Mittwoch, 4. Juli 2018

Von Null auf Irgendwas

...gingen mir gestern Abend Blutdruck und Puls.
Meine Söhne hatten vor rund drei Wochen einen Disput. Also ich sage Disput, der Große hingegen hatte verlauten lassen: "Bei allem Respekt, das ist kein Streit, ab jetzt herrscht hier Krieg!!!" Das aus seinem Mund zu hören ist umso verwunderlicher, wenn man zum einen weiß, was für ein Seelchen er ist (und wie viel es demnach braucht, um ihn derart hochzukochen) und wie sehr er andererseits an seinem "kleinen" Bruder hängt. Ich denke schon, dass er am allermeisten von uns seinen Bruder liebt.
Früher, wenn es Zoff gab, haben sie sich maximal mit irgendwas in Greifnähe Befindlichem beworfen, geprügelt aber glücklicherweise nie. Insofern habe ich mich auch zumeist aus ihren Streitigkeiten herausgehalten und mir gesagt "Sie werdens schon regeln miteinander."
Dieses Mal jedoch schien das Zerwürfnis tiefgreifender und wenn ich mir im Gegenzug die Streitursache vor Augen führte, dann tat es mir doppelt leid um diesen Riss.
Und so ließ ich mich hinreißen zu der Aussage, sie mögen sich bitte nicht so derart zerstreiten, schon gar nicht wegen einem Stück Papier, das sei es einfach nicht wert.
"Denkt nur mal, es geht morgens einer aus dem Haus, verunglückt und kommt nicht wieder - das wär das Allerschlimmste."
Ich hatte dies nicht nur so dahergesagt, auch wenn ich prinzipiell der Meinung bin: Was raus muss, muss raus und muss auch gesagt werden dürfen, man muss sich auch raufen können - aber anschließend sollte man wieder aufeinander zugehen können.

An all das dachte ich gestern Abend, als ich dem Jüngsten schrieb "Ist alles okay bei Dir? Du bist so still." Natürlich wusste ich, dass die Truppe auf Rückreise aus dem Urlaub war und dass bis dahin alles gut war.
"Es gab einen Unfall mit dem Bus, das Dach ist fort", schrieb der Junge.
In diesem Moment schossen mir Blutdruck und Puls auf irgendwas, jedoch blieb ich ansonsten ruhig: Solange er mir schreiben und antworten kann, ist es nicht so schlimm, dass ich mir ernsthaft Sorgen machen muss.
"Kann ich dich anrufen?" schrieb ich und er antwortete: "Grad blöd. Mein Akku ist gleich weg."
Er schrieb mir noch, dass er ne leichte Schnittverletzung hätte, Kopfschmerzen und einen Schock.
Das war das letzte, was ich bis dato hörte.
"Haben die keine Lademöglichkeit im Bus?" fragte der Mann.
"Es gibt keinen Bus mehr", antwortete ich konsterniert.
Die Nacht schlief ich etwas unruhig und mit dem Handy in Greifnähe. Wäre es nicht so arg weit weg, ich hätte mich selbst ins Auto gesetzt und den Jungen nach Hause geholt.

Ich bin dankbar, dass ihm und auch den anderen Urlaubern offensichtlich nichts Schlimmes passiert ist - auch wenn ich immer noch unruhig und wie auf Kohlen sitze, solange ich nichts von dem Jungen höre.
Und ich bin froh, dass die Jungs sich zusammenrauften, bevor der Jüngere in den Urlaub fuhr. Der eine hatte dem anderen einfach einen Versöhnungs-Döner mitgebracht und dann hatte man gemeinsam Fußball geschaut. So lösen das Männer ;)

6 Kommentare:

Herr MiM hat gesagt…

Ich mag die Idee mit dem Versöhnungsdöner.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich hätte auch einen genommen :)

Goldi hat gesagt…

Ohje, darauf eine liebevolle Latte und aus der Entfernung eine Umarmung.

P.S.: auch wenn ich still bin lese ich, aber es fehlen zu oft die passenden Worte...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ja Goldi, die Latte hatte ich mir prompt gegönnt, aber mein Puls ist immer noch oben ;) Das ist er ja aber sowieso schon seit längerem, hat also nix mit Sohnemann zu tun. Der hat inzwischen kurz vermeldet, dass es heut Abend wohl nach Hause geht. Hoffentlich diesmal bitte unbeschadet.

Goldi hat gesagt…

Gut das er sich gemeldet hat...ich bin gespannt auf deinen Bericht ;-).

Deichkindsreallife hat gesagt…

Puh, schön dass er sich noch gemeldet hat und es ihm soweit wohl gut geht.
Nun versuche ein bisschen zu entspannen.

Versöhnungdöner....das muss ich mir merken ;)