Donnerstag, 20. Februar 2020

Ohne Worte!



...also eigentlich ;) Aber "ohne Worte" geht bei mir ja im Grunde kaum.

Was soll ich sagen!!!!??? Ich bin so scheiße very happy, dass der Sohn seine allerletzte, wichtigste und schwierigste Prüfung bestanden hat und sich damit sein bisher größter Wunsch erfüllte.
Als die Nachricht via whatsapp eintrudelte, war ich grad unterwegs nach L (sowieso und geplant) - und mein Gekreische war vermutlich über zwei Autobahnkreuze weit zu hören.
Egal!!!!!
Herzlich Willkommen im Berufsleben, Herr Wachtmeister :)
Was für mich als Mama natürlich in erster Linie eine Herzensangelegenheit ist, die eigenen Kinder glücklich sehen zu können - aber es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass die finanzielle Erleichterung, die damit für mich entsteht, nicht auch noch eine kleine zweite Sonne extra mit aufgehen ließe.

Warum ich mindestens genauso angespannt war und wieso sich die Erleichterung derart Bahn brach? Weil es bei dieser Art der Ausbildung so ist: Ist man durchgefallen, darf man sich dort in diesem Leben nicht mehr bewerben. Dann hätte sich dieser Traum für immer verabschiedet. Natürlich glaubte ich an meinen Jungen. Aber ich weiß auch, was Nervosität bewirken kann.
Alles hätte sich auf längere Zeit unnötig verkompliziert - und irgendwann will man ja einfach auch.. zur Ruhe finden. Im Kopf und überhaupt. Und eben die Kinder glücklich sehen.

"Ist ja cool, wie du dich freuen kannst", wurde mir von mehreren Seiten gesagt. Natürlich kann ich mich freuen! Hallo?! :D

Dienstag, 18. Februar 2020

In dieser Küche wird getanzt



Es mag ja stilistisch und poetisch nicht die große Kunst der Musik sein, jedoch.. Es ist ein Sound, der meine Sinne und mich in Bewegung bringt.. Und wo ich gerade eben noch im ersten kurzen Frühlingskleidchen dieses Jahres in der Küche stand und Gemüse schnitt, verblasst das Gemüsemesser in der Hand und wird zu einem Glas Weißwein, das ich vorsichtig durch die Menge balanciere und an dem ich ab und an nippe.. Wird das bodentiefe Regal mit all den Tellern, Tassen und Schalen hinter mir zu einer tanzenden Menge im Halbdunkel eines Gewölbes, erfüllt von Musik, Stimmen, Lachen - und Blicken, die ich im Vorbeigehen wahrnehme und in die ich zurücklächle.. Wird das Sommerkleidchen zur engen schwarzen Hose, werden die nackten Füße mit einem Mal von den hohen schwarzen Lackpumps getragen.. Öffnet sich der lose Haarknoten und senkt sich das wieder länger werdende Haar über die dunkel getuschten Augen und den großen roten Mund..
Mich in die Menge mischen, wie hineingefallen in eine Welt, in der ich so lange nicht mehr gewesen war.. Die Atmosphäre atmen, schmecken, in mich aufnehmen.. Mitnehmen, was die Musik mit mir macht, mich mit ihr zu bewegen, sanfte, weiche, wie verträumte Bewegungen, nur um irgendwann genauso lautlos wieder fortzugehen, wie ich gekommen bin.. Und niemand erinnert, dass ich überhaupt je dagewesen war..



Montag, 17. Februar 2020

Prost, Gemeinde


Manchmal... beginnt ein Montagmorgen mit so krachend mieser Stimmung, dass einem selbst nur hilft, das Käffchen zu erheben und sich nicht bekloppt machen zu lassen. Mal sehen, wie lange wir drei Damen vom Grill das heute so auf diese Weise durchhalten (können). 

Und da heißt es immer, WIR sollten doch bitte schön unsere privaten Sorgen und Nöte fern von der Arbeit halten. Was wir auch tun - man lacht oder scherzt vielleicht nur nicht jeden Tag und ist an manchen Tagen vielleicht mal stiller, aber niemals unfreundlich und schon gar nicht unfair. 
Und vielleicht hatte ich heute Morgen auch nicht unbedingt das glücklichste Händchenmoment, um auf Unstimmigkeiten bzw. Unfairness hinzuweisen. Auch wenns mich noch so aufregt, selbst wenns nicht um mich geht. Werde ja nicht umsonst "Betriebsrat" genannt *kreisch* 
Memo an mich: Zum Montagmorgen trotzdem einfach nur Klappe halten, zuhören und auf den günstigen Augenblick warten. Aber was, wenn bis dahin dann schon ordentlich Porzellan zerschlagen wurde? 
Chefs, merkts Euch endlich: Nicht Ihr allein entscheidet, wer für Euch arbeitet. Für Eure Häuser, Euren Fuhrpark und Euer privates Gedöns machen wir auch noch nebenbei.

Ach was red ich. Käffchen, Mädels. 

Samstag, 15. Februar 2020

Operation geglückt, Patient.. nun ja.

Ich habe so das Gefühl, dass der Mann, der Doc und ich eines Tages doch noch auf ein gemeinsames Bierchen gehen werden. Der Doc hatte es ja vorgeschlagen, angeregt sozusagen, also wird er sich nicht zieren dürfen.
Denn wie gehts mir mit in der inzwischen 4. Woche mit Cortison?
Von den bisher "beklagten" Problematiken, die mich überhaupt erst zum Cortison brachten,  kann ich nur sagen: Echt klasse. Die Finger schmerzen fast gar nicht mehr, ich kann meine Kaffeetasse völlig unfallfrei und problemlos wieder anheben, ohne sie mit beiden Händen umfassen zu müssen. Die Schmerzen an sich in der linken Körperseite sind auf ein Level reduziert, mit dem ich gut leben kann. Auf komplett schmerzfrei habe ich sowieso nicht gehofft - auch wenn ich ein irgendwie sicheres Gefühl hab: Da geht noch was. Und das warte ich einfach ab.

Was mir inzwischen aber doch etwas zu schaffen macht, sind die Nebenwirkungen.
Vor Muskelschmerzen wurde gewarnt und ich dachte noch: "HarHar! Gegen die und die Gelenkschmerzen bekomm ich doch das Cortison? Gehen die alten jetzt weg und kommen dafür neue?"
Ganz so ist es wohl nicht, aber was mittlerweile sehr hartnäckig schmerzt, ist die Achillessehne im linken Bein. Begonnen hatte es mit Schmerzen in den Waden, die ich anfangs mit nem Ball auszurollern und mit Massieren wegzubekommen versuchte. Der Mann meinte dann, man muss das mal richtig anpacken und rollerte und massierte mein Bein. Ich hätte schreien können vor Schmerz, habe ich aber nicht - stattdessen erbrach ich mich. Dann versuchte ich mich mit entzündungshemmenden Salben in Kombination mit Weihrauch-Kapseln. Das hatte sich vor drei Jahren ja schon mal ganz gut für die Fußsohlen bewährt. Aktuell nicht. Aktuell leider gar nicht. Auch die Bandage am Sprunggelenk bringt dieses Mal keine Erleichterung. So wie auch die täglichen Dehnübungen nicht und aktuell habe ich mir eine Kühlkompresse um die Sehne gelegt. Schaun mer mal, ob das jetzt was bringt. Die Ratgeber überschlagen sich: Kein Cortison zur Behandlung von Achillessehnenentzündungen. Tja nun. Wasn nu? Ich nehms ja nicht dagegen, habs aber ganz offensichtlich davon bekommen. Und inzwischen durchzieht dieser mittlerweile ziemlich heftige Schmerz das ganze linke Bein bis hoch zum Allerwertesten. So hatte ich mir das dann aber auch nicht vorgestellt.

Womit ich auch noch nie Bekanntschaft gemacht hatte, ist Sodbrennen. Das hatte ich nicht mal, als meine beiden Kinder unterwegs waren - und grad bei dem Zweiten sah ich immerhin aus, als würde ich mindestens zwei, eher sogar drei bekommen. Jetzt schlage ich mich jeden Tag mit diesem brennenden Mist herum und dezimiere die Natron-Vorkommen in diesem Hause langsam, aber nachhaltig.

Blutdruck und Puls... Der eine rauscht ab in den Keller, der andere steigt ins Penthouse. Werte von 70 : 50 und zugleich 150 fühlen sich.. spannend an! Der kleine Motor in der Brust läuft Amok, während Du Dich fühlst, als bekämst Du gleich ganz ohne jegliche Chemie Dauerwellen im Haar. Die Zigge auf Speed und das auch noch ganz legal!

Vom Gewicht her zeigen sich keine Veränderungen, nur mein Gesicht ist, glaube ich, runder geworden. Aber das ist ja nun wirklich dem Kummer sein Kleinster.

Letztlich.. sage ich mir immer noch: Eine Kröte muss man dann halt mal schlucken. Mittlerweile bin ich auf ne Tagesdosis von nur noch 20 mg reduziert und ich habe die Hoffnung, dass die Nebenwirkungen ebenso mit ausgeschlichen werden, je reduzierter die Dosis ist. Wenn ich bedenke, dass meine Mama mit ihrem massiven Rheuma grad mal 5 mg "gebraucht" hat und damit richtig gut klarkam, dann denke ich, kann ich ganz entspannt in die nahe Zukunft schauen und mich überraschen lassen.

Denn ein was Positives neben dem reduzierten eigentlichen Schmerzlevel ist mir gestern Abend aufgefallen: Der Gang ist sowieso deutlich besser, aber was ich nach zwei Jahren auch erstmals wieder bringe, ist der Seiltänzergang. Das hat mich wirklich richtig gefreut. Das sind für mich Ergebnisse, spürbare, sichtbare - und welche, die überzeugen, auf dem richtigen Weg zu sein.
Umso weniger kann ich mittlerweile nachvollziehen, wieso in all den mittlerweile 15 Jahren niemals auch nur im Ansatz einer auf die Idee gekommen ist, Cortison auszuprobieren. Grad wenn ja zumindest am Anfang die übersehene Infektion mit Streptokokken als ursächlich angesehen wurde - und womöglich (was mir nicht nur die Heilpraktikerin schon vor zwei Jahren sagte) eine Infektion im (zentralen) Nervensystem verursachte.  Was man stattdessen alles mit mir veranstaltet hat, hat die Krankenkasse wesentlich mehr Geld gekostet als das hier. Von meinen ganz persönlichen Dingen mal abgesehen, aber die interessieren sowieso kein Schwein.

Freitag, 14. Februar 2020

Nachgelegt: Die Antwort des Mannes



Wir sind uns jedes Jahr einig, dass wir keine großen oder kleinen Gefühlsbekundungen an "festgelegten" Tagen brauchen. Wenn sich der eine oder die andere trotzdem kleine, aber feine Aufmerksamkeiten ausdenkt (nein, nicht nur heute, aber eben.. auch mal heute ;)), dann genießen wir das trotzdem. Da kennen wir nix.
Mit der diesjährigen Reaktion des Mannes, nämlich indem er mir obiges Video schickte mit der Bemerkung, das sei er in zwanzig Jahren, lief ich Gefahr,  mich scheckig zu lachen, wirklich.
Sehr köstlich bis zu jenem Moment, als mir bewusst wurde, dass mich dieses Szenario tatsächlich in zwanzig Jahren erwarten wird - oder vielleicht doch schon eher? Ich hab dann trotzdem weitergelacht und mich herrlich amüsiert, weil man ganz vieles im Leben sowieso am besten mit Humor nehmen sollte. :)

"Ach der hat doch gar keene Lust! Wohin wollnse?"
Herrlich.

17

Eine dieser schier endlosen Bahnfahrten. Eine von diesen zahllosen Reisen, bei denen man aufeinander wartet, sich aufeinander freut, die letzten Stunden sich zu Ewigkeiten dehnen und die wenige Zeit zwischen Ankunft und wieder Abreise so schnell vorübergehen, gleich einem Flügelschlag.. Hier auf dem Bahnsteig sitzen und warten. Eine Stunde zu früh und die unsinnige, aber dennoch Hoffnung, der Zug käme vielleicht eher, vielleicht nur dieses eine Mal.. Über das Warten aufeinander könnten wir vermutlich ein Buch schreiben. Die Gedanken, die Empfindungen des anderen lesen, sehen.. Woran er wohl denkt, wenn er wartet? Ob er auch manchmal denkt "Was tun wir hier?"
Ich erinner mich an jene Nacht mit der einstündigen Verspätung der Bahn. Weil die sowieso nie niemals zu früh kommt.. Ich dachte nichts, ich fror. Und wie dankbar war ich über das Geldstück in der Manteltasche, das mir einen kleinen Kaffee am Automaten erlaubte..

*** 

Ausgelassen wie Kinder, die wir zuweilen sein können, bewarfen wir uns mit dem Meeresboden oder auch Seetang, sprangen ausgelassen im Wasser herum, umschlangen uns, nur um uns wieder voneinander zu lösen und in die Wellen zu werfen, zurück in das Meer, von dem ich manchmal vergesse, wie salzig es schmeckt und wie wundervoll es auf der Haut prickelt.. Wie herrlich die Schaumkronen die nackte Haut einfangen, umspielen und uns mit sich reißen...

***

Auf diesem Rad, einem Holländerrad, fuhr ich mit dem Stolz eines Mädchens wie aus einer anderen Zeit.. in einem hellen gestärkten Baumwollrock und einer geblümten Bluse, das Haar zu einem Knoten gewunden, aus dem sich vorwitzige Strähnen lösen, die ich lachend hinter das Ohr streiche, während ich das Rad mit einer Hand über den Deich schlenkere.. Den Blick zurückwerfe auf den Mann hinter mir, die Hosenträger über dem weißen Hemd, das lose über dem Bund flattert.. Und so radelten wir am Meer entlang, oben auf dem Deich, immer dem Leuchtturm entgegen, nur um dort abzusteigen und uns in den warmen Sand zu legen..
So lagen wir, ermattet, ermüdet, mit dem salzigen Geschmack des Meeres auf der Zunge, dem Sand in den Haaren unter dem rosafarbenen Tuch, die Gedanken trieben gemächlich dahin, ließen sich tragen vom auflandigen Wind, der das Murmeln der Wellen zu uns trug.. Der Tag trieb dahin.. auf wundervolle Weise angefüllt mit den Gedanken und Empfindungen, die uns überkamen beim Anblick, beim Entdecken dieses herrlichen Fleckens Erde, den Einheimischen mit ihrem breiten, ruhigen Dialekt und ihren kleinen Häuschen unter den reetgedeckten Dächern und ihren zuweilen wie verwunschen anmutenden Gärten voller wild wachsender Lupinen, dem Mohn und all den Beerensträuchern, deren Früchte bereits den vollmundigen Geschmack des Sommers entwickelt hatten..

***

Als wir durch die niedrige Tür des Hauses traten, da atmete ich den Geruch dieses alten Hauses, dieser unverwechselbare Geruch nach frischen Leinen, grünen Äpfeln und Holz. Die Tür zum Zimmer lehnte nur an und noch ehe die Sinne das Zimmer erfassen können, so atmete ich diesen Raum als einen Ort der Schöpfung.. Ein kleines Zimmer, viel Licht, viel Holz und diese Regalreihen voller Bücher und Schallplatten, die geleerte Weinkaraffe und die fast vollständig heruntergebrannten Kerzen.. Und da sah ich mich.. Ich sah mich dort beim Lesen, beim Schreiben, beim Malen, in der Hand zuweilen ein Glas Weißweinschorle, der Blick in den wundervollen Garten.. Und dann sah ich zu dem Mann an meiner Seite hinauf: Teile dieses Leben mit mir.. teile diesen Traum mit mir..
Und in den Augen des Mannes meinte ich einen Glanz zu sehen, der dem meiner eigenen Sehnsucht so ähnlich schien..

♥️

Donnerstag, 13. Februar 2020

Warum einfach, wenns auch umständlich geht?

Ich höre oft Leute über die Bürokratie in Deutschland klagen - und ich denke dann fast immer: "Ach na ja.. Es gibt aber auch viele Fälle, wo man froh ist, dass bei uns jeder Furz schwarz auf weiß dokumentiert wird."
Für einen Akt braucht es gefühlt zwanzig Formulare und Dokumente. Nie werde ich den persönlichen Staatsakt vergessen, als es hieß "Hier haben Sie 1.385 Fragebögen für Ihren Antrag auf Erziehungsgeld, schicken Sie uns den dann erstmal her, wir prüfen es und fordern dann nach. Wir fordern IMMER was nach."
Ha! Bei mir haben sie gar nichts nachgefordert. Ich bin in vielen Dingen relativ oberflächlich und mache husch-husch - aber Formulare fülle ich mit der Akribie eines introvertierten, autistischen Nerds aus. (Nicht umsonst legt der Chef mir immer all seinen entsprechenden Privatkram auf den Tisch und sagt: "Mach du das mal, ich hab da keinen Nerv für.")
So auch geschehen im Herbst 2017, als das zweite Kind seine zweite (und hoffentlich letzte) Berufsausbildung nachlegte und erneut Anspruch auf Kindergeld entstand. Der Aufwand hierfür war relativ gering und der Bescheid erfolgte auch wesentlich schneller als erwartet (und sogar rückwirkend, was in Zeiten, in denen Sohnemann nach Ausbildungsende zunächst ohne Einkommen war, nicht so bewilligt wurde. Da galt: Anspruch kann erst ab Arbeitslosmeldung entstehen und Geld gibts dann erst ab Antragstellung beim Amt. Im Fall der 2. Ausbildung dann gabs das Geld rückwirkend ab Ausbildungsbeginn. Verstehen muss man sowas nicht, aber egal.)
Beantragt hatte ich den Zeitraum von September 2017 bis einschließlich Februar 2020, denn die allerletzte Prüfung steht noch aus und die Ausbildung endet dann am 29. Februar.
Im Bewilligungsbescheid wurde sich zwar nicht auf ein Datum festgelegt, aber bestätigt: Anspruch bis Ausbildungsende.

Und nun kommt im Januar ein Schreiben, dass der Anspruch im Januar endet. Hä? Habsch da was nicht mitgekriegt? In meiner gut sortierten Ablage den Bescheid rausgesucht, nachgeguckt, näää, stimmte alles bei Antragstellung. Also Augen verdreht, Formular ausgefüllt, dass die Ausbildung nicht im Januar, sondern Februar endet, Bestätigung des Ausbildungszentrums eingeholt, digital hochgeladen dank Barcode (was es nicht alles gibt inzwischen ;)) - und dann wartete ich. Nix passierte. Keine Post.
Heute das Kind gefragt: "Hast du inzwischen das Geld für Februar bekommen?"
"Nein. Bis jetzt nicht. Hoffentlich kommt das noch. Sonst wärs diesen Monat ein teurer Monat!"

Ich bin derzeit mega erkältet und kann kaum sprechen. Krächzen trifft es eher und das ist anstrengend für beide Seiten. (Cooler Nebeneffekt: Die Kollegen rufen ganz wenig an, schreiben eher Mails. Können sie gerne so beibehalten, ist so himmlisch ruhig grad :)) Aber wenns ums Geld geht, dann kenn ich keine Gnade. Und noch weniger, wenns um das (finanzielle) Wohlergehen der Kinder geht, denn in diesem Falle lasse ich ihm das Geld ja monatlich überweisen. Ich stelle bloß die Anträge, weil er es nicht darf.
Also griff ich zum Telefon und versuchte der Dame mein Anliegen zu erklären.
Ob sie mich richtig verstanden hat und trotzdem falsch beriet oder ob sie im Recht ist, bin ich mir immer noch unsicher. Fakt ist: "Die Kollegen machen das immer so. Die stellen einen Monat vorher die Zahlung ein, dann müssen Sie das Abschlusszeugnis Ihres Kindes einreichen und dann bekommen Sie das Geld für Februar nachgezahlt."
Hä?
Was ist das fürn Scheiß?
Wieso muss ich für ein von vornherein bestehendes Ausbildungsverhältnis, für das ich eine Bewilligung habe, erst noch ein Zeugnis einreichen? Der Anspruch besteht doch sowieso, solange die Ausbildung läuft? Sollte das alles nicht erst zum Tragen kommen, wenn das Kind (Gott bewahre) durch die Prüfung fällt und sich die Ausbildungszeit verlängert?

Aber wehe, irgendein scheißblödes Amt hat was von einem zu bekommen, da kennen die gar nichts.

"Wenn du nicht hinkommst, schieß ich dir das Geld vor und du gibst es mir zurück, wenn es vom Amt kommt", bot ich an. Bis jetzt hat Sohn II nicht geantwortet. Und ich überlege, ob ich nun doch die Frechheit besitzen soll, für die zwei Monate des neuen Jahres den Kindergeldzuschuss zu beantragen. Quasi als Schmerzensgeld. Ach ne. Hab grad gelesen: Den gibts auch nicht rückwirkend. Und entgegen anderslautender Meldungen der Bevölkerung *kreisch* ist der nach wie vor einkommensabhängig. Na dann wars das! Da hilft mir jetzt nur noch ein ordentliches Käffchen, um die ganze Scheiße runterzuwürgen. Mann o Mann.

Dienstag, 11. Februar 2020

Freitagsfragen zum Dienstag

Ich habe, glaube ich, diese Kategorie zuvor noch nie mitgenommen, aber es gibt ja für alles ein erstes Mal :) Vielleicht ist es die Lust am Schreiben, die Lust am sich mitteilen - und ein Mangel an Inspiration, das ich mir öfter mal Inhalte von anderen "ausleihen" muss ;) Ich meine, es gäbe schon genügend Themen, auch politische, die mich derzeit mehr oder minder beschäftigen, aber.. Es ist wie mit dem TV: Man kann ja nicht immer nur ARTE gucken, da verblödet man auch oder besser gesagt: Man verholzt im Gesäß ;)

1.) Durch die Karma-Lotterie landest Du in Deinem nächsten Leben im Pantheon. Wofür wärst Du die Gottheit?

Klarer Fall: Ich wäre die unangefochtene Kaffee-Göttin.

2.) Willkommen im Februar! Wie war der erste Monat dieses Jahres für Dich? Worauf freust Du Dich in diesem?

Wenn ich so zurückschaue, war der Januar tatsächlich meist geprägt von einer gewissen Zähigkeit, Klebrigkeit - und mit zu wenig Sonne im Außen. Und das merkt man den Menschen unbedingt an. Man sieht es ihnen an und wenn sie den verkniffenen Mund öffnen, wird es oftmals nicht besser.
Es war der Januar 2018, der mich sehr gelöst und entspannt empfing und mich auch das ganze Jahr über so durch die Zeit kommen ließ. Es gab kaum etwas, das mich aus der Ruhe zu bringen vermochte.
Der Januar 2019 ließ diese Gelassenheit ein Stück weit vermissen, was sowohl gesundheitliche als auch persönliche Gründe hatte. Nicht alles davon ist auch wirklich ausgestanden, gleichwohl war der Januar 2020.. um einiges besser und entspannter - und es darf auch gern mal so weitergehen.
Worauf freue ich mich also im Februar? Eigentlich freue ich mich nicht auf irgendwas Konkretes. Ich finde es geil, wenn ich morgens aufstehe, die Sonne scheint und die Stimmungslage im Umfeld gut ist. Wenn die Menschen sich miteinander vertragen. Wenn sie genießen, was sie haben. Es ist etwas sehr Schönes, anderen bei etwas Schönem und Gutem zusehen zu können - und für sich selbst ein positives Lebensgefühl davon ableiten, mitnehmen zu können.
Ich finde, es wird viel zu viel gemeckert, gemotzt, gelogen, beschimpft, intrigiert - und viel zu wenig gelebt und genossen.

3.) Isst Du Süßigkeiten, bis Dir schlecht wird, oder bist Du diszipliniert?

Seit ich mich generell diszipliniert habe, vor Jahren schon, wird mir grundsätzlich schnell übel bei mehr als ner Handvoll Süßigkeiten. Früher dachte ich, wenn man mir die wegnimmt, mutiere ich zum Zombie und es gibt eine Apokalypse. Heute kann ich es gut aushalten, wenn der Mann neben mir abends auf dem Sofa die Rum-Waffeln auspackt. Ja, er kann wirklich gemein sein :)

4.) Die Wahl der Qual: Ständig missverstanden werden oder stets genau wissen, was andere über Dich denken?

Nun ja. Missverstanden werde ich öfter, zumindest im Schriftlichen. Was schwierig ist, weil man das nicht immer korrigieren kann oder auch nicht immer weiß, dass es was zu Korrigieren gäbe. Im persönlichen Dialog ist das anders, da hat man die Reaktion ja zumeist auch live-haftig und in Farbe. Missverständnisse.. finde ich anstrengend, so vom Gefühl her.

Aber will ich wirklich immer genau wissen, was andere über mich denken?
Nein.
Ganz klar: Nein.
Das wäre noch viel anstrengender für mich, und genau genommen hat mich das auch noch nie wirklich interessiert. Warum sollte es das auch? Ich kann nicht Everybody's Darling sein und ich will das auch gar nicht. Ich wills nicht jedem recht machen (müssen). Weil ich es nicht kann und weil es auch gar nicht meine Aufgabe ist. Jeder darf mich sehen und wahrnehmen wie er will.
Manche halten mich für überheblich, für arrogant, für naseweis, für oberflächlich, für was weiß ich - und vermutlich steckt in allem ein bisschen was von mir darin. Wie jeder Mensch habe ich viele Seiten und wen das interessiert, der findet auch mehrere Seiten. Wer nur eine Seite sehen und bewerten will, der machts halt.
Für mich ist nur wichtig, was die Menschen denken und fühlen, die mir wichtig sind. Da kann ich auch durchaus zur Sturm-Göttin mutieren ;)

Montag, 10. Februar 2020

Soll ich ihn heiraten?

Manchmal, wenn ich nach Hause komme und den Schlüssel aus der Tasche krame, fällt mein Blick auf die Klingelschilder. Gefühlt mehren sich die Schilder, auf denen mindestens zwei Namen stehen. Immer weniger entdecke ich Schilder mit nur einem Namen. Ob hier nun Menschen in einer WG zusammengefunden haben, weil die Mietkosten (nicht nur) hier in M unverschämt sind, oder ob es Paare in wilder Ehe sind, so wie der Mann und ich, vermag ich natürlich nicht zu beurteilen. Ich vermute dennoch mehr wilde Ehen als Wohngemeinschaften.
Weil Menschen immer weniger bereit sind, füreinander einzustehen, bis dass der Tod einen scheide.
Weil Menschen immer weniger bereit sind, sich festzulegen.
Weil Menschen immer mehr Angst vor finanziellen Verlusten haben.

Quelle:
https://weheartit.com/entry/68884251
Ich persönlich finde es wundervoll, Mann und Frau zu sein. Nicht nur einfach so. Sondern mit einem gemeinsamen Namen an der Tür. Für mich persönlich ist es ein wundervolles Gefühl, JA zueinander zu sagen. Ohne Angst. Ohne Furcht. Ohne den Gedanken an etwaige Scheidungskosten, die man nicht mal von der Steuer absetzen darf. Und ich persönlich finde die Entscheidung für eine Ehe umso wundervoller, wenn man sie nur für sich selbst trifft. Und nicht, weil man Kinder miteinander bekommen möchte oder schon hat. Nicht, weil man den anderen absichern möchte. Oder gar aus steuerlichen Gründen, grrrrr.
Für mich persönlich gäbe es nur einen Grund zu heiraten: aus Liebe.

Als ich vor einigen Tagen von einer Freundin gefragt wurde, ob sie ihren Freund heiraten sollte, weil er es sich wünsche, da stockte mir für einen Moment der Atem und ich starrte ungläubig auf das Display meines Telefons.
Mein aller-erster Gedanke war: "Dann kommt sie nie von ihm weg. Weil sie es sich dann gar nicht mehr leisten kann."
"Was wünscht du dir denn?" fragte ich zunächst und sie antwortete: "Na nur, wenn sich dies und das ändert."
Und ich fragte: "Hattest du diese Bedingungen nicht schon vor 9 Jahren gestellt? Und wie ist die Realität bis heute? Hast du nicht schon genug Probleme?"

Meine Reaktion auf ihre Frage hat mich einige Tage beschäftigt, und ich haderte mit mir, ob ich angemessen reagiert hatte. Ob ich mich zu weit hinausgelehnt und sie mit meiner Antwort verletzt haben könnte. Ob es mir überhaupt zugestanden hatte, so zu reagieren. Ich bin ihre Freundin und sie legt Wert auf meine ehrliche Meinung. Aber darf man immer so ehrlich sein? Schonungslos auch?

Wie ist das, wenn man gefragt wird, ob man den anderen heiraten möchte?
Dass man überglücklich ist? Dass man nachts nicht schlafen kann vor lauter Herzklopfen? Dass man überlegt, wie man die Aller-Schönste für ihn sein kann an so einem Tag? Wie man denn diesen einen Tag verbringen möchte? Mit ein paar Freunden am Meer und Wein und Musik? Dass der schmale, schlichte Ring die Unendlichkeit des Liebens symbolisiert?
Mann und Frau zu sein, so richtig wirklich, verbinde ich nur mit romantischen Gefühlen - und sie haben für mich immer noch mal etwas anderes Besonderes, als "einfach nur" zusammen zu leben. Ja, es ist immer eine Entscheidung füreinander - und ob man eine Eheurkunde "braucht" oder nicht, darüber denke ich nicht nach. Es geht für mich nicht darum, dass man etwas braucht - sondern was für mich persönlich wichtig ist. Und für mich ist es diese Verbindung zueinander.
In der man sich nicht diese Tür offen lässt, weil man jeden Tag jederzeit einfach wieder gehen kann. Sondern sich bewusst füreinander entscheidet und dies auch ver-ankert. Ver-symbolisiert.
Das kann und soll man gar nicht rational verstehen oder begründen. Sondern einfach nur.. mit Gefühl verstehen.

