August 2010 stürzte mein Papa vom Rad und brach sich drei Rippen.
März 2011 stürzte ich beim Inlinern und brach mir das Steißbein.
Juli 2011 stürzte meine Tante vom Rad und brach sich das Knie.
Tja.
Eine denkwürdige Bilanz, würde ich sagen, und doch beinah auf die Idee kommen, die Familie ZIGGENHEIMER stamme nicht vom Affen, sondern vom Bruchvogel ab.
"Du bist irgendwie so ganz anders", befand schon vor Jahren eine Schulfreundin von mir. Das fand ich eigentlich auch, nur wer von uns dies nun positiv oder negativ meinte, ist bis heute offen geblieben.
Aber na ja, wir wären ja nicht wir, würden wir nicht getreu dem Motto: "Hinfallen und Aufstehen ist nicht schlimm. Hinfallen und Liegenbleiben - DAS ist schlimm!" durch die Welt wandern, skaten - oder eben radeln!
Letzteres tat ich erst jüngst wieder, kaum dass das bittere Ende meiner Wirbelsäule wieder miteinander verwachsen war und aufgrund der einen oder anderen Ereignisse, die ich jetzt hier unnötigerweise nicht extra noch aufzählen möchte, die aber Schatzi vor nicht allzu langer Zeit ein missmutiges "Irgendwas muss immer bei dir passieren" entlockte und ihn obendrein dazu veranlasste, mich vor jedem geplanten sportlichen Unternehmen buchstäblich in Watte zu packen.
Und so stand ich dann vor ihm: Schützer für die Hände, Schutzhelm nach DIN ISO, Sportunterwäsche für "unten drunter" (atmungsaktiv und zum Schutze vor Auskühlung und - ganz wichtig! - der Nieren), Sportunterwäsche für "oben drüber" (zur Regulierung des Wärmehaushaltes an sich), Sportslip mit Super-Schutzeinlage, Sporthose mit Super-Schutzeinlage (doppelt hält besser! befand ich), Sportbrille ("du brauchst ne Richtige, deine Sonnenbrille ist doch Murks!" womit er allerdings vollkommen recht hatte - immerhin rutschte mir die City-Schlender-Sonnenbrille permanent von der verschwitzten Nase, während die Sportbrille hielt wie angetackert), Sportsocken, Sportschuhe... Als ich so dastand, kam ich nicht umhin, mich selber wie Fort Knox zu fühlen: gesichert bis unter die Haarwurzeln und derart eifrig in die Pedalen zu treten, dass ich nach 15 km auf die Frage "In 15 km käme noch ein schöner Biergarten?" siegessicher vorschlug: "Na komm, dann lass uns doch dahin radeln!" In diesem Moment empfand ich das ja als durchaus bezwingbare Entfernung und - hach - das Wetter war so schön, Land & Leute so schön! Andererseits - und diesem Einwand konnte ich mich dann doch nicht verschließen: Den Hinweg muss man aber auch wieder zurück antreten, was in Summe stattliche 60 km Tour ausgemacht hätte. Für die meisten und im allgemeinen auch für mich ja nicht tragisch. Wenn man denn eben auch schon wieder richtig belastbar ist auf dem Sitzfleisch.
Natürlich habe ich kapituliert, natürlich bin ich die letzten Kilometer nach Hause auf eher nur einer Arschbacke gefahren und daheim angekommen, verlangte es mich nur noch nach einer Dusche, etwas zu essen und einem weichen Kissen :)
Insofern bin ich ja doch sehr angetan von der Vorstellung, den geplanten Urlaub möglicherweise nicht auf zwei Rädern, sondern in Wanderschuhen zu durchlaufen.
Dennoch muss ich ehrlich zugeben... Nach dem Empfang eines begeisterten Zweizeilers von Schatzi: "...Wanderkarte besorgt, ich empfehle schon mal jetzt tägliches ausgedehntes Konditionstraining!" bin ich derzeit noch am Überlegen, ob ich
A) mich morgens heimlich aus der Pension schleiche, mit der Seilbahn (in diesem Falle pfiffe ich doch mal auf die Höhenangst) den Gipfel erstürme, gepflegt die Schnittchen und Käffchen auspackte und beinebaumelnd den Liebsten empfänge "...schön, dass du auch da bist!"
B) die Ausrede-Fahne hisse und sage "Schatzi, ich hab Migräne, leider, leider!"
oder
C) einfach das Urlaubsziel ändere und einen Trip nach Ligurien vorschlage. Da hätten wir nämlich alles: Während Schatzi die Berggipfel erklimmt, liege ich gemütlich am Strand, lasse mir die italienische Sonne auf den Bauch scheinen und unternehme allerhöchstens ausgedehnte Strandspaziergänge - und wenn wir uns abends wieder zusammenfänden, könnten wir die - so hab ich es gehört - ausgesprochen leckere Küche Liguriens genießen. Allein bei dem Gedanken läuft mir das Wasser im Mund zusammen: lecker Fisch, Knoblauch, Weißwein oder auch ein Rosé, italienische Lebenskunst...
Na wäre das nichts? Ich finde schon!
Aber... Wie ich mich kenne... Werde ich allerhöchstens leise und in mich rein grummelnd den Wanderschuhen vor mir folgen, schätzungsweise aller dreißig Minuten Morddrohungen ausstoßen - also wenigstens schon mal gedanklich - und am Ende ohne Saft & Kraft, aber stolz wie Oskar überm Bergkreuz hängen und mit aller-allerletzter Energie die Finger fürs Victory-Zeichen erheben. Wenigstens fürs Foto!
2 Kommentare:
Neben all der schlimmen Dinge, die passieren, es war ein super Erlebnis. Jetzt haben Sie eine Menge Erinnerungen.
Ich bin jetzt bei einer Tasse Kaffee: D Naja, ein paar schlechte Erfahrungen gemacht, aber gute Erinnerungen, wie gut. Viel Glück!
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