Dienstag, 22. November 2011

Spieglein, Spieglein an der Wand

Ich glaub, ich hab grad eine dieser gefürchteten Stillstandsphasen erwischt: Es bewegt sich grad nix.
Schon aus Prinzip steige ich maximal einmal pro Monat nur auf die Waage, manchmal noch länger nicht. Also nicht aus Nachlässigkeit nicht, sondern weil ich mich einfach nicht diesem Druck aussetzen will: Die nächsten drei Tage gibt es nur Salat!
Ich meine, ich war immer schon ein Genussmensch, ich verachte Kalorienzählen und ich bin auch nicht von dieser ich-kann-alles-essen-was-ich-will-und-nehme-trotzdem-nicht-zu-(weil-ich-nämlich-anschließend-alles-auskotze-aber-sags-nicht-weiter)-Gruppe.
Aber auch in einem Genussmenschen wie mir steckt andererseits immer noch eine Frau, die eine bestimmte Kilomarke nicht überschreiten will und die sich, um auch gar nicht erst in die gefährliche Zone zu kommen, überreden lässt, mit auf die Berge zu steigen, die sich Sportgeräte schenken lässt oder - um auch Freund Schmerz nicht wieder in mein Bett kommen zu lassen - sich an ihr Pilatesprogramm erinnert.
Meine neue Kurzhaarfrisur ist mir auch schon wieder zu langweilig und für eine neue, andere habe ich mich noch nicht entschieden.
Außerdem ist November - und meine Haut inzwischen viel zu hell geworden. Finde jedenfalls ich.
Vorhin erst habe ich mich vor den Spiegel gestellt und mich betrachtet.
Ich will auch gar nicht jammern. Trotzdem.
Irgendwie fühlt es sich gerade so an, als könne ich tun, was ich will und es passiert trotzdem nicht das, was ich will. Die Waage zeigt seit Wochen haargenau ein und dieselbe Kilomarke - egal, wie ich es anstelle (wie in dieser Werbung: einbeinig, nackt und meine Armbanduhr habe ich schon vor Wochen abgelegt), und trotzdem passt mir wieder der BH, den ich vor ungefähr zehn Jahren erwarb. Bloß die Jeans von damals nicht, die nicht! Blöde Ungerechtigkeit. Die Haare wachsen auch zu langsam, die Muskeln stärken sich zu langsam und meine Augen sehen immer noch müde aus. Zu wenig Busen und zuviel Körper - auch beim  BMI von 23 - oder bin ich zu kleinlich?
Irgendwie bin ich gerade überhaupt nicht die, die ich eigentlich bin. Und die ich eigentlich sein möchte.
Scheiß Spiegel.
Wieso macht mich der Badezimmerspiegel eigentlich  immer so schön - und der in meinem Zimmer so... anders?
Ich denke... ich kauf mir morgen einen neuen Spiegel.

1 Kommentar:

Veneficias hat gesagt…

Wir durchschreiten wohl sehr oft identische Lebensabschnitte zur gleichen Zeit ohne das es mehr als eine virtuelle Verbindung zwischen uns gibt.

Auch bei mir macht sich dieses Unwohlsein im eigenen Körper aktuell breit. Mein Leben verlangt inzwischen stärker als mir lieb ist eine Veränderung von mir und da ich nicht die Kraft besitze momentan große Schritte zu machen, müssen die kleinen her halten.

Schneide dir die Haare ab, färbe sie mal rot, nimm 2 Kilo ab, mach mehr Sport, zieh dich besser an, iss mehr Obst...
Auf Grund der fehlenden Kraft für die wirklich wichtigen Dinge, sucht die schreiende Seele nach kleinen Veränderungen nur um nicht im Stillstand unter zu gehen. Und auch wenn ich mehr Sport treibe, den Kopf rot trage oder in die alte Jeans passe....wird der Kopf keine Ruhe geben, denn es steckt weit mehr dahinter als wir täglich im Spiegel zu sehen bekommen.