Ich wünsche meiner Freundin so sehr, dass sie glücklich ist. Dass sie verliebt ist. Dass sie aus Liebe mit ihrem Mann zusammen ist, auch wenn man ihn manches Mal zum Mond katapultieren wollte. Dass sie nicht ihre Freundin fragt, ob sie ihn heiraten soll, sondern sich selbst, ob ihr Herz genug klopft allein bei diesem Gedanken. Dass sie überschäumen wollte vor Glück. Ob sie sich vorstellen kann, dass es genau DER Mensch ist, mit dem sie sich die nächsten hundert Jahre vorstellen kann. Ob er es ist, neben dem sie jeden Morgen erwachen und jeden Abend einschlafen möchte. Ob er es ist, mit dem sie ihren Kummer und ihre Freude teilen möchte. Ob er es ist, mit dem sie alle Leidenschaft ausleben möchte.
Aber bei den beiden glaube ich nicht daran. Und das Schlimme ist: Sie glaubt selbst nicht daran - und die Gründe hierfür sind.. erschütternd.
Vermutlich hätten sie sich längst getrennt, wären die Kinder nicht und die daraus erwachsenen finanziellen Sorgen, die mit einer Trennung nicht kleiner würden.
Aber ist das die Basis für eine Ehe?
Für etwas, das ein Leben lang halten soll?
Oder denke ich da zu altmodisch, weil auch eine Ehe nicht für ein Leben lang halten muss?
Wäre es aber nicht viel schöner, wenn sie es tut? Zumindest, solange man fühlt und daran glaubt, dass es die richtige Entscheidung, der richtige Mensch im Leben ist?

Ich glaube nicht unbedingt, dass ich ihr gegenüber falsch reagiert hatte. Aber es tat mir unendlich weh, nicht einfach vor Begeisterung ins Telefon schreien zu können, dass ich mich sehr für sie freute.

Sonntag, 9. Februar 2020

Hexenwerk nach Mitternacht

Der Junge geht seit Jahren nicht mehr zum Zahnarzt. Nicht aus Anti-Überzeugung, sondern aus Faulheit. Und wegen Vergesslichkeit. Und überhaupt. Wenn nix wehtut, muss man ja nicht, oder so. Hauptnahrungsmittel: Chips und Zigaretten. Hauptgetränk: Eistee. Außer natürlich, ich bin da. Dann gibts nicht nur was Ordentliches zu essen, sondern vor allem auch regelmäßig - und regelmäßig ne frische Zahnbürste. Und weil er seit Monaten eine auf Hühnereigröße geschwollene Lymphdrüse hatte und auch der Zahnarzt klären sollte, obs möglicherweise von ner Wurzelentzündung kommt, geht er nach schätzungsweise zehn Jahren doch mal wieder zur Zahnfee.
Diagnose: Alles super.
Kein Zahnstein. Kein Plaque. Keine Karies. Keine Entzündung.
Nix.
Nur vier fast waagerecht liegende Weisheitszähne, die demnächst irgendwann mal raus müssen.

Und ich?
Ich gehe regelmäßig zur Zahnfee. Besitze eine Ultraschall-Zahnbürste. Ernähre mich gesund, regelmäßig und fröhlich.
Einen Zahn verlor ich dank "Kracher". Einmal zugebissen, einmal diagonal bis tief in die Wurzel gerissen.
Einen anderen Zahn verlor ich dank Gummibärchen. Einmal zugebissen, zwei Zahnteile...
Beide ersetzt.
Gönne mir am Geburtstags-Abend des Jungen ausnahmsweise noch einen Betthupfer. Einen Schokoriegel. Ohne Nüsse. Nix Dramatisches. Zack - eine Ecke weg vom letzten Backenzahn. EY WIE GEHT DAS?
Da bleibt mir der Gang nach Canossa kommende Woche nicht erspart und ich fürchte, die ganze Scheiße geht wieder tiefer als sie soll. Ich fasse das nicht... Wieso hab ich nicht einfach nur den Sekt getrunken?

Samstag, 8. Februar 2020

30



"Age is just a number, Thirty" habe ich mal eine Flasche Geburtstagssekt etikettiert. Für Dich habe ich keine Flasche Sekt gekauft, denn seit Du nicht mehr feiern gehst, machst Du Dir auch nichts mehr aus Alkohol. Ach, was waren das noch Zeiten, als Du das Feiern mit Freunden für Dich entdeckt hattest. Wie oft Du morgens kilometerweit nach Hause gelaufen bist, weil zwischen eins und vier keine Bahnen fuhren, Du nicht mehr fit genug zum Feiern, aber auch nicht trunken genug für das Schlafen auf der Bank warst. Wie oft immer irgendetwas schiefging. Du irgendetwas verloren hast. Dir etwas gestohlen wurde. Du beschuldigt wurdest, eine Toilettentür eingetreten zu haben. Was eigentlich total witzig ist, wenn man Dich kennt, denn gerade Du, zwar ein Bruchpilot vor dem Herrn, wenns um die persönliche Geschicklichkeit geht, gerade Du würdest niemals mutwillig etwas zerstören, nicht mal im Suff.
"Ich wars nicht, weil ich aufm Klo nebenan schlief", hast Du mir Jahre später verschmitzt erzählt. "Aber ich weiß, wers war." Und den hast Du bis heute nicht verraten. Nur die Rechtsschutzversicherung bemüht, deren Anwalt dann ohne Verfahren die Unschuldsklausel für Dich in Anwendung bringen konnte.
Wie Du morgens in der Tür standst und meintest, Du habest Deine Jacke irgendwo verloren.
Ich musterte Dich erstaunt: "Aber die hast du doch an?"
Und Du schautest ungläubig an Dir selber rauf und runter, herrliche ein Meter vierundneunzig lang, und lächeltest unglücklich: "Dann habe ich irgendwas anderes verloren."
"Na dann komm erst mal rein. Portemonnaie da, Handy da, Schlüssel da, alles andere prüfen wir, wenn du ausgeschlafen hast."
Oder als Du heimkamst, an jenem Morgen tatsächlich ohne Handy, ohne Portemonnaie. Weil Du auf der Bank schliefst und nicht bemerktest, wer Dich da um Dein Hab & Gut erleichterte. An jenem Morgen habe ich Dich nicht ins Bett zum Rausch ausschlafen geschickt: "Erst rufst du bei deiner Bank an und sperrst deine Karte, dann kannst du von mir aus schlafen gehen."
Das werde ich nie vergessen. Wie Du auf dem Fußboden saßt, die Augen fielen Dir ständig zu, Du konntest das Gespräch kaum führen, aber vermutlich hattest Du Glück: Die Bankbeamtin sperrte Deine EC-Karte und schickte Dir Tage später einen Brief "Holen Sie Ihre Karte in der Filiale ab, beim Versuch, die zu benutzen, wurde sie sofort eingezogen."
Oder Handys.. Ach Gott, was hast Du alles an Smartphones verschlissen.. Verloren, zerbrochen, gestohlen.. Ins Meer gesprungen zum Schwimmen und vergessen, dass das Handy noch in der Badehose steckte. Aus der Bahn gestiegen und das Handy auf der Sitzbank zurückgelassen. Aus dem Bett und direkt mit der Ferse auf das Display getreten. Aus der Hand gefallen, Display gesplittert. In die Toilette gefallen. Hach ja. Im Moment besitzt Du drei Smartphones. Mit dem einen kannst Du nur Musik hören. Mit dem zweiten kannst Du nicht mehr zocken, aber Deine Flirt-Apps bedienen. Mit dem dritten könntest Du zocken und telefonieren, aber dank überaltertem, fest eingebauten Akku keinen stromlosen Moment mehr zulassen.
Also habe ich mich entschieden, unter anderem ein neues Handy für Dich zu kaufen. Das letzte, das ICH Dir kaufe, sage ich mir - und erwerbe gleichzeitig Panzerglasfolie und ein Klapp-Etui, damit Du gar nicht erst in die Versuchung kommst, das Gerät OHNE Schutz nutzen zu wollen. Jetzt ist es doppelt und dreifach gesichert - und das muss es bei Dir auch. Es sei denn, Du lässt es wieder irgendwo liegen. Dann hilft vermutlich nur noch, es Dir ans Knie zu tackern :)

