Dienstag, 1. November 2011

Und was ist deine Sucht?

Wikipedia sagt, dass die Menschen suchtgefährdeter sind, je labiler ihr Charakter ist. Und wenn wir von Sucht sprechen, denken wir doch spontan an Alkohol, an Drogen, an Kaufen oder auch an Sex.
Vermutlich denken wir seit ein paar Jahren auch an die Internetsucht - und wenn Ihr mich fragt, ich dürfte mich vermutlich auch schon langsam zur Internetsüchtigen zählen. Ich meine, irgendwie wirds einem ja heutzutage richtig schwer gemacht, ohne Internet auszukommen.
Wenn ich daran denke, wie oft Sohnemann und ich schon Hausaufgaben mit Hilfe von Wikipedia & Co. erledigt und dafür sogar noch gute Noten bekommen haben... Vor allem, wenn ich daran denke, wie viele schlechte Noten uns dafür erspart blieben! Und ja - ich rede hier ganz bewusst im Plural! :)
Aber gut.
Drogen hab ich nie welche genommen oder ausprobiert - ich rauche nicht einmal. Also wenn man mal davon absieht, dass mir zuweilen der Qualm buchstäblich aus den Ohren quillt, wenn ich so richtig rasend wütend bin.
Kaufsüchtig war ich bislang auch noch nicht - die Vernunft hat bis jetzt immer gesiegt.
Und Sex... Also von Migräne weiß ich nur, wie man sie schreibt. Aber ist das jetzt deswegen gleich ne Sucht?
Bleibt also noch der Alkohol. Nun ja. So ne richtige Partymaus war ich irgendwie ja doch nie. Und irgendwie auch ein Spätzünder. Eh ich erst mal richtig in die Gänge kam, war ich schon achtzehn Jahre und mit neunzehn Jahren Ehefrau. Ich meine, ich konnte ja nicht nur nicht wissen, was ich alles verpasste, ich konnte ebenso nicht wissen, was mich in den Folgejahren bis zur Scheidung erwartete. Eigentlich ist es ja so, dass die Prinzessin den Frosch küsst und erst dann ward er zum Prinzen. Eigentlich. Bei mir wars nur leider andersrum. Muss wohl nicht großartig hinzufügen, dass ich zur Hochzeit ganz brav am Weinglas nippte, zur Scheidung jedoch zum ersten Mal erfuhr, dass sich Zimmerdecken auch drehen können. Gleichwohl hatte ich nie das Bedürfnis, etwas auf Gedeih und Verderb nachzuholen. Ich wollte einfach nur genießen, was ich Leben nannte - auch wenn dazu gehörte, mich bei Parties für ein Stündchen in das Badezimmer zu verkriechen und ein Schläfchen auf dem Klosett zu halten, weil ich es ungesehen nicht ins Schlafzimmer schaffen konnte, aber es
1. unhöflich finde, Gäste hinauszuwerfen und es
2. ebenso unhöflich finde, mit einer 1 a-Sitzhaltung, aber bereits zugefallenen Augen diversen Gesprächen zu folgen.
Und während alle Welt der augenscheinlichen Modeerscheinung, dem staubtrockenen Rotwein (ich weiß nicht, aber mir ziehts da alles zusammen, A-L-L-E-S!), hinterherhechelte, fand ich heraus, dass mir am besten der Weißwein schmeckt. Leicht muss er sein. Und lieblich. Ergo trank ich die nächsten Jahre Weißweinschorle, aber mal Hand aufs Herz - soviel passt in keinen Körper, dass man davon auch nur ansatzweise einen Rausch erleben könnte.
Irgendwann jedenfalls probierte ich dann doch nen Rotwein. Und erfuhr, dass man auch mit nur zehn Euro in der Tasche bei nem Törn in der City sturzbetrunken werden kann. Jedenfalls ich. Ich kann Euch nicht erzählen, was ich an diesem Abend alles angestellt habe - aber meine treue Seele von einem Freund und ich lachen bis heute darüber, wenn wir uns gemeinschaftlich daran erinnern, wie er mich nach den Eskapaden schlussendlich nach Hause fuhr, mich vor der Haustür wachrüttelte und sprach: "So, wir sind da, kannst aussteigen" und ich nur leicht die Augen öffnete: "Ich wohn hier nich'." Er wiederholte: "Na doch, das ist doch deine Straße." Und - im Brustton der Überzeugung - wieder ich: "Nee, ich wohn hier nich, datt is nich mein Haus." Der arme Mann war ganz verzweifelt und haderte vermutlich schon mit seinem Schicksal, wie er das unfallfrei seiner Freundin erklären sollte, wenn er mich hier und jetzt nicht loswerden konnte. Natürlich konnte er das irgendwann und seine Freundin und er sind heute noch glücklich miteinander :) Rotwein habe ich erst zwei Jahre später wieder angefasst, in Gestalt einer Flasche Portwein, die Schatzi mitgebracht hatte. Tja. Was soll ich sagen. Portwein ist seither von meiner Liste gestrichen.

Ich meine, wenn Frauen rauchen, finde ich das ja komplett unerotisch. Was will man denn da auch lange drumrum reden: Sie stinkt. Fertig. Und wer findet stinken schon erotisch?
Wenn Frauen einen Schwipps haben, ist das ja bestimmt noch ganz niedlich. Was es aber bedeutet, wenn sie sturzbetrunken sind, las ich heute erst im world wide web und muss zugeben: So weit hergeholt ist das womöglich gar nicht :)

1. Wir haben absolut keinen Plan, wo unsere Tasche ist.

2. Wir glauben, wenn wir mit den Händen übern Kopf tanzen und dabei mit dem Arsch wackeln und dazu noch WOO-HOO schreien, wäre das der geilste Tanz aller Zeiten.

3. Wir drohen irgend jemandem, ihm eine reinzuhauen und glauben auch noch, wir wären stark genug.

4. Auf dem letzen Gang zur Toilette realisieren wir, dass wir nur wie ein Penner aussehen, anstatt wie der Augenschmaus von vor vier Stunden.

5. Wir fangen an zu heulen und erzählen jedem, wie lieb wir ihn haben.

6. Wir freuen uns bei jedem einzelnen Lied, das  gespielt wird, weil jedes davon unser Lieblingslied ist.

7. Wir finden plötzlich den Idioten neben uns interessant.

8. Wir streiten mit der Bedienung, weil angeblich kein Alkohol in unserem Drink ist!!!

Und dann denken wir: "Wie komm ich eigentlich heim? Ach egal, geiles Lied!"



Vielleicht sollte ich mich ja auf meine Sucht besinnen, die etwa zwanzig Jahre zurückliegt: Da führte mich kein Weg an Kokosflocken vorbei - und schokoliert mussten sie sein! Hach, waren DAS noch Zeiten, war DAS ein Genuss! Ich konnte davon essen, soviel ich wollte - ich wusste zwar nicht immer, wo ich gottverdammich schon wieder meine Tasche abgestellt hatte, aber ich fand wenigstens immer von allein wieder nach Hause. Aber na ja... So ganz uneigennützig wird mir Schatzi seinen Stepper auch nicht geschenkt haben. Er hatte behauptet, er würde ihn nicht mehr brauchen. Klar. Und ich bin die Kaiserin von China!

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