Und da lieg ich nun.
Den Tag von der Haut gespült, Wickler in das Haar gedreht, Süßes für die Nerven und bereit für ein nach-der-Arbeit-Schläfchen...
Ha ha. Natürlich sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. Na ja, ein bisschen anders.
Das nasse Haar habe ich lediglich zu einem Knoten gewunden (jetzt weiß ich endlich, wie diese schönen Wellen im Haar entstehen ;)), statt Süßem habe ich lediglich das letzte Stück trockenes Brot gegessen und einen Kaffee dazu getrunken - und für den - eigentlich dringend notwendigen - Schlaf fehlt mir irgendwie die Zeit...
Außerdem bin ich super genervt von meiner Tastatur, die der Return-Taste die Freundschaft gekündigt und diese regelrecht ausgesperrt hat. Sie will sich einfach nicht mehr befestigen lassen - ja, an solchen Kleinigkeiten kann ich mich manchmal hochziehen.
Ich meine, ich war gerade erst an meinem geliebten Meer, ich habe mich so herrlich wohl und entspannt und ausgeglichen gefühlt - und jetzt, nach nur drei Tagen im Büro und Nächten mit viel zu wenig Schlaf fühle ich mich müde, ausgelaugt und auch sonst nicht gerade... nun ja...
Immer wird mir gesagt: "Setze Prioritäten", egal, ob im Job oder privat.
Jedoch das tu ich. Und ernte Unzufriedenheiten, Enttäuschungen, hochgezogene Augenbrauen, weil meine Prioriäten... eben nicht immer auch die meines Gegenübers sind. Aber sollte ich nicht auch meine setzen - oder hatte ich da etwas missverstanden?
Vor vielen Jahren habe ich oft gesagt: "Ich kann es nicht allein, ich schaffe es nicht, ich brauche deine Hilfe" und habe sie nicht bekommen. Mir wurde vorgerechnet, was andere Frauen alles so bewältigen, Haushalt, Job, Kinder, Gartenarbeit, Wagenwäsche... Tja. Super Woman. Da musste ich wohl irgendwas falsch machen. Irgendwann habe ich also überhaupt nichts mehr gesagt, sondern einfach nur noch gemacht. Begann den Tag um 3.30 Uhr, stürzte 6.00 Uhr mit den Kindern unter dem Arm aus dem Haus, erreichte außer Atem 6.30 Uhr das Büro, um nach dem alltäglichen Wahnsinn dort irgendwann gegen 17 oder 18 Uhr nach Hause zu kommen, einzukaufen, Haushalt, Kinder - und dann scheintot ins Bett zu fallen. Bis 3.30 Uhr...
Damals habe ich mich oft als Hamster in einem Rädchen gefühlt, der rannte und rannte und rannte - als wolle oder könne er nicht begreifen, dass er nie ans Ziel gelange, dass er immer nur im Kreis sprang. Manchmal überkommt mich heute wieder dieses Gefühl.
Und ich fühl mich so abgekämpft, so zerrissen zwischen den Stühlen, zwischen denen ich sitze bei meiner Familie hier und meiner Familie, die hunderte Kilometer weit verstreut ist; zerrissen zwischen Menschen hier oder weiter weg, die mir viel bedeuten und es mir doch immer nur an Zeit mangelt, zerrissen zwischen dem Wahnsinn im Job und den vielen bürokratischen und organisatorischen Dingen, die ich privat zu jonglieren habe... Nachts wälze ich mich ruhlos, schlaflos in den Kissen, schlafe ein, erwache, schlafe wieder ein, erwache erneut.
Bin ich unfähig? Bin ich zu langsam? Sage ich zu oft Ja und zu wenig Nein? Oder ist alles doch ganz anders?
Ich weiß, was für mich wichtig ist. Ich weiß, wie ich mich entspannen und erholen kann.
Und wenn ich danach handele, stoße ich andere vor den Kopf.
Oft schon hatte ich das Gefühl, einfach abhauen zu wollen. Tasche packen, Bücher einpacken, Laptop - und weg. Ganz weit weg. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen. Nichts und niemandem mehr entsprechen müssen.
Heute Morgen bin ich auf einen Hocker gestiegen und wollte die Jalousie wieder anbringen, die ich versehentlich abgerissen hatte. Noch bevor ich die Arme heben konnte, fiel ich runter, fiel zu Boden. Einfach so oder doch daneben getreten? Zu müde, um aufzupassen? Zu heiß und zu wenig getrunken? Keine Ahnung. Mir war so schlapp und in der linken Hand kribbelte es.
Heute Abend geht es mir gut. Ich muss dringend Ordnung schaffen in meinem Zuhause und außerdem Behördenkram, Rechnungen und sowas alles erledigen. Wäsche waschen. Bügeln.
In einer Woche fahre ich in den Urlaub. Der Traum von diesem "ganz weit weg" und ich werde den Laptop nicht dabei haben, auch kein Handy. Ich werde nur ein Reisetagebuch schreiben - mit dem Füllfederhalter. Und das Buch mitnehmen, an dem ich schon seit gut einem Jahr schreibe.
Ich glaube, das ist ein guter Plan. Ein echt guter.
Am Wochenende jedoch muss ich mich endlich mal ransetzen und überhaupt erst mal einen Reiseplan aufstellen. Einfach drauflos geht ja nicht. Warum eigentlich nicht?
2 Kommentare:
Vielleicht nicht immer nur Anderen gefallen wollen...
Selbstbewußtsein aus sich schöpfen..und nicht von Anderen...
nicht nur reagieren..sondern selbstbestimmt agieren...
stärke zeigen..ohne substanz..führt zu Sturheit, die das kaputt macht, was man eigentlich erhalten will...
Grüßle..dein "alter" Freund
Will ich immer noch anderen gefallen?
Ich glaubte, längst nicht mehr..
Selbstbewusstsein... heißt, sich seines eigenes Wertes bewusst sein.. Damit hadere ich noch..
Irgendwie dachte ich, ich würde mir bewusst werden - doch das Ergebnis scheint irgendwie...
nicht das echte..
Bin ich noch irgendwo in dieser Zwischenwelt - immer noch auf dem Weg von da nach dort? Daher die Zerrissenheit?
Wohl deshalb auch die schlaflosen Nächte..
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