Mit Dir ist immer irgendwie Action, das ist im Grunde auch nie anders gewesen. Nicht umsonst vermutlich habe ich heute beim Sortieren ein Shirt gefunden, das ich Dir einst schenkte "Ich kann nichts dafür, ich bin so." :) Ein wunderbarer, liebenswerter junger Mann, der sich nicht leicht öffnen mag, aber der alles von sich geben wird, sobald er das Gefühl hat, dass er es kann. Und darf.
Manchmal bist Du ganz still und in Dich gekehrt, manchmal schießt Du mit Äußerungen über das Ziel hinaus - und meistens hast Du einen herrlichen Humor, über den ich mich äpplig lachen könnte. Du bist ein Mensch, den man auf den zweiten Blick erkennen und entdecken muss. Du bist niemand, der sofort einen anderen für sich einnimmt - auch weil Du selber gar nicht erst auf die Idee kommen würdest, dass Du das überhaupt kannst. Bis unter Deine hohe Stirn bist Du voller Selbstzweifel, auch wenn ich seit gut einem Jahr dabei zusehen kann, wie Du Dich mehr und mehr festigst, mehr und mehr in Deine eigene Mitte kommst.
Schon als Du klein warst, sagte man von Dir, dass Du so wissbegierig und hell im Kopf seist, dass man Dir kein X für ein U vormachen könne. Du würdest sie alle durchschauen - oder so lange fragen, bis das, was Du siehst, auch in Einklang ist mit dem, was Du hörst.
Als Du lesen lerntest, warst Du nicht mehr zu bremsen. Du hast alles gelesen und buchstabiert, das Dir vor die Augen kam. Bereits in der zweiten Klasse hast Du verstehendes Lesen entwickelt, etwas, das man wohl erst in der 4. Klasse erwirbt. Wenn Du gelesen hast, hast Du abwechselnd immer auf Text und Bild geschaut, um zu prüfen, ob das, was dort abgebildet war, zum Text passte.
Sobald Du rechnen konntest, hast Du auf alle möglichen freien Flächen geschrieben, selbst auf die untersten Ränder der Tageszeitung.
3 + 5 = 8    3 - 5 = Gonieks
Das war Dein bester! DEN hab ich mir damals ausgeschnitten und an die Pinnwand gehängt. Sehr geil.

Was Du nie warst, ist eitel. Dir ist bis heute ziemlich wurst, was Du anziehst oder nicht.
Du warst 13 und Dein Bruder 7, als ich Euch die Sachen rausgelegt hatte und sagte: "Nach dem Zähneputzen anziehen und dann gehen wir raus."
Und da standst Du dann, in den Sachen Deines Bruders.
"Äh... Siehst du denn nicht, dass du da gar nicht reinpasst?" Die Jeans ging Dir bis zum Knie, der Pulli bis zum Ellenbogen - aber die Knöppe gingen zu, also wars eben Deins.
"Wieso? Konnten doch kurze Sachen sein?!"
"Im FEBRUAR?"
Heute ist das natürlich nicht mehr ganz so - aber wichtig ist es Dir immer noch nicht.
Als ich Dich die neue Jeans anprobieren ließ, verdrehtest Du die Augen und meintest: "Schade ums Geld, kannst mir dafür doch lieber Google Play Karten schenken."
"Könnte ich, ja. Mach ich aber nicht."
"Ich hab eh keinen Bock auf Feiern", sagst Du schon die ganzen Tage. Du meinst das auch wirklich ernst, auch wenn Dich dabei gar nicht die Zahl stört als vielmehr das Gefühl, dass Du Dich ein wenig vernachlässigt fühlst. Nicht von mir. Nicht vom Mann, der morgen hierher kommt für Dich.
Eigentlich hatte ich ja einen Plan, was wir machen wollten, doch aus all dem wird nun nichts - aus Mangel an Gästen. Dein Bruder ist nicht da, Freunde hast Du lange nicht gesehen und magst sie jetzt auch nicht extra anrufen. Meine Familie ist weit weg - bleiben nur Du, der Mann und ich.
"Ist ein Geburtstag wie jeder andere", winkst Du ab.
"Aber es ist ein Geburtstag", streiche ich den halben Tag um Dich herum und versuche, Dich rumzukriegen, wenigstens mit uns auszugehen. Dass Du irgendwann irgendeine Google-App immer nur "NEIN!" für Dich sagen lässt, amüsiert uns beide, ändert aber momentan noch nichts an Deiner Entscheidung. Du große knorrige Wurzel. Wenn Du nicht willst, dann willst Du nicht, schon aus Prinzip nicht und weil Du eben einmal Nein gesagt hast. Wäre ich nur immer so konsequent gewesen früher ;) Und jetzt muss ich mir noch überlegen, ob ich es morgen trotzdem noch mal versuche, Dich in die City zu locken. Oder ob ich es bei Deiner Entscheidung belasse und mir dann eben mit dem Mann einen schönen Tag mache und dann wenigstens am Abend wieder bei Dir bin, damit Du wenigstens nicht ganz alleine bist. Du bist eh schon viel zu viel alleine, und Du sagst, das liegt eben auch am Job. Du bist halbtags eingestellt und bezahlt und arbeitest aber mehr als Vollzeit und derzeit fast jeden Samstag. Außer heute. Außer heute an Deinem Geburtstag, Du wundervoller Mensch.

Ich glaube, Du musst es einfach nur wiederentdecken, dieses Leben. Für Dich wiederentdecken. Du weißt, dass es wundervoll ist, aber Du glaubst nicht, dass es auch für Dich noch ganz viel bereithält. Denn im Gegensatz zu Deinem Bruder musst Du Dir wirklich alles erkämpfen. Dir fällt einfach nichts in den Schoß, Dir wird nichts geschenkt - aber ich betrachte mit innerer Genugtuung, wie Du Dir in Deinem aktuellen Job einen Stand erarbeitest, wo der Chef Dich nach einem Jahr bittet, nicht von ihm wegzugehen. Was schön wäre, wären es nicht nur Worte. Ich betrachte mit Genugtuung, wie Kollegen, die sich anfangs sehr kritisch über Dich äußerten, weil Du eben einfach auch in kein Schema F passt (worauf Du bitte unbedingt stolz sein darfst!), einen Zugang zu Dir finden, mit Dir über alles mögliche reden. Einen Deiner größten Kritiker hast Du mit dem Fußballthema eingefangen. Fußball ist etwas, wo Dir keiner etwas vormacht. Da kennst Du Dich aus. Ich hatte Dir mal die Kicker-Zeitschrift mitgebracht, ist Jahre her. Die hast Du wirklich Zeile für Zeile gelesen. GELESEN, nicht nur überflogen. Und als Du fertig warst, hast Du von vorn begonnen zu lesen. Zeile für Zeile. Unglaublich. Das hast Du von mir nicht, definitiv. Und dank Deines fotografischen Gedächtnisses vergisst Du auch nichts davon. Jedenfalls nicht rund um Themen, die Dich interessieren und faszinieren. Alles andere.. Steuererklärungen oder so.. Arbeitsverträge.. Behördenbriefe.. Die werden nicht mal aufgemacht. Interessiert Dich alles gar nicht.
Du hast kein Onlinebanking, Du kaufst auch nicht online ein, nirgendwo und noch nie. Du hast keine Geldanlagen, allerdings hast Du auch nie so viel verdient, als dass Du überhaupt über eine Grundlage nachdenken könntest, obwohl Du es müsstest. Du hast das Ziel, unabhängig zu sein, unabhängig von uns allen, Du willst Dein Leben allein wuppen, finanziell und auch sonst. Und es arbeitet in Dir, dass Dir das immer noch nicht gelungen ist, während Dein Bruder in vielleicht einem Monat einen Schritt weiter ist.
ABER: Ich sage immer - alles hat seine Zeit. Du hast in allem immer mehr Zeit gebraucht als andere. Und noch immer bin ich der sicheren Überzeugung, dass Du Deinen Weg auch gehen wirst. Dass Du Dein Ding machen wirst - und uns alle noch mehr überraschen wirst.

