Sonntag, 20. November 2011

Eiserner Steg

Letzte Nacht schlief ich tief und fest und ruhig - und träumte nach langer Zeit zum ersten Mal wieder in Farben und wunderbar eindringlichen Bildern und als ich am Morgen erwachte, war es derart kalt, dass ich meinte, die ersten Eisblumen an den Fenstern entdecken zu können, das Glas anhauchen zu müssen, um einen Blick hinaus in die Welt wagen zu können.

Und ich legte mich zurück in das Bett, eine Strickjacke über dem Shirt, einen Becher Kaffee in der Hand - von meinem Bett aus kann ich in den Himmel schauen - und das tat ich und in mir breitete sich ein stilles, ruhiges und dennoch vergnügliches Gefühl aus, so als müsse ich mit den Zehen wackeln und mit den Fingern ein imaginäres Klavier bedienen...







...Ich vermag mich nicht zu entscheiden, welches Musikstück mir hiervon besser gefällt, doch ich finde es faszinierend, wie viele verschiedenartige Empfindungen ein einziger Song in einem auszulösen vermag, wenn man ihn nur mit einer andersartigen Klangfarbe füllt... 

Manches Mal, wenn mein Sohn mir von einer neuen Verliebtheit erzählt, oder manchmal, wenn ich Jungen und Mädchen in etwa seinem Alter in der Stadt sehe, wie sie einander verliebt anschauen, aneinander kuscheln, dann überfliegt mich oftmals ein Lächeln, weil ich mich zurückerinnere, wie unschuldig und zugleich auch unwissend dieses Verliebtsein ist - und dennoch wunderschön.
Vor ein paar Jahren, als ich Poisels Musik für mich zum ersten Mal entdeckte, war ich überrascht, wie ein so junger Mensch so wunderbare Zeilen schreiben und mit so wunderbaren Klängen zum Leben erwecken konnte. Es ist wohl die Arroganz des Alters, in dem wir glauben, nur wir hätten die Wahrhaftigkeit des Seins und Fühlens entdeckt, mit den Jahren, mit den Erkenntnissen und den Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind. Und verkennen dabei völlig, wie innig und intensiv die Liebe ist, ganz gleich, ob wir zwanzig oder vierzig Jahre alt geworden sind. Liebe unterscheidet nicht, wie alt wir sind und wozu wir in der Lage wären. Inzwischen liebe ich Poisels Musik und fühle mich einmal mehr beschämt über die eigene Arroganz...

"...ich atme dich ein... und nie wieder aus..."
Man darf mir so ziemlich vieles wegnehmen, glaube ich. Doch nicht die Musik. Niemals.

Keine Kommentare: