und gelernt zu akzeptieren, wenn mein Körper mir sagt: "Sachte, Kleene, sachte." Ich sag Euch: Das Gefühl, den Schmerz ohne Pille & Co. besiegen zu können, ist ganz viel geiler als das Wissen, dass dein über-den-Tag-kommen von kleinen weißen Pillen abhängig ist und dein Körper nach deinem Tod als Sondermüll verabschiedet wird. Es wäre gelogen, wenn ich sagte: Heute tut mir nichts mehr weh.
Doch gemessen an der respektlosen Aussage eines Arztes: "Vergessen Sie's, das werden Sie nicht mehr los. Versuchen Sie einfach, damit zu leben und fertig", möchte ich ihm heute auf ganz unfeine Art den Stinkefinger zeigen und sagen: "Von wegen, Sie Arsch."
Das einzige, was mich echt ein bisschen demotiviert: Die Becker, ja, die sieht nach der 45. Minute des Übungsprogramms immer noch fit, elastisch und vor allem frisch aus - während ich auf meiner Iso-Matte kämpfe, der Schweiß aus allen Poren rinnt, die Haare wirr in alle Richtungen stehen und beim Liegen auf dieser Matte mit jeder Bewegung derart komische Geräusche am Rücken entstehen, dass mein Sohn aus dem Nebenzimmer rief: "Na klar, und zu uns sagst du immer, wir dürfen nicht f**zen!"
Aber vielleicht versteht Schatzi jetzt, dass es Dinge gibt, die ich einfach ganz allein machen möchte. GANZ allein :)

Quelle Foto: http://www.google.de/search?um=1&hl=de&biw=1366&bih=673&tbm=isch&sa=1&q=mein+pilates+mit+barbara+becker&oq=mein+pilates+mit+barbara+becker&aq=f&aqi=&aql=undefined&gs_sm=e&gs_upl=4778l9257l0l31l29l0l24l24l0l157l612l2.3l5

Samstag, 9. Juli 2011

Freund oder nicht Freund

...das ist hier eine Frage, die ich mich schon des öfteren gestellt habe. Und weil der Akku meines iPods noch ein bisschen aufgeladen werden muss, damit er meinem kleinen Turn durch die City standhalten kann (ich meine, alleine durch die Stadt zu tingeln, ist schon irgendwie langweilig; aber auch noch ohne Mucke tingeln - das geht ja gar nicht), stelle ich mir - aus gegebenem Anlass - die Frage jetzt gleich noch mal "öffentlich".
Und ich frage Euch: Wie viel muss eine Freundschaft aushalten? Wie viel darf eine Freundschaft aushalten? Bis wohin ist es die Verantwortung des anderen, eine gezogene Grenze nicht zu überschreiten - und ab wann ist es meine eigene?
Bedeutet Freundschaft, dass du allzeit zur Verfügung stehen musst, dass du jederzeit angerufen werden darfst, egal, ob tags, egal ob nachts, egal ob du gerade in der Arbeit bist? Bedeutet das, dass du das jeden und damit meine ich auch JEDEN Tag hinnehmen und annehmen musst, egal, ob du selber gerade noch Luft kriegst oder nicht? Ich - und das ist meine ganz persönliche Auffassung - war immer der Meinung, Freundschaft bedeutet, füreinander dazu sein, in Notsituationen den anderen aufzufangen, ihm zuzuhören, ihn seine eigenen Lösungen finden lassen und ihn dabei auch begleiten. Nur - wie weit darf das gehen?
Darf ich selber auch eine Grenze ziehen, egal, wie der andere sich fühlt - oder darf ich das nicht? Schon einmal habe ich zugelassen, dass man mich jeden Tag rund um die Uhr immer wieder anrufen konnte, ganz egal, wie sehr mich gerade mein eigenes Leben beanspruchte. Habe alles gegeben, was ich meinte, das man in einer wirklichen Freundschaft auch gibt. Hilfe. Beistand. Zuhören. Mitfühlen. Mitdenken. Mitfinden.
Bis es in einer Nacht darin endete, am Telefon zuhören zu müssen, wie der andere sich in sein Unglück stürzte. Ich kann es kaum beschreiben, dieses Gefühl. Wie lange es gedauert hat, bis ich das unmenschliche Schreien aus meinen Ohren und schließlich auch aus meinem Kopf bekommen konnte. Wie mir die Hände zitterten, als ich in jener Nacht den Notruf der Polizei wählte. Wie ich mich fühlte, als die Polizei noch in derselben Nacht ein Protokoll mit mir aufnahm - und mich ständig fragte, ob sie mich zum Arzt bringen sollten. Wie ich bis zum Morgen mit offenen Augen und in der Haltung eines Embryos in meinem Bett lag, unfähig zu weinen, zu denken, zu sprechen - oder gar zu schlafen.
Erst viel später, in der Arbeit mit meiner Schmerztherapeutin, ist mir klar geworden, dass nicht nur ich die "Schuld" daran trug. Sofern man denn von Schuld sprechen kann. Das Zauberwort ist nämlich "Verantwortung". Verantwortung habe nicht nur ich für den (momentan) Schwächeren. Verantwortung hat vor allem ebenso auch der gerade Schwächere: Nein, er darf dich eben NICHT rund um die Uhr anrufen, dir sms schicken oder dich aus dem Schlaf holen. Er darf es im Notfall - aber er darf nicht jeden Tag zum Notfall definieren. Und nein, er darf NICHT überhören, wenn du sagst: "Ich glaube, ich kann dir da nicht helfen, bitte ruf deinen Arzt an." Und auch sein Arzt darf dich nicht überhören, wenn du dort anrufst und sagst: "Jetzt kümmern Sie sich!"
Damals, nach jener Nacht, habe ich nicht nur mir selbst geschworen: "Ich passe besser auch auf mich auf."
Geglaubt hat es mir wohl kaum jemand, vielleicht nicht mal ich mir selber. Auch wenn ich es mir fest vorgenommen hatte. Heute jedoch erlebe ich eine ähnliche Belastung - und habe schon vor einiger Zeit die Notbremse gezogen. Am Anfang sanft: "Ich wünsche mir mal einen oder zwei Tage Pause und ein wenig Abstand." Dann nachdrücklicher, indem ich die Telefone einfach ausschaltete. Dann aber, als all das nichts fruchtete (in der Arbeit kann ich leider kein Telefon ausschalten), mit aller Konsequenz: "Ich ziehe mich ab heute zurück - und ich selbst entscheide, wann ich wiederkomme. Ich will keine E-Mails mehr, keine sms, keine Anrufe auf dem Handy oder zu Hause und erst recht nicht im Büro!" Und Freundschaft, sofern es eine echte ist, respektiert das. Achtet das. Und lässt dir auch die Zeit, dich um deine eigenen Sorgen, deine eigenen Probleme und dein eigenes Leben zu kümmern. Und wendet sich in dieser Zeit den anderen zu, die da noch sind.
Warum ich das heute so in aller Deutlichkeit aufschreibe?
Weil es mich fassungslos macht, wie rücksichtslos Menschen sein können. Wie respektlos.
Weil es mich nicht nur fassunglos, sondern mittlerweile regelrecht aggressiv macht.
Weil ich aufzeigen will, wie wichtig, wie bedingungslos wichtig es ist, sich auch selbst abzugrenzen.
Weil ich es wichtig finde, genau das alles auch offen auszusprechen.
Vielleicht geht es dem einen oder anderen von Euch ähnlich. Dann lasst Euch sagen: Ihr dürft kein schlechtes Gewissen haben, wenn Ihr sagt: "Nein!" Es geht nicht immer nur um den anderen, es geht genauso auch um Euch selbst. Weil Ihr nichts mehr zu geben habt, wenn Eure Energie rausgesaugt ist. Und wie wollt Ihr dann noch Euer eigenes Leben aus Kindern, Familie, Job und dem ganzen Alltag bewältigen, wenn Ihr keine Energie mehr habt? Das darf nicht sein. Und das darf auch niemand von Euch verlangen. Oder erwarten. Jeder Mensch, insbesondere, wenn er sich Freund nennt, muss das respektieren. Und das ist ganz allein EURE Verantwortung. Take care of you.
Und ich, ich fahre jetzt in die City und besorge mir eine neue Telefonkarte.

