Gestern Abend auf dem Weg zum Kino habe ich wieder meine klaustrophobischen Neigungen zu spüren bekommen: eine übervolle U-Bahn, der Dunst von fremdem Schweiß, Parfüm, den Gerüchen der Menschen, die Enge und dazu die stickige Wärme... Mir klopfte das Herz, das Blut rauschte durch die Adern, im Kopf rauschte es und die Knie wurden weich. In die Wiege gelegt wurde mir diese Neigung nicht, aber wann und warum sie auf einmal da war, weiß ich auch nicht. Vielleicht verschwindet sie ja dafür auch genau so schnell und unerwartet. Am liebsten hätte ich nämlich gestern auf den Kinofilm verzichtet, wäre auf den nächsten Bahnsteig gesprungen und lieber in irgendein Straßencafe gegangen, wo ich vor allem eines tun konnte: FREI atmen.
Aber dann war ich doch froh, durchgehalten zu haben. Belohnt mit Schatzis Filmentdeckung und einem Kino, das ob der alten Einrichtung und teilweise verschlissenen Sessel für den einen ein no-go sein mochte, das ich aber als ausgesprochen nostalgisch, klein und urig empfand und so versank ich alsbald nicht nur im wunderbar weichen Sessel, sondern auch in "Barney's Version", einem Film über einen Mann, der erst auf seiner zweiten Hochzeitsfeier der Liebe begegnete...
Was mich vor allem an dem Film berührte, war nicht nur die Ausdauer und der Wille, alles für die Liebe zu tun, solange es nur die richtige war, sondern auch die - so meine ich - unvorhersehbare Wendung im Film. Kein Film mit Splatter, kein Film mit Glamour, aber ein Film voller Tiefgang und einem wunderbaren Mix aus Momenten, in denen du schmunzelst oder dir eine Träne aus dem Augenwinkel wischt...
Mag sein, dass man beim Hauptdarsteller zunächst denkt: "Na ja, ein Brad Pitt isses ja nu nich gerade..." Ich glaube aber, dass gerade auch darum der Film eine unglaubliche Intensität bestitzt - auch jetzt noch, einen Tag danach.
Für diesen Film jedenfalls steige ich auch noch mal in eine vollgestopfte U-Bahn. Aber beim nächsten Mal packe ich mir eine Flasche Wasser mit ein. Das, so habe ich gelernt, hilft gegen die Auswirkungen der Klaustrophobie. Und ein fester Punkt, auf den man sich konzentrieren sollte. Sowas wie Schatzis Augen zum Beispiel.
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