Freitag, 17. August 2012

Wie viel Freunde braucht der Mensch?

Im Grunde nur einen, wenns der richtige ist - oder? Wenn mans genau nimmt?
Andererseits finde ich es ziemlich viel verlangt, wenn man in so einen einzigen Menschen all das projeziert, was man selber für das Leben braucht. Einen einzigen Menschen dafür, der dich tröstet, deine Tränen trocknet, mit dir lacht, mit dir Sonnenstrahlen hascht oder nach den Sternen greift, der deine Träume mit dir teilt und dich auf deinem Weg begleitet...
Doch, es gibt solche Menschen, aber keinen, von dem man das kontinuierlich verlangen/ erhoffen/ erwarten darf. Oder?
Diese Gedanken kamen mir spontan, als ich heute den letzten Kommentar hier in meinem Blog las. Und ich ebenso spontan an Junior II denken musste, der bei Fratzenbuch mittlerweile um die - wartet, ich guck mal noch mal nach... to be continued... - etwas über 300 Freunde hat. Natürlich habe ich schon hin und wieder mal die Frage angemerkt: "Kennst du die überhaupt alle?" und er antwortete im Brustton seiner Überzeugung: "Na klaaaaar!" Und das wiederum erinnerte mich an eine Reportage, die ich einst im TV verfolgte, wonach ein anderer Fratzenbuch-User noch mehr Freunde "besaß" und dieser aber - auf Herz und Nieren durch die Reporter geprüft - in der Tat wusste, wann wer Geburtstag hatte, wo der eine oder andere wohnte oder was aktuell im Leben des einen oder der anderen abging. Was ich heute nicht mehr weiß, ob dieser User einen (Ganztags) Job besaß oder nicht - doch selbst wenn: Entweder surfte der den ganzen Tag oder aber verbrachte seine sonstige Freizeit ausschließlich vor dem PC. Be- oder gar verurteilen möchte ich das Ganze nicht. Mir persönlich jedoch wäre das zu wenig. Was ist mit dem gemeinsam Erlebten? Mit dem gemeinsamen Lachen, Scherzen oder auch Weinen? Mit dem Philosophieren bei einem Glas Wein und dem Ausstrecken der Beine im Gras?
Gleichwohl muss man sich sicherlich die Frage stellen: Braucht man Institutionen wie Fratzenbuch? Brauche ich das? Was gibt es mir?
Ich gebe zu, diese Frage stelle ich mir selbst persönlich nicht, ich machs einfach, weils Spaß macht. Und weils irgendwie die Möglichkeit schafft, mit Menschen mehr oder weniger in Kontakt zu bleiben oder wenigstens zu sehen: Was geht da gerade so ab bei dem einen oder anderen? Wobei ich ja - bei aller Liebe - auch immer noch der Meinung bin: So ganz private Dinge gehören da einfach nicht hin. Natürlich kann ich dort Gedanken und Ansichten bzw. Meinungen kundtun, kann auch ausgewählte Fotos vom Urlaub oder auch vom Chillen im Liegestuhl zeigen. Wenn aber zum Beispiel eine junge Mutter ein Video ihrer schätzungsweise zehnjährigen Tochter einstellt, die in doch ganz schön aufreizendem Look einen noch aufreizenderen Tanz für was oder wen auch immer vorführt, dann möchte man diese junge Mutter beuteln und sagen: "Was hast du dir denn dabei gedacht??"
Übrigens habe ich die das auch gefragt - und prompt hat sie ihr Video wieder gelöscht.
Was mir ja auch tierisch und immer mehr auf die Nerven geht, wenn irgendwelche User auf bestimmte Knöpfe anderer User drücken "Wenn du auch jemanden kennst, der Krebs hat..." oder "Kann ich Euch um einen Gefallen bitten? Nur einige von Euch werden das tun und ich weiß auch schon wer..." Und am Ende gehts einfach nur darum, so viele Likes wie nur möglich einzusammeln, weil diesem User vermutlich irgendwas abgeht dabei. Schlimm ist, dass solcherart Postings immer mehr werden, schlimmer aber, dass sich immer noch oder immer wieder oder immer mehr User finden, die dann diesem fragwürdigen Aufruf folgen.. Ich verachte diese subtile Form der mentalen Erpressung und ich rege mich sinnloserweise immer wieder darüber auf, weil ich einfach nicht nachvollziehen kann, dass es neben dummen Menschen immer noch dümmere gibt, die irgendwie nichts eigenes zu sagen haben und sich vermutlich ein zweites Loch in den Allerwertesten freuen, wenn sich solche flachsinnigen Postings quer durch Fratzenbuch ziehen.
Also: Wozu brauche ich Fratzenbuch, wenn ich mich ständig drüber aufrege?
Ganz einfach: Neben all diesen InderPfützeflachtauern gibt es immer noch Leute, die meine Sinne anregen, mich zum Lachen bringen und mir auch den einen oder anderen Anruf "Na wie gehts, lange nix gehört" ersparen, weil ich ja lesen kann, dass es ihr oder ihm soweit gut geht. Wo ich doch nun wirklich nicht gerne telefoniere.
Und überhaupt, wenn mir das alles mal zuviel wurde, hatte ich ja immer noch die Möglichkeit, mal eben so für ein halbes Jahr zu fratzenbuchpausieren - was auch ab und zu mal ganz erholsam ist.
Übrigens, kann sein, ich wiederhole mich hier mal wieder, aber zum Thema "Freund" fällt mir vor allem immer dieser eine denkwürdige Satz ein: "Ein wahrer Freund ist der, der dir nicht rät, was er an deiner Stelle tun würde; sondern der, der dir rät, was du an deiner Stelle tun kannst."
Dem gibts kaum was hinzuzufügen, oder? Ob nun so einer unter den 194 oder 324 Fratzenbuch-Freunden ist, bliebe möglicherweise auszutesten. Bei mir sinds übrigens aktuell 61. Die meisten davon kenne ich persönlich, die anderen empfinde ich als hochinteressant. Alle anderen habe ich (wieder) rausgeschmissen.
Dass genug Ballast an mir hängt, zeigt mir schon jedesmal meine Waage, der ich übrigens am letzten Wiegetag androhte, sie in den Sondermüll zu entsorgen, wenn sie nicht endlich ein paar erfreulichere Daten anzeigte. Oder ist sie ein wahrer Freund, weil sie mir die ungeschönte Wahrheit ins Gesicht sagt? Ich sollte sie als Freund bei Fratzenbuch aufnehmen. Als wahren Freund. Hä hä.

Quelle Foto: http://www.kreativzauber.net/WebRoot/Store/Shops/61037394/Products/s316/316_m.BMP

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