Die Bahn macht mobil

Bis vor zwei Jahren war ich recht eifrige Bahnfahrerin zwischen Hometown und Posemuggel. Unterm Strich wars immerhin nicht nur günstiger als die Preise selbst an no-name-Tankstellen, es war auch entspannter dahingehend, als dass ich meist quer über beide Plätze verteilt lag, Mucke hörte oder auch ein bisschen schlief. Der Nachteil allerdings waren nicht nur die Fahrzeiten von über fünf Stunden - der Nachteil war leider auch, dass die Bahn oft und gern irgendwo in der Pampa stehen blieb, einfach so, und sich die Fahrzeit gut und gern auch um wenigstens eine Stunde verzögerte. Ich meine, wenn dir nur rare, abgezählte Stunden bleiben, die du mit deinem Schatz haben kannst, dann ist jede, aber auch j-e-d-e Stunde, ach was, MINUTE kostbar! In einer Stunde kann soooviel passieren! Sex, Abendessen, den Weinspeicher erleichtern und eine Staffel "Two and a half men" gucken - und vielleicht noch mal Sex.
Die Bahn interessiert sowas ja nicht und angesichts der läppischen 15 Euro Erstattung wünschte ich mir - nur selektiv -amerikanische Verhältnisse, in denen die Schadensersatzforderungen ins kundenfreundliche Nirvana steigen.
Auch die Werbung für die 29-Euro-Spartickets, wo du dich regelmäßig fragtest, ob das Wort Kontingent tatsächlich groß oder vermutlich eher klein geschrieben würde - hatte der Bahn wohl nicht wirklich den Erfolg gebracht, den sie so dringend nötig haben, um nicht nur neue Roller unter ihre Bahnen und neue Klimaanlagen in ihre Bahnen zu basteln, sondern den Vorstandsmitgliedern & Co. ein ordentliches zusätzliches Salär zu bescheren - nach all den Strapazen, die sie mit uns Kunden hatten!
Wenn sie schon also nicht ihre Kunden, so konnten sie aber immerhin ihre Werber austauschen - jedenfalls vermute ich das. Denn - das muss man ihnen wenigstens zugute halten: Ich ziehe auch heute noch die Mitfahrgelegenheit der Bahn vor und fahre auch sonst lieber selber Auto als Bahn - aber ihre neue Werbung ist echt gut! Und Gratis-Eis ist ja auch tausendmal billiger als ne stabile Klimaanlage :)


Freitag, 8. Juli 2011

IKEA Sommerkatalog

Ich hielts nie für nötig, NICHT zu bekennen, dass ich hin und wieder gerne bei MacDonalds einkehre. Vor allem mag ich ihr Eis. Ich hielts ebenso nie für nötig, NICHT zu bekennen, dass ich IKEA liebe. Meistens schämen sich Leute ja, wenn sie nicht teuer und edel genug einkaufen. Ich nicht. Ich geh übrigens auch zu Aldi oder Lidl. Von Anfang an jedenfalls mochte ich diesen verspielten, wie bunt zusammengewürfelten und doch irgendwie immer passenden Stil von IKEA. Dieses Baukastensystem. Eigentlich unnötig hinzuzufügen, dass ich Einbauküchen oder Anbauschränke verachte. Nicht nur, dass mir das zu funktionell (also spießig) ist - man kann auch so wenig damit arbeiten. So wenig verändern. Einmal eingerichtet, wird Deine Küche immer gleich aussehen, lediglich die Farbe der Wände kann variieren. Ist mir zu wenig.
Aber das.. ist eigentlich gar nicht der Grund meines heutigen Eintrags - ich verlier mich schon wieder ;) Und bevor es ausufert: Passend zu meinem letzten Eintrag bekam ich heut - IKEA Sommerkatalog sei dank - die goldene Hausordnung ins Haus geliefert, sie liegt gerade druckfrisch neben meinem Laptop, bereit, aufgehangen, akzeptiert und respektiert zu werden...



