Während meine Söhne mit Sehnsucht ihrem letzten Schultag und ich eher mit Bangen diesem Tag in Erwartung der Zeugnisse entgegenfieberten, ist er nun endlich auch da: der letzte Schultag. Also freuen tut mich das auch, denn wenn ich jetzt auch keine sechs Wochen Ferien genießen kann, so genieße ich mit Beginn dieser Zeit aber eines: Ich darf morgens mindestens 45 min länger schlafen und muss auch kein Frühstück mehr zubereiten. Das können sie jetzt hübsch selber erledigen, wenn sie um die Mittagszeit aus ihren Federn gekrochen sind.
Und während der eine sich entschlossen hatte, in den Ferien ein bisschen arbeiten zu gehen (von nix kommt schließlich auch nix und wer feiern will...), hat der andere beschlossen: Ich mache eine Woche nichts, dann mach ich die andere Woche auch nix und die anderen vier Wochen.. mach ich auch nix. Wenn man davon absieht, dass er vorhat, Jugendcamp und die großelterliche Insel unsicher zu machen. Ich meine, mit fünfzehn kann man ja auch schon nebenbei bisschen Taschengeld verdienen, andererseits... erinner ich mich noch sehr deutlich daran, dass es zu meiner Zeit noch ganze acht Wochen Sommerferien gab und meine Eltern mir auch nie vorgeschrieben haben, ob ich etwas zum kärglichen Lebensunterhalt beisteuern sollte oder nicht. Ich durfte einfach machen, was ich wollte, schlafen, essen, trinken, schlafen - und bei Sonne mich ins geliebte Meer stürzen und den Wellen trotzen. Hach ja. Waren das noch Zeiten.
Und die Zeugnisse nun... Wenn Ihr mich fragt - ich bin zufrieden! Während mein großer Junge die erste Ausbildung nur recht und schlecht hinter sich brachte, blüht er jetzt förmlich auf, ärgert sich über die eine oder andere Drei, wo er noch mehr tun will, damit daraus ne Zwei wird, dankte mir ausgiebig, dass die Hausarbeit, die ich ihm zuletzt nächtigens schrieb (der treue Leser unter Euch weiß ja noch: die an der Zimmerdecke kreiselnde, feuerspeiende Mutter Helma und so) einen Zweier und damit auch eine Zusatznote Zwei auf dem Zeugnis bescherte - klang mein Jüngster etwas verhaltener. Mir schwante Schlimmes - aber Entwarnung: alles gut. Na ja... Fast alles. In Betragen ein Vier. Mit dem Vermerk: "Ihr Sohn schenkte dem Unterricht nur mangelnde Aufmerksamkeit und vor allem mangelnde Ernsthaftigkeit." Mit anderen Worten: Mein Sohn ist der Clown der Klasse. Was umso tragischer wiegt, als dass er ja eigentlich immer noch Erzieher werden will. Und das umso mehr, seit er weiß, dass diese Berufswahl vor allem Eindruck auf seine holde Mädchenschar macht.
"Du hast jetzt... warte... lass mich rechnen... exakt acht Monate Zeit, aus der Vier eine Zwei zu machen. Mindestens. Hallo - du willst Erzieher werden - da nimmt dich mit der Vier kein Schwein. Nicht mal der Waldorf-Kindergarten! Du sollst den Kindern ein positives Beispiel sein - ein p-o-s-i-t-i-v-e-s!"
"Na aber der Rest ist doch gut, oder?"
"Lenk nicht ab!"
"Nein, mach ich nicht. Aber der Rest ist gut?"
"Ja, ok, der Rest beruhigt mich, hast du gut gemacht."
"Cool, danke."
Seit sie nämlich erfahren mussten, dass Mutter Helma durchaus willens und in der Lage ist, an ihrem Stromkasten einen kleinen Schalter umzulegen, der nur das Jungen-Zimmer komplett lahmlegt - einschließlich aller diversen Chat- und Spielkonsolen - während Mutti in ihrem eigenen Zimmer weiter rege auf allen Kanälen mit der virtuellen Außenwelt in Kontakt bleibt, behandeln sie mich mit einer ausgesuchten Vorsicht und kommt zumindest das jüngere Kind auch wieder öfter schmusen, selbst wenn er grad nix Besonderes von mir will.
Ich sage Euch... Die verbalen Befreiungsschläge der letzten Tage, mit denen ich mir überall da Luft gemacht hatte, wo es längst mal fällig war - die haben mich schon enorm gepusht. Aber nach einem Blick in die verdutzten Gesichter meiner Jungs, nachdem ihnen mal alle Lichterchen ausgingen - da habe ich mich gefühlt wie eine coole Sau :)
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