Samstag, 2. Juli 2011

Saturday Nightlife

Ich glaube, ich bekomm jede Woche eine Einladung zu obigem Event, auf die ich ebenso regelmäßig die Antwort sende "Nehme vielleicht teil". Ich meine, ich würde ja auch gerne - irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, das Leben rauscht an mir vorbei, während ich beinah jedes Wochenende nach einer langen, anstrengenden Arbeitswoche im Koma liege. Ist das nicht irgendwie auch ungerecht? Dass die Arbeit mir keine Zeit mehr fürs Privatleben lässt? Mal abgesehen davon, dass ich kaum noch ein Privattelefonat führen kann (na eigentlich gar keins mehr), dass Bekannte schon in der Mittagspause in mein Büro kommen müssen, damit sie nicht ganz vergessen, wie ich aussehe und ich freitags bereits zur Sandmännchenzeit ins Nirvana kippe, kaum dass der Wocheneinkauf verstaut ist?
Da will man doch wenigstens am Wochenende leben - oder etwa nicht?
Aber alleine? Wir Frauen wissen ja, wie das ist, wenn wir abends allein durch die City streifen, durch die Bars oder Cafes. Es ist, als sei dir der Satz "Frau über vierzig, verzweifelt, ledig, sucht..." auf die Stirn gemeißelt und könntest dir lediglich mit nem Permanent-Marker  "Satz zwei setzt Satz eins außer Kraft" drunter pinseln, um nicht nur unmissverständlich auf die Existenz Posemuggel Schatzi's hinzuweisen, sondern dir auch ebenso unmissverständliche Anfragen wie "Zu dir? Bei mir geht leider nicht, hab Freundin und Kind" vom Hals zu halten.
Irgendwie ist das doch blöd. Die meisten meiner Leute sind in festen Händen und kuscheln an Wochenenden lieber in Selbstgestrickten und Händchen haltend mit ihm oder ihr auf dem heimischen Sofa und den letzten Singles unter meinen Leuten ist der Weg zu mir zu weit oder ihr Leben derart dauerproblembehaftet, dass ich mir für eine Weile eine Auszeit einforderte. Toll. Und nun? Was ist mit mir? Wer genießt mit mir die aufregende Vorfreude des sich Zurechtmachens, Haare machen, Lidstrich ziehen, ein bisschen Prosecco zum Anwärmen, ein bisschen Lieblingsmucke zum Einstimmen - so wie wir das mit siebzehn gemacht haben? Warum hört das alles auf, kaum dass man zur Ü-30-oder-so-Fraktion gehört? Aus lauter Verzweiflung habe ich heute Abend sogar einen französischen Film geguckt, obwohl ich die eigentlich nicht so mag. Die Frauen sind immer so hektisch, so impulsiv, so laut, kaum dass etwas nicht nach ihrem Kopf geht - und in der Mitte des Films schlaf ich dann meistens auch ein. Kennt einer von Euch noch "La Boum - Die Fete"? Hach, was haben wir da noch geschmachtet, uns in Pierre Cosso verguckt und den Style von Sophie Marceau nachgeahmt? Der Film heut Abend, "LOL - Loughing out loud" war auch wieder ein Film mit der Sophie, nur dreißig Jahre später, sie sieht noch genauso sehnsuchtsvoll aus wie damals und der Film war wie die erwachsene Schwester der "La Boum". Immerhin waren damit auch bei mir alle Tasten wieder gedrückt, erwachte spätestens jetzt der Wunsch nach Abwechslung, nach Leben, nach allem, das nichts mit Haushalt und Kindern und so zu tun hatte. Ich meine, meine Jungs... Ich könnte hier in meinem Kämmerchen ins Koma fallen - sie merkten das gar nicht. Ich könnte aufhören, für sie zu kochen, zu waschen, zu putzen - sie merkten das einfach nicht! Sie würden mich erst vermissen, wenn die Schule wieder beginnt und sie sich ihre Haare stylen müssen, bevor sie aus dem Haus gehen. Ich meine, seit bei meinem Jüngsten die schönen langen Haare einer schnittigen Kurzhaarfrisur gewichen sind, ist aus dem "Mudddaaaaa" aus dem Nebenzimmer ein schmeichelndes "Du sag mal Muddi" geworden, das mir erst den Arm um die Schultern legt und dann einen Kuss auf die Wange drückt. Spätestens dann weiß ich: Ich werde gebraucht. Kein Wunder, dass ich mich grad ziemlich alleine fühle. An einem Samstagabend, wo alles feiert, alles, auch das ohne Rang & Namen. Nur ich nicht. Ich muss was ändern. Dringend. Äh. Morgen!

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