Und weil IKEA gerne mal bisschen Baumaterial, Schrauben oder sonstiges Zubehör - nie niemals aber die Bedienungsanleitung vergisst....



In jeder Sprache verständlich, würde ich sagen! Ich mein ja nur... Nur für den Fall, dass der kleine Kippschalter in Muttis Sicherungsschrank seine Nachdrücklichkeit verlieren sollte ;)

Die Stunde der Wahrheit

Während meine Söhne mit Sehnsucht ihrem letzten Schultag und ich eher mit Bangen diesem Tag in Erwartung der Zeugnisse entgegenfieberten, ist er nun endlich auch da: der letzte Schultag. Also freuen tut mich das auch, denn wenn ich jetzt auch keine sechs Wochen Ferien genießen kann, so genieße ich mit Beginn dieser Zeit aber eines: Ich darf morgens mindestens 45 min länger schlafen und muss auch kein Frühstück mehr zubereiten. Das können sie jetzt hübsch selber erledigen, wenn sie um die Mittagszeit aus ihren Federn gekrochen sind.
Und während der eine sich entschlossen hatte, in den Ferien ein bisschen arbeiten zu gehen (von nix kommt schließlich auch nix und wer feiern will...), hat der andere beschlossen: Ich mache eine Woche nichts, dann mach ich die andere Woche auch nix und die anderen vier Wochen.. mach ich auch nix. Wenn man davon absieht, dass er vorhat, Jugendcamp und die großelterliche Insel unsicher zu machen. Ich meine, mit fünfzehn kann man ja auch schon nebenbei bisschen Taschengeld verdienen, andererseits... erinner ich mich noch sehr deutlich daran, dass es zu meiner Zeit noch ganze acht Wochen Sommerferien gab und meine Eltern mir auch nie vorgeschrieben haben, ob ich etwas zum kärglichen Lebensunterhalt beisteuern sollte oder nicht. Ich durfte einfach machen, was ich wollte, schlafen, essen, trinken, schlafen - und bei Sonne mich ins geliebte Meer stürzen und den Wellen trotzen. Hach ja. Waren das noch Zeiten.
Und die Zeugnisse nun... Wenn Ihr mich fragt - ich bin zufrieden! Während mein großer Junge die erste Ausbildung nur recht und schlecht hinter sich brachte, blüht er jetzt förmlich auf, ärgert sich über die eine oder andere Drei, wo er noch mehr tun will, damit daraus ne Zwei wird, dankte mir ausgiebig, dass die Hausarbeit, die ich ihm zuletzt nächtigens schrieb (der treue Leser unter Euch weiß ja noch: die an der Zimmerdecke kreiselnde, feuerspeiende Mutter Helma und so) einen Zweier und damit auch eine Zusatznote Zwei auf dem Zeugnis bescherte - klang mein Jüngster etwas verhaltener. Mir schwante Schlimmes - aber Entwarnung: alles gut. Na ja... Fast alles. In Betragen ein Vier. Mit dem Vermerk: "Ihr Sohn schenkte dem Unterricht nur mangelnde Aufmerksamkeit und vor allem mangelnde Ernsthaftigkeit." Mit anderen Worten: Mein Sohn ist der Clown der Klasse. Was umso tragischer wiegt, als dass er ja eigentlich immer noch Erzieher werden will. Und das umso mehr, seit er weiß, dass diese Berufswahl vor allem Eindruck auf seine holde Mädchenschar macht.
"Du hast jetzt... warte... lass mich rechnen... exakt acht Monate Zeit, aus der Vier eine Zwei zu machen. Mindestens. Hallo - du willst Erzieher werden - da nimmt dich mit der Vier kein Schwein. Nicht mal der Waldorf-Kindergarten! Du sollst den Kindern ein positives Beispiel sein - ein p-o-s-i-t-i-v-e-s!"
"Na aber der Rest ist doch gut, oder?"
"Lenk nicht ab!"
"Nein, mach ich nicht. Aber der Rest ist gut?"
"Ja, ok, der Rest beruhigt mich, hast du gut gemacht."
"Cool, danke."
Seit sie nämlich erfahren mussten, dass Mutter Helma durchaus willens und in der Lage ist, an ihrem Stromkasten einen kleinen Schalter umzulegen, der nur das Jungen-Zimmer komplett lahmlegt - einschließlich aller diversen Chat- und Spielkonsolen - während Mutti in ihrem eigenen Zimmer weiter rege auf allen Kanälen mit der virtuellen Außenwelt in Kontakt bleibt, behandeln sie mich mit einer ausgesuchten Vorsicht und kommt zumindest das jüngere Kind auch wieder öfter schmusen, selbst wenn er grad nix Besonderes von mir will.
Ich sage Euch... Die verbalen Befreiungsschläge der letzten Tage, mit denen ich mir überall da Luft gemacht hatte, wo es längst mal fällig war - die haben mich schon enorm gepusht. Aber nach einem Blick in die verdutzten Gesichter meiner Jungs, nachdem ihnen mal alle Lichterchen ausgingen - da habe ich mich gefühlt wie eine coole Sau :)