Du bist genauso wie es eine Lehrerin einst formulierte: "Er ist wie ein Motor, der langsam anläuft und erstmal warm werden muss. Aber wenn er dann einmal läuft, dann läuft der und dann hält ihn auch nichts mehr auf."

Genauso ist es, genauso bist Du und genau dafür liebe ich Dich von ganzem Herzen.
Bleib Dir weiter so treu, hab noch ein bisschen mehr Vertrauen in Dich selbst und dann wirst Du es sehen: Alles fließt.
Und was immer ich dazu tun kann, werde ich auch tun - und wenn es das letzte ist, das ich tun kann. Jeder braucht jemanden, der bedingungslos an einen glaubt - und sei Dir sicher: Ich glaube ganz ehrlich an Dich.

Ein kluger Mensch hat mal gesagt:

“We all have two lives. The second one starts when we realize that we only have one.” 

Dann komm, fangen wir an  ♥️

Alles Liebe zu Deinem Geburtstag ♥️
Deine Mama


Dienstag, 4. Februar 2020

Das Haus am Meer



Am Abend schickt mir der Mann den Link zu einem Haus am Meer, käuflich zu erwerben und preislich vermutlich im Rahmen dessen, was noch umsetzbar wäre.
"Wir müssten nur ein kleines Geschäft mit unterbringen", schreibt er und fragt, ob ich spontan eine Idee dazu hätte. Und da ist er, dieser Moment, in dem der alte, ewig gehegte stille Traum wieder aufbricht.. Das Haus am Meer.. mit der Wiese vor der Tür, hochgewachsen, vereinzelte Korn- und Mohnblumen darin. Die Apfelbäume, die mit leisem Plumps die reifen Früchte in das Gras fallen lassen. Der alte Holzzaun, der repariert werden müsste. Im nächsten Sommer, vielleicht.
Die grüngestrichene Holztür, die schlichten grünen Fensterläden mit der Emaillekanne voller Wiesenblumen und den Tontöpfen voller verschiedener Kräuter...
Und ich kann es sehen.. Das kleine, wundervolle Lesecafe.. Vereinzelte alte Sessel, völlig unperfekt, das Alter ist ihnen längst anzusehen und genau darin liegt ihr verwunschener Reiz.. Regale voller Bücher, für die man sich gerne niederlässt und den Nachmittag verschenkt.. Kleine gusseiserne Beistelltischchen, auf die Omas Geschirr passt, und vielleicht noch klitzekleines, frisches Gebäck.. An den Wänden einige meiner gemalten Bilder.. Ganz leise zarte Musik im Hintergrund.. Vereinzelte Kerzenständer mit teils heruntergebrannten Kerzen..
Viele Jahre alt ist dieser Traum von mir.. ich weiß nicht mehr genau, wie viele Jahre alt.. Aber er ist da, er ist immer noch präsent - und am heutigen Abend lebendiger denn je..

"...und ohne Schmerzen", fügt der Mann hinzu und ich lächle breit, bevor ich zurückschreibe: "Heute Abend ist das Level wieder ganz niedrig. Eigentlich spür ich grad nur die rechte Fußsohle und den linken Ellenbogen. Sonst nichts mehr. Und das fühlt sich noch alles so unwirklich an, dass ich es kaum glauben kann."
Dass es mir schon sehr viel besser geht nach der kurzen Cortison-Therapie, die nun bereits wieder begonnen wird, auszuschleichen, das hat er mir schon angesehen. "Deine Augen sind wieder voller Glanz", hat er gesagt. Das stimmt vermutlich erst nach dem dritten oder vierten Käffchen, aber immerhin scheint es zu stimmen ;)
Und der Glanz in den Augen.. Ich habe immer gesagt, dass ich Hoffnungen niemals wirklich aufgebe. Aber es macht einen Unterschied, ob "nur" die Hoffnung in dir lebt - oder ob Körper & Hoffnung in Einklang miteinander sind.. Und je besser ich mich erstmals nach fünfzehn Jahren pausenlosem schmerzhaften Pulsieren fühle, desto mehr fühle ich die Energie zurückkommen.. Den Willen, Träume einzufangen und an ihnen zu bauen.. Den nächsten Teil meines Spargeldes habe ich heute an den Mann überwiesen. Ein bescheidener Teil im Vergleich zu dem seinen - aber es ist ein Teil.
"Ich vertraue dir", schrieb ich ihm und er antwortete: "Ich hoffe, dass ich dich nicht enttäusche."
"Na dann gibts Schmorze", lächelte ich und lehnte mich entspannt zurück.

Dann kam mein Junge nach Hause. Gerade hatte ich ihm ein Essen zubereitet, wir redeten ein wenig und wir lachten viel und er begann, dies und das zu erzählen, zu erfragen, zu hinterfragen und irgendwann wollte ich wissen, ob er sich eigentlich noch mit jenem Mädel schreibt, die er zuletzt nach einem Date gefragt hatte.
"Nein", antwortete er, "sie hat mir auf die Frage nicht geantwortet und betteln werde ich sie auch nicht. Aber ehrlich.. Ich weiß auch gar nicht, was das alles bringen soll. Irgendwie gerate ich immer nur an Mädels, denen ich alles aus der Nase ziehen muss. Die mir immer sagen, wie toll ich schreibe, aber von denen kommt nicht viel. Die antworten auf alles, fragen mich aber nichts. Irgendwann bin ich dann vierzig, aber dann habe ich damit auch abgeschlossen. Ich will ja meine Erfahrungen auch mit einer jungen Frau machen, nicht mit ner Vierzigjährigen."
Daraufhin musste ich so sehr lachen, dass er in das Lachen mit einfiel.
Und dann sagte ich: "Ach weißt du, manchmal glaube ich, du denkst viel zu viel nach. Lebe einfach drauflos, schreib alle möglichen Mädels an, die dir gefallen, und schau, was zurückkommt. Du musst dich nicht nur auf eine fokussieren, solange sich nichts Konkretes ergibt. Probier dich aus, teste dich aus. Lass dich von einem Korb nicht verunsichern. Wir alle haben Körbe in unserer Ecke, die tollsten Menschen haben Körbe in ihrer Ecke, aber für jeden, der sich aufrichtig das Lieben wünscht, gibt es auch einen Menschen, der es ihm schenkt."

Und während er zu Abend isst, liege ich immer noch entspannt zurückgelehnt im Sofa und betrachte ihn. In meinem Inneren bin ich gerade voller sanfter Musik.. mein Kopf ist voller wunderbarer Bilder..