Liebeskummer-Expertin Conni Lubek im Interview

Irgendwann, ich weiß nicht mehr, wann, habe ich Euch von diesem Buch "Anleitung zum Entlieben" erzählt. Die Geschichte einer Frau, die, um ihre unerfüllte Liebe zu einem Mann zu überwinden, aus purer Verzweiflung begann, einen Blog zu schreiben. Und die, als sich ihre täglichen Besucherzahlen im zweistelligen Bereich bewegten, ein Buch draus machte. Ein ganz lustiges, ein ganz witziges Buch, wie ich fand, auf das ich an einem Wühltisch vor allem aufmerksam wurde, weil ein Teil ihres Namens haargenauso wie ein Teil meines richtigen Namens geschrieben wird. Und weil das Thema Liebe sowieso für mich ein ganz großes Thema ist. Und immer war.
Nun weiß man ja höchstens von Biografien, dass sich alles auch genauso zugetragen hat; bei allen anderen lässt sich nur erahnen, wie viel Autobiografisches im schriftstellerischen Werk versteckt ist. Meine Überzeugung ist ja, dass insbesondere in Erstlingswerken eine ganze Menge Eigenes steckt  - sofern wir hier nicht von Sach- oder Fachbüchern sprechen.
Demzufolge wurde ich auch jetzt erst in diesen Tagen von dem Gedanken überrollt "guck doch mal im Netz, ob es diesen Blog tatsächlich gibt." Was soll ich sagen: Es gibt ihn. Es gibt ihn tatsächlich und heute Nacht, als das Gewitter mich weckte, der Gedanke an meinen Job mich nicht wieder einschlafen ließ und ich - VPN-client sei Dank! - soeben noch mal checkte, ob ich heute... äh... gestern auch alles richtig gemacht hatte (kennt Ihr auch dieses Gefühl, dass Ihr, wenn Ihr endlich zur Ruhe findet, anfangt, darüber nachzugrübeln, ob Euch da oder dort nicht doch ein Fehler unterlaufen, Ihr auch wirklich an alles gedacht habt? ist wohl so ähnlich wie die Frage, ob du dein Bügeleisen ausgestellt hast, bevor du in den Urlaub gefahren bist; oder die Suppe vom Herd genommen hast, bevor du in die Arbeit gefahren bist), fand ich außerdem noch einen recht interessanten kleinen Artikel über die Autorin selbst:

http://lebfrech.de/freizeit/technik/bloggen/conni-lubek-%E2%80%93-im-gespraech-mit-perlfrech-de

Inzwischen ist es 2 Uhr 10 - ich sollte wieder versuchen zu schlafen. Oder einfach morgen früh einen Urlaubsschein ausstellen. Ich glaube, ich bin echt urlaubsreif. Und würde, wenn ich einem spontanen Impuls (bei denen weiß man ja nie, warum und woher sie kommen) folgen könnte, würde ich noch heute Nacht am liebsten nach Holland ans Meer fahren.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Er ist sich "nicht sicher", ob er eine Beziehung möchte

Dieser Titel begrüßte mich heute Abend in dem Forum, dem ich vor einer Weile aus langer Weile (kein schlechtes Wortspiel, oder? :)) beigetreten bin. Also eigentlich wollte ich ja ganz passiv bleiben, nur lesen, mal gucken, wie andere Frauen so ticken und was sie so erleben. Frauen, mit denen ich keine Freundschaft pflege, die ich nicht mal kenne. Und falls einer fragt: Warum tust du das, hast du nichts Besseres zu tun? Dann antworte ich denen: Doch, eigentlich schon, aber irgendwie gehts mir da wie vielen anderen: Auch ich brauch mal etwas Seichtes, etwas zum nur-nicht-nachdenken-müssen, um so am besten abzuschalten und die hochgetourten Sinne wieder zu beruhigen. Schatzi würde jetzt wieder sagen: Und warum gehst du nicht lieber joggen? Und ich würde dann sagen: Schatzi, einmal Sport am Tag ist definitiv genug.
Dennoch bin ich inzwischen kurz davor, ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln zu erleiden.
Ich meine, man sagt ja immer, Frauen untereinander verstehen am besten und wenn ich so an die eine oder andere Freundin denke, dann stimme ich dem unbedingt zu. Andererseits sind sie vermutlich auch genau deshalb meine Freundinnen, weil wir entweder haargenau ticken oder einfach einander ergänzen. Was ich heute Abend aber alles so zu lesen bekam... Ich meine, mit fünfzehn, siebzehn, zwanzig Jahren, klar, da haben wir uns alle ins Zeug gelegt, um den Mann unseres Begehrens für uns zu entfachen. Wir haben genau aufgepasst, was ihm gefiel, Haare, Frisur, ein glockenhelles Lachen - hach ja, wenn man das lang genug übte, hatte mans irgendwann auch drauf.
Mit dreißig dann, so empfinde ich das, kommt die erste große Wende. Du bemerkst, dass du doch viel eigenständiger bist als du bis dahin glaubtest, und dass es Dinge gibt, die du noch sehen wolltest - und wenn das bedeutet, einen Weg allein zu gehen, dann machst du es auch - weil du es dir endlich zutraust.
Mit vierzig, auch hier spreche ich nur für mich (aber wenns Euch auch so geht, könnt Ihr das ruhig sagen :)), hat sich zur Dreißigereinstellung noch eine wunderbare Gelassenheit hinzugesellt: Ich muss NIEMANDEM mehr gefallen, der es nicht will oder nicht wenigstens zu schätzen weiß - ich muss erst mal MIR gefallen!! Früher fand ich es klasse, viele Leute zu kennen, heute fühle ich mich genau davon überfordert und schätze es umso mehr, wenn ich weniger Leute, diese aber dafür intensiver kenne.
Und ich finde es komplett bekloppt, wenn ich nicht der Mensch sein darf, der ich auch bin - ohne Spielchen und so'n Scheiß.
Wenn ich einen Menschen liebe, will ich das sagen, wann mir danach ist und ohne darüber nachzudenken, ob das strategisch gerade ungünstig ist.
Wenn ich Lust auf Sex habe, will ich mich auf seinen Schoß setzen, ohne mich fragen zu müssen, wer hier der Jäger und wer hier die Beute ist.
Wenn ich mir etwas wünsche, will ich das sagen können, ohne mich zu fragen, ob ich mich gerade entschlüssele.
Wenn mir etwas nicht passt, will ich es sagen können, ohne eine egoistische alte Kuh zu sein.
Wenn ich laut lachen will, will ich laut lachen und nicht erst in den Keller steigen.
Wenn ich alt werde, will ich, dass du meine Falten liebst und nicht die von Professor Mang glattgezerrte Fratze.
Und wenn du mich eines Tages wegen einer Jüngeren verlässt, werde ich drei Tage heulen, dann meine Mädels zusammentrommeln und dann eine Flasche Prosecco aufmachen, damit wir uns zurechtmachen und ausgehen können.
Ich meine, Mädels - was soll das auch sonst? Warum müssen WIR alles machen, damit wir IHM gefallen? Warum ist nur wichtig, was ER will? Sind wir noch ganz bei Trost? Wo bleiben denn da WIR? Entweder es zündet oder es zündet nicht. Wenn einer, egal ob Sie oder Er, erst darüber nachdenken muss, ob er will oder nicht - dann muss man nicht drum rum reden - dann hat es nicht gezündet. Ich kriege einen Kotzkrampf, wenn erwachsene Menschen sagen: "Ich bin nicht beziehungsfähig." Weil sie eigentlich sagen wollen: "Ich hab nur keinen Arsch in der Hose" - aber das klingt ja nicht so cool. Ich kriege aber auch einen Kotzkrampf, wenn ich solche Beiträge lese wie den hier "Ja, Christian, du hast recht...leider es ist so. Fast alle Maenner jetzt haben Angst vor ernste Beziehungen..."  Quark. Haben sie nicht. Wollen sie nur nicht, jedenfalls nicht mit dir. Und es ist egal, was du anziehst, ob du die Haare schön hast oder gut kochen kannst. Solche Wahrheiten tun weh, sind aber trotzdem wahr. Und während sich die meisten Frauen im Forum selber bedauern oder beklagen, was ihnen alles passiert(e) und wie scheiße doch die Männer sind, setzte ich einen fetten "like"-Button unter diesen Beitrag hier: "
"ach hört doch auf Er Er Er Er Er Er ist Er will Er will doch nicht Er mag halleluia!!!!!!!! halloooo? da geht es nicht um ihn sondern um uns. Frauen wacht auf! ...geniesst einfach was kommt... kauft euch ein buch über das kochen oder geht auf reisen oder macht eine oase aus eurem balkon, schminkt euch, rasiert euch die beine..."
Genauso funktioniert das, Mädels. Wenn ein Mensch den anderen nicht dafür liebt, wie er ist und wie er sich mit dem anderen fühlt, dann bringt alles gar nichts, was wir für den anderen tun. Aber davon geht die Welt auch nicht unter. Mit zwanzig hat mir diese Erkenntnis einfach nur weh getan. Mit vierzig tut sie mir auch weh. Aber mit vierzig sehe ich die Chance darin.

Sind die deutschen Männer russisch?

Das allgemeine Denken kommt ja irgendwie nicht ohne Klischees aus und manchmal stelle ich fest: Ich auch nicht. Obwohl ich das ja eigentlich gar nicht mag und obwohl ich ja eigentlich immer für Individualismus plädiere. Aber na ja, ich bin eben auch nur ein Mensch.
Und als solcher wundere ich mich jeden Morgen, dass ich auf meinem Weg ins Büro vor allem immer nur reisende Frauen sehe. Wo ich mich immer frage: Ist das jetzt so, wie man es den Russen nachsagt, dass die Männer zu Hause liegen, Wodka trinken, rülpsen und darauf warten, dass ihre Frauen zur Arbeit fahren, das Geld verdienen, das Haus putzen und anschließend das Essen servieren? Oder soll ich etwa glauben, dass die meisten von den Frauen, mit denen ich morgens in einer Reihe an der Ampel stehe und die fast alle entweder ein funkelniegelnagelneues oder wenigstens ein teures Auto fahren, von ihren schwer arbeitenden Männern gesponsert werden, die schon um viertel nach sechs im Büro und abends um viertel nach zehn aus diesem Büro kommen - wenn sie denn überhaupt noch in Deutschland arbeiten? Für wahrscheinlicher halte ich allerdings, dass die Männer in höheren Führungsebenen sitzen, täglich nicht vor 9 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen und abends pünktlich den Hammer fallen lassen (deswegen sehe ich sie auch nie, weil das allgemeine Berufsleben einfach früher beginnt und später endet ;)), um nach ihren schweren geistigen Ergüssen noch das schwer verdiente Feierabendbierchen zischen zu lassen und sich darüber Luft zu machen, dass wenigstens ihre Sekretärin das Leben genießt, indem sie die dritte Scheidung einreichte und sich den fünften Mann angelte.
Ich weiß, dass meine heutige Frage nicht wichtig ist. Sie geht mir aber trotzdem dann und wann durch den Kopf. Spätestens morgens an der Ampel.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Offener Brief