"Das wirklich Wundervolle am Leben", schreibe ich dem Mann, "ist, dass es so voller Liebe ist."

Montag, 3. Februar 2020

Das Kind meiner Mama



In dem Haus, in dem der Mann und ich wohnen, ist es irgendwie Usus geworden, dass Menschen die Dinge, die sie nicht mehr wollen oder brauchen, vor das Haus stellen. "Zu verschenken" steht manchmal dran. Auf diesem Wege bin ich in der letzten Zeit zu schon einigen Büchern meiner Sammlung gekommen, vorzugsweise natürlich Krimis :) Woher ich diesen Vogel habe, weiß ich gar nicht, ich vermute, er ist vererbt. Von der Mama. Die guckt auch ganz oft bis tief in die Nacht, während der Papa nebenan schon lange schnarcht.
Überhaupt ist es so, dass ich mit den Jahren immer und noch mehr Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten mit der Mama zeige. Sehr viel mehr als ich je gedacht hätte. Eigentlich nahm ich immer an, ich sei ein typisches Papa-Kind. Laut, impulsiv, aber wenigstens mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitsempfinden. Zugleich war ich aber auch immer sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich wurde erst lebendig, je sicherer ich mich fühlte ;) Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es eigentlich bis heute nicht anders.

Wie ich auf all das komme?
Der Mann und ich sind Fan der Reihe "Lebenslinien", wir stöbern oft in der Mediathek und suchen uns ein Porträt heraus. Gestern fiel meine Wahl auf Adele Neuhauser.
Ein wundervolles Porträt einer für mich sehr schönen, intensiven Frau. Ich mag ihr Spiel, das immer so echt wirkt, ich mag ihr herrliches breites Lachen ("Boar, hat die ein Gebiss", sagte der Mann gestern.), überhaupt ihr Wesen, das unausgesprochen unfassbar viel Herzlichkeit versprüht.
Doch was mich am allermeisten berührte, waren die vielen großen und kleinen Parallelen ihres Lebens zu dem meinen. Die großen und kleinen Parallelen ihres Wesens zu meinem Wesen.
Ihr Kollege sagte von ihr, sie sei ein Mensch mit einer unfassbaren Kraft in sich, die es ihr immer wieder ermögliche, neu aufzustehen und den Kampf neu aufzunehmen, ohne Mauern um sich herum zu errichten. Eine ganz eigene Kraft aus sich selbst heraus.
"Wie du", sagt der Mann nachdenklich.
Sie hat sich von ihrem Mann getrennt, nachdem sie beruflich wesentlich erfolgreicher wurde als er und die Streitigkeiten daheim kein Ende mehr finden mochten. Sie ist gegangen, weil sie sich sagte, dass sie so ein Leben nicht wollte und nicht konnte. Dass sie Angst vor dem Alleinsein hatte, jedoch das Bleiben keine Option war. Dass sie heute in sich ruhen kann und dankbar ist für all das, was sie hat und bekommen hat.
"Wie du", sagt der Mann und fügt hinzu: "Ich wünschte, ich könnte das auch."
Ihr Kollege sagt von ihr, dass sie ein Mensch ist, der einen ganzen Raum erfüllen kann - und dass ihr das nur gar nicht so bewusst sei.
"Ich denke, du kannst das auch, und du weißt das auch nicht von dir", sagt der Mann, während er aufsteht und kurz das Zimmer verlässt und ich schaue ihm überrascht nach. Als er wiederkommt, sage ich, dass das grad aber ein sehr schönes Kompliment war. Eines der ganz seltenen (meistens schimpft er nur wegen irgendwas oder zitiert "Wenn ich nüscht sage, schmeckts!") und vielleicht darum auch eines der wertvollsten.
Adele Neuhauser skizziert auch das Verhältnis zu ihrer Mama und in vielem finde ich mich wieder. Wie ich mich als Kind fühlte. Was ich später dachte und fühlte. Was all das für mich persönlich, für meine persönliche Entwicklung bedeutete - und wie vieles ich im Umgang mit meinen eigenen Kindern wiederfand.
"Sprich dich doch auch mal aus", sagt der Mann, "vielleicht klärt das auch vieles für dich."
"Das kann ich nicht", antworte ich. "Ich würde die Last von mir nehmen und ihr um die Schultern hängen und es würde aber nichts mehr ändern. Und das Gute ist: Ich habe längst meinen Frieden mit all dem gemacht. Weil ich heute weiß: Meine Mama liebt mich und sie hat mich immer geliebt. Mir geht es längst gut mit allem und ich werde den Teufel tun, ihr etwas anzutun."

Diese Kraft in einem selbst... Ich glaube, auch das habe ich von meiner Mama mitbekommen. Vielleicht wirken wir von außen sanft, weich, im Gegenzug sind wir jedoch ziemlich hart mit uns selbst. Wir halten vieles aus, vielleicht manchmal zu lange - und machen uns Luft, wenn es für uns nicht mehr geht. Wir scheuen keine Konfrontation, aber wir können auf den geeigneten Moment warten. Wir sind diplomatisch, aber ehrlich. Wir sagen nicht alles, das wir denken, aber wenn wir etwas sagen, meinen wir es auch so. Wir kümmern uns um andere und vergessen dabei auch schon mal uns selbst - aber wir passen immer noch auf uns auf, auch wenn das manchmal nicht den Anschein haben mag. Wir wollen das Leben genießen und wenn der andere nicht mitmacht, machen wir eben allein oder suchen uns eine andere Begleitung.

Heute bin ich sehr dankbar, das Kind meiner Mama zu sein.

Danke, dass Du mir Deine Kraft mitgegeben hast, mich niemals unterkriegen zu lassen, egal, wie oft ich gestürzt bin. Dass Du mir die Kraft Deiner Hoffnung und Deiner Zuversicht mitgegeben hast, Dein positives Denken und Fühlen, das immer nach vorn gerichtet ist, auch wenn das nicht immer ganz so einfach ist. Danke dafür, dass ich mit all diesem Rüstzeug in der Lage bin, das Leben zu leben, das mir guttut und dass ich trotz zwischenzeitlicher Pausen nie aufgehört habe, in all den fünfzehn Jahren gegen den Schmerz in meinem Körper anzukämpfen. Mich nicht bekloppt machen lasse von überheblichen Ärzten, die einen gar nicht wirklich wahrnehmen. Und mit dem Cortison habe ich in der Nacht zum vergangenen Sonntag einen ersten völlig schmerzfreien Moment erlebt. Den allerersten seit fünfzehn Jahren. Mir war bewusst, dass der nicht lange anhalten würde - aber ich dachte: "Ey... du kannst jetzt nicht schlafen gehen, du kannst jetzt diesen wertvollen Moment nicht verstreichen lassen, ohne ihn zu merken." Ich habe es genossen, bis morgens halb fünf, dann war ich zu müde - aber jetzt weiß ich umso deutlicher, was das Ziel ist. Vielleicht nicht ganz schmerzfrei, aber mit einem Level, das ich gut aushalten kann. Seit Sonntag morgen ist natürlich fast alles wieder da - bis auf die Finger. Die Finger sind so deutlich besser geworden, dass ich auch meine Kaffeetasse wieder unfallfrei anheben und mit einer Hand halten kann.
Ich bin dankbar für die Fähigkeit zu lieben - und wie sagte auch Adele gestern: "Ich muss lieben, was ich tue." Danke Mama, dass Du mir all das von Dir mitgegeben hast - auch wenn es viele Jahre, viel Arbeit und Erfahrungen brauchte, bis ich das erkennen konnte. Ich sehe nicht so aus wie Du, aber ich bin wie Du - und das ist das Beste, das mir passieren konnte.