Liebe Frau Tankstellenangestellte,

heute morgen bin ich wieder zu Ihnen gekommen, habe den Wert meines Wägelchens verdreifacht, indem ich einfach nur volltankte und als ich zu Ihnen an die Kasse kam und meine Sonnenbrille abnahm, haben Sie mich wie immer total freundlich angelächelt und gefragt: "Käffchen? Heute einen großen?" Und ich habe begeistert genickt und beinah flehentlich geantwortet: "Oh ja, einen ganz großen!" und ich bin nicht eine einzige Sekunde lang auf die Idee gekommen, ob Sie nur darauf aus waren, mir vierzig Cent mehr wie sonst abzuknöpfen. Ihr Lächeln war so warmherzig und voller Güte, und das schon um acht Uhr morgens, dass ich genau wusste: Sie wollen mir wirklich etwas Gutes tun. Sie sehen mir sofort an, dass ich die letzten Nächte nicht genügend Schlaf bekam, und vor allem wissen Sie ebenso so schnell, was mir wirklich gerade fehlt.
Es ist nämlich so, dass die Menschen mehr und mehr nur ihre eigenen Bedürfnisse sehen und bis zu ihrem eigenen Tellerrand schauen, egal wie eng oder weniger eng du mit ihnen befreundet bist; dass sie sich in erster Linie nur für sich selbst interessieren und sich nicht fragen, ob ihr Kick auch mein Kick ist oder ob sie in völlig respektloser Art und Weise in derben Stiefeln über deine gezogene Linie latschen frei nach dem Motto: "Ich versteh dich ja, aber ich muss dir da mal was erzählen."
Was sagen Sie dazu, Frau Tankstellenangestellte? Würden Sie solchen Menschen auch aus freien Stücken den leckersten Kaffee aller Tankstellen servieren und ihm heimlich noch ein Stück Schokolade dazulegen? Oder würden Sie irgendwann auch einen dicken Hals kriegen und ihm die Schokolade an seinen Gaumenzipfel klemmen und den schön heißen Kaffee über die Hosen kippen? Ich bin sonst nicht so, Sie kennen mich doch inzwischen bestimmt, ich komm ja schließlich regelmäßig jede Woche zu Ihnen (ich muss, leider, die Arbeit ruft aus der Ferne, leider) und wenn ich die Wahl habe, stelle ich mich immer an Ihre Kasse. Ich hoffe, Ihr Chef weiß, was Sie für ihn sind, was für ein Geschenk Sie für uns Kunden sind. Ich weiß nicht, ob ich Sie mag, ich kenn Sie ja gar nicht, aber ich mag Menschen, die eine ehrliche Freundlichkeit ausstrahlen, eine nicht aufgesetzte Freundlichkeit, wo beim Lachen gleich beide Zahnreihen entblößt werden (Garfield lässt grüßen), sondern eine, die den ganzen Tag hell macht. Und ich kann Menschen nicht mehr ertragen, die respektlos und rücksichtslos sind. Zugegeben, früher war meine Schmerzgrenze wesentlich höher, hatte ich ein buchstäblich dickes Fell. Ging Ihnen das genauso? Ich meine, es ist doch ok, wenn ich denke, dass Sie rein vom Alter her meine große Schwester sein könnten? Eine, die ich nie hatte, mir aber immer wünschte, damit ich mich nicht immer mit meinen Brüdern prügeln musste. Dann ist meine Annahme Ihres Alters doch keine Beleidigung, oder?
Jedenfalls waren die letzten Tage nicht so einfach für mich, daher der wenige Schlaf, wissen Sie? Ja klar wissen Sie, Sie habens mir ja pronto angesehen. Und den Rest haben mir am Montag die Servicefreunde der Telekom gegeben, die mich derart für dumm verkaufen wollten, dass ich mir die entnervte Frage: "Ja bin ich denn hier nur von Dilletanten umgeben?" nicht mehr verkneifen konnte - woraufhin mich die gute Dame von der Telekom prompt in die Warteschleife und damit ins Servicenirvana schickte. Ich sag Ihnen, Frau Tankstellenmaus, bei der gestrigen Befragung nach der Kundenzufriedenheit habe ich denen noch ein paar Takte erzählt, das können Sie wissen! Ich weiß noch, dass sich bei einer ähnlichen Situation vor Jahren meine Freundin auf den Stuhl warf, begeistert auf die Schenkel klatschte und rief: "Is ja geil, so kenn ich dich noch gar nicht - aber es steht dir verdammt gut!" Was soll ich sagen? Ich hatte einen gefühlten Blutdruck von 360, aus meinen Augen schossen Blitze und die Synapsen vibrierten *ding ding ding*, aber wenigstens war damit auch meine Lethargie der letzten Tage wie weggewischt.
Ich frage jetzt mal Sie: Darf man nicht auch mal ein, zwei Tage durchhängen und trotzdem keine depressive Verstimmung haben? Darf man nicht einfach nur mal ein bisschen fertig sein und herumliegen, die Zeit vertrödeln und sich den Bauch kratzen, weil einem die Ideen für geistreiche Unternehmungen ausgegangen sind - und es fühlt sich trotzdem ok an? Darf ich auch mal schreien und das Telefon an der Wand zerlegen, weil mein Wunsch nach Ruhe mal eben so übergangen wird? Hätten Sie das auch gerne, wenn Sie grad nicht so prickelnd drauf sind: anlehnen, schöne Musik hören - und einen riesigen Schokokuchen essen? Ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen?  Ob Sie mich verstehen würden, auch wenn Sie selbst alles ganz anders machen?

Wäre der Sprit nicht so beschissen teuer, ich würde glatt zweimal die Woche zu Ihnen kommen und meine Akkus an Ihrer Freundlichkeit aufladen. Menschen wie Sie braucht das Land. Das wollte ich Ihnen einfach nur mal sagen.

Herzlichst,
Helma Ziggenheimer

Sonntag, 3. Juli 2011

Genial daneben

Es gibt Wochenenden, an denen sind meine Söhne dazu verdonnert, wenigstens Frühstück zuzubereiten. Wenn sie sonst schon nicht soviel zum Familienleben beitragen, das ihnen ein Zacken ihrer Krone kosten könnte. Das Frühstück dann machen sie mitunter dann auch richtig gut, wenn man davon absieht, dass an solchen Tagen nicht mit Rührei, Pancakes & Co. zu rechnen ist, sondern lediglich mit Toastbrot, Wurst und Marmelade. Gestern jedenfalls hat mein Großer es sogar geschafft, ein Windlicht dazwischenzuzaubern - man kann sagen, was man will: Bereits eine Kerze im rechten Licht schafft ein besonderes Ambiente.
Der Nachteil solcher Aktionen ist allerdings, dass es Frühstück nie vor zwölf gibt. Es sei denn, mein Hunger ist gar zu groß und ich zerre meine Jungs frühzeitig aus dem Bett. Also so halb zwölf oder so.
Oder aber - so wie heute - ich bereite mir einen lecker Cappuccino und zelebriere ein Vor-Frühstück in meinem Bett, lese nebenbei oder schaue - na so wie eben heute - "Genial daneben". Ich finde ja, das ist echt ein tolles, unterhaltsames Konzept, würde, so meine ich, auch super unterhaltsam sein, wenn man mit Freunden ums Lagerfeuer hockt. Zum Beispiel. Nun ja.
Das Konzept an sich ist ja ziemlich einfach: Zuschauer senden ihre Frage ein und das Rateteam muss dann die Antwort auf diese Frage herausfinden. Sie dürfen Fragen stellen, die der Moderator beantworten darf, ohne dabei zuviel zu verraten.

Nun schaue ich das nicht regelmäßig, aber doch hin und wieder mal und habe festgestellt, dass entscheidend für die Unterhaltsamkeit die Qualität der Rate-Runde ist. Heute hätten wir die Hella von Sinnen (die finde ich übrigens wirklich speziell, also ich meine, die gefällt mir!), dann die Schöneberger (doch, die hat auch was), den Dieter Nuhr (den finde ich zu köstlich) und den Pastewka. Ach.. fast hätte ich den Kleinsten unter ihnen vergessen, den Hoëcker  Oder so ähnlich. Jedenfalls, wenn diese Runde beisammen ist, dann macht das Zusehen bzw. Zuhören wirklich Spaß.
Ich hab mal gelesen, dass der Moderator, der Hugo Egon Balder, das Konzept selber erfand, die Moderation aber gerne jemandem anderen überlassen hätte. Es fand sich nur niemand, der das tun wollte. Augenscheinlich konnte sich niemand vorstellen, dass man mit so einer fröhlichen Raterunde auch noch den Erfolg haben konnte, der ja heutzutage im TV (na ja, eigentlich nicht nur da) so wichtig ist. Das ewige Wettrennen um die Quoten. Nun fehlt ja der Vergleich, aber ich finde, es könnte keinen besseren Moderator geben als den kauzigen Balder. Er passt einfach, so wie er sich immer seine passende Besetzung aussucht. Eine lustige kurzweilige Stunde, finde ich, wie gemacht dafür, die Zeit zwischen Erwachen (es hat einfach zu laut geregnet, drum bin ich um diese Zeit schon fit) und Frühstück (Jungs, ihr könntet dann langsam mal!) zu überbrücken. Und nebenbei sogar noch etwas zu lernen. Wenn ich es nicht heut Nachmittag schon wieder vergessen haben würde.

Quelle Foto: http://i.ytimg.com/vi/3FjxSpt-AiY/0.jpg

Samstag, 2. Juli 2011

Saturday Nightlife

Ich glaube, ich bekomm jede Woche eine Einladung zu obigem Event, auf die ich ebenso regelmäßig die Antwort sende "Nehme vielleicht teil". Ich meine, ich würde ja auch gerne - irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, das Leben rauscht an mir vorbei, während ich beinah jedes Wochenende nach einer langen, anstrengenden Arbeitswoche im Koma liege. Ist das nicht irgendwie auch ungerecht? Dass die Arbeit mir keine Zeit mehr fürs Privatleben lässt? Mal abgesehen davon, dass ich kaum noch ein Privattelefonat führen kann (na eigentlich gar keins mehr), dass Bekannte schon in der Mittagspause in mein Büro kommen müssen, damit sie nicht ganz vergessen, wie ich aussehe und ich freitags bereits zur Sandmännchenzeit ins Nirvana kippe, kaum dass der Wocheneinkauf verstaut ist?
Da will man doch wenigstens am Wochenende leben - oder etwa nicht?
Aber alleine? Wir Frauen wissen ja, wie das ist, wenn wir abends allein durch die City streifen, durch die Bars oder Cafes. Es ist, als sei dir der Satz "Frau über vierzig, verzweifelt, ledig, sucht..." auf die Stirn gemeißelt und könntest dir lediglich mit nem Permanent-Marker  "Satz zwei setzt Satz eins außer Kraft" drunter pinseln, um nicht nur unmissverständlich auf die Existenz Posemuggel Schatzi's hinzuweisen, sondern dir auch ebenso unmissverständliche Anfragen wie "Zu dir? Bei mir geht leider nicht, hab Freundin und Kind" vom Hals zu halten.
Irgendwie ist das doch blöd. Die meisten meiner Leute sind in festen Händen und kuscheln an Wochenenden lieber in Selbstgestrickten und Händchen haltend mit ihm oder ihr auf dem heimischen Sofa und den letzten Singles unter meinen Leuten ist der Weg zu mir zu weit oder ihr Leben derart dauerproblembehaftet, dass ich mir für eine Weile eine Auszeit einforderte. Toll. Und nun? Was ist mit mir? Wer genießt mit mir die aufregende Vorfreude des sich Zurechtmachens, Haare machen, Lidstrich ziehen, ein bisschen Prosecco zum Anwärmen, ein bisschen Lieblingsmucke zum Einstimmen - so wie wir das mit siebzehn gemacht haben? Warum hört das alles auf, kaum dass man zur Ü-30-oder-so-Fraktion gehört? Aus lauter Verzweiflung habe ich heute Abend sogar einen französischen Film geguckt, obwohl ich die eigentlich nicht so mag. Die Frauen sind immer so hektisch, so impulsiv, so laut, kaum dass etwas nicht nach ihrem Kopf geht - und in der Mitte des Films schlaf ich dann meistens auch ein. Kennt einer von Euch noch "La Boum - Die Fete"? Hach, was haben wir da noch geschmachtet, uns in Pierre Cosso verguckt und den Style von Sophie Marceau nachgeahmt? Der Film heut Abend, "LOL - Loughing out loud" war auch wieder ein Film mit der Sophie, nur dreißig Jahre später, sie sieht noch genauso sehnsuchtsvoll aus wie damals und der Film war wie die erwachsene Schwester der "La Boum". Immerhin waren damit auch bei mir alle Tasten wieder gedrückt, erwachte spätestens jetzt der Wunsch nach Abwechslung, nach Leben, nach allem, das nichts mit Haushalt und Kindern und so zu tun hatte. Ich meine, meine Jungs... Ich könnte hier in meinem Kämmerchen ins Koma fallen - sie merkten das gar nicht. Ich könnte aufhören, für sie zu kochen, zu waschen, zu putzen - sie merkten das einfach nicht! Sie würden mich erst vermissen, wenn die Schule wieder beginnt und sie sich ihre Haare stylen müssen, bevor sie aus dem Haus gehen. Ich meine, seit bei meinem Jüngsten die schönen langen Haare einer schnittigen Kurzhaarfrisur gewichen sind, ist aus dem "Mudddaaaaa" aus dem Nebenzimmer ein schmeichelndes "Du sag mal Muddi" geworden, das mir erst den Arm um die Schultern legt und dann einen Kuss auf die Wange drückt. Spätestens dann weiß ich: Ich werde gebraucht. Kein Wunder, dass ich mich grad ziemlich alleine fühle. An einem Samstagabend, wo alles feiert, alles, auch das ohne Rang & Namen. Nur ich nicht. Ich muss was ändern. Dringend. Äh. Morgen!

Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren

Mein heutiges Thema: eine kleine Kunstkritik.
Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich von meiner Mama ein Buch von Katja Kessler geschenkt. "Der Tag, an dem ich..." na und so weiter.
Bislang kannte ich die Kessler höchstens mal vom Boulevard-Fernsehen zwischen Abendessen zubereiten und dem nach-der-Arbeit-Hausputzquickie. Und war das nicht auch die, die dem Bohlen sein erstes Buch geschrieben hatte? Wie auch immer, bislang fand ich nichts Bemerkenswertes an dieser Frau, außer dass sie mich immer ein wenig an diese unmögliche Desiree Nick erinnerte, eine ebenfalls topblondierte, bemalte Tusnelda mit der spitzen Lispelzunge und dem hemmungslosen Drang, vor jede Fernsehkamera zu kommen, die nicht schnell genug außer Reichweite geraten konnte.
Bis dann dieses Buch kam.
Bücherlesen funktioniert seit einem Verkehrsunfall bei mir wie bei alten Menschen der Pipi-Gang: immer schön kleckerweise.
Insofern komme ich in regelmäßigen Abständen zu kurzweiligen Lesegenüssen und muss sagen: Ich mag Menschen, die sich selber aufs Korn nehmen und die auch selber über sich lachen können. Augenscheinlich gehört die Kessler ja auch dazu. Hätte ich gar nicht gedacht. Insofern war ich von diesem Buch nach den ersten Kapiteln nicht nur positiv überrascht, sondern auch derart angetan, dass ich es bereits nach Seite 117 von insgesamt 328 weiter empfahl.
Nun ja... Nicht umsonst heißt es: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Bis heute habe ich mich tapfer zur Seite 298 vorgekämpft und gestehe: Ungefähr ein Drittel dieses Buches habe ich eher überflogen denn gelesen. Ich meine, 328 Seiten lang einen selbstkritischen Humor durchzuhalten, das klingt stellenweise nicht mehr nur verkrampft, das IST stellenweise auch verkrampft. Überzogen. Und dann langweilig. Zu wenig Facetten, wie ich finde. Ich meine, immer nur lustig und grinsend und selbstironisch durch die Gegend zu eilen, ist doch auf Dauer ermüdend, findet Ihr nicht? Das Leben ist nicht nur so, das Leben ist auch anders!
Und außerdem, so meine ich, wen interessiert schon, wie viele Arten von Müttern es gibt? So lustig das auch sein mag - bis zur dritten Typbeschreibung reichts, ab der fünften wirds langweilig und bis zur achten habe ich mindestens drei überblättert.
Insgesamt finde ich ja, dass ihr Buch mehr... ja... einem Tagebuch gleicht, in dem sie vor allem über ihre vier Kinder und eben ihr Mama-Dasein schreibt. Mit echten Fotos von ihr, den Beinen ihrer Kinder, diverser Kunstwerke ihrer Kinder und auch der einen oder anderen Anekdote irgendwelcher Promis. Was ja wiederum auch ganz lustig ist. Aber was - und das frage ich mich nicht erst seit der bezwungenen Seite 298 - hat das jetzt alles mit ihrem Mann zu tun, den sie dressieren wollte? Ganze zweihundertachtundneunzig Seiten - und ich habe irgendwie keine Stelle gefunden, die auch nur annähernd zum Titel passt.
Nun ja.
Mein Fazit: Zum Weiterempfehlen und Ausleihen genügt es nicht, finde ich. Wer aber wie ich gerne mal auf fünf Seiten in der Badewanne liegt oder auf zehn Seiten auf seiner Kloschüssel abruht, der möge sich dieses Buch getrost schenken lassen, um genau diese Momente nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen. Mehr sollte man von diesem Schinken nicht erwarten. Muss man ja aber für eben solche Momente irgendwie auch nicht.

Und wer möchte, bekommt hier eine kleine Leseprobe:
http://www.bic-media.com/dmrs/widget.do?bgcolor=003399&buyButton=no&lang=de&widthPopUp=500&heightPopUp=800&isbn=9783453355583&width=200&height=375&pageHost=www.buecher.de&LocalHost=http:&jumpTo=book&configUrl=http://www.bic-media.com/dmrs/widget/&startingPage=1&searchStr=&matchesStr=&myAdress=http%3A//www.buecher.de/shop/buecher/der-tag-an-dem-ich-beschloss-meinen-mann-zu-dressieren/kessler-katja/products_products/detail/prod_id/29605038/&