Dienstag, 3. März 2009

Des Deutschen liebstes Kind

...ist laut allgemeiner Einschätzung das Auto. Für mich ist es - Herbie, bitte entschuldige - eher ein Gebrauchsgegenstand, das mich von A nach B bringt und das hoffentlich und immer zuverlässig ;-) Und meinem Herbie sieht man sehr wohl an, dass es unter Frauchens Herrschaft steht: Vorn links finden sich in aller Regel Bonbonpapier, diverse Yu-Gi-Oh- und ähnliche Zeitschriften, vergessene Mützen oder Handschuhe (natürlich immer nur einer von beiden) etc., was unweigerlich die Spur der Kinder zeigt. Und da ich in den letzten Monaten oftmals nur mit einem von beiden unterwegs war, bleibt die Rückbank zumeist aufgeräumt; es sei denn, ich selbst lege dort etwas ab und "vergesse" es dann dort ;-) Vorn rechts jedenfalls passen kaum noch CDs in das Seitenfach (CD ohne Hülle übrigens, ich lerne das einfach nie...), diverse Ausdrucke von Wegbeschreibungen und vereinzelte Strafzettel von wegen Falschparken und so. Lachen musste ich übrigens vor einigen Tagen, als mir ein neuer Heckscheibenwischer angebracht werden musste und auf die Frage, wie es denn damit ginge, antwortete: "Na ja, ist schon OK, für mich reichts. Er schmiert ein bisschen, aber das passt schon." Womit ich mir prompt die Antwort einhandelte: "Frollein, du solltest dein Auto mal wieder einer Wäsche unterziehen; was da schmiert, sind Schmutz und Co.!" :-) Hmm... Und da dachte ich mir so: Eine Innenreinigung könnte es eigentlich auch vertragen und innerlich jubelte ich, als mir einfiel, dass beide Kinder das kommende Wochenende bei mir verbringen und mein Großer ja das Autoreinigen aus der Firma kennt, wo er diese Tätigkeit immer am Dienstwagen des Chefs vornehmen darf. Na dann... :-)
Doch selbst aus einem Gebrauchsgegenstand wird ein Lieblingskind, wenn sich ein Fremdling wagt, es zu beschädigen. Z. B. diverse Kratzer an nunmehr fast allen Ecken stammen nicht aus eigenem Unvermögen, ein- oder auszuparken, sondern aus fremdem Unvermögen - und das ist wirklich wahr. Und als ich vor einigen Tagen das Haus verließ und an der Frontscheibe mein Kennzeichen hinter den Scheibenwischer geklemmt vorfand, da geriet ich doch etwas in Harnisch. Noch so ein Dödel, der des Ausparkens nicht mächtig gewesen schien und sich klammheimlich vom Ort des Geschehens entfernt hatte. Kleine oder größere Zornesausbrüche gehören nun wirklich nicht zu meinem Tagesgebaren, aber wenn ich provoziert werde... An dieser Stelle fällt mir eine Freundin ein, die mich nach längerer Zeit zum ersten Mal so erlebte und statt erschrocken zusammenzuzucken, warf sie sich vor Lachen auf den Stuhl, klatschte sich begeistert auf die Schenkel und rief: "So kenn ich dich ja noch gar nicht, aber es steht dir gut!"
Jedenfalls pappte ich brummelnd und grummelig das Kennzeichen wieder dahin, wo es auch hingehört und in meiner Unkenntnis fiel mir gar nicht auf, dass da etwas ganz Entscheidendes fehlte: nämlich der Rahmen zur Halterung... Ergo wurde ich zwei Tage später im Büro wie folgt begrüßt: "Na Frau Kollegin, haben wir Angst vor dem Blitzer oder wieso fährst du ohne Kennzeichen?" Nach dem ersten verständnislosen Blick meinerseits folgte eine Belehrung über die Konsequenzen, die sich mir in dem Moment noch gar nicht erschlossen hatten: Verlustanzeige bei der Polizei. Beantragung eines neuen Kennzeichens. Änderung der Papiere. Kostenpunkt: zirka 97 Euro. Na hallelujah! Wisst Ihr, was ich für 97 Euro alles bekommen könnte?? Also einmal volltanken plus ein Wocheneinkauf im Supermarkt. Oder sechsmal Nachhilfestunden für meinen Sohn, der sich seit einem Jahr den Luxus einer Französischlehrerin gönnt (NEIN, sie liegt altersmäßig weit außerhalb seines Interessengebietes ;-)). Oder ein Hin- und Rückfahrtticket zu Schatzi (jedenfalls nach den neuesten Gebühren der Bahn, meine Bahncard kann ich getrost kündigen). Aber wir Frauen denken ja eh nicht so pragmatisch... Insofern... wären für 97 Euro auch glatt 38 Milchkaffee in meinem Lieblingscafe am See drin. Oder eine Komplettausstattung (Kleid plus Schuhe) von H&M, Schmuck von Bigout Brigitte und falls es für die Kinokarte nicht mehr reicht, übernimmt das dann vielleicht meine Begleitung ;-)
Jedenfalls... ist der Arsch kein Gänsehals und so überlegte ich mir nach dem ersten Schock, dass ich keinen Bock auf die Rennerei hatte, sowieso auch kein Geld dafür übrig und außerdem hatte ich so eine Ahnung, wo ich dieses Kennzeichen VIELLEICHT verloren haben könnte. Und siehe da: Unweit der Schule, wo ich jeden Morgen mein Kind absetze, auf diesem kleinen Stück Kopfsteinpflaster, da lag es noch immer, einsam und verlassen, ziemlich verdreckt und reichlich verbeult von diversen Eltern, die wie ich ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Und damit es sich lohnte, fuhr ich selbst auch noch mal übers Kennzeichen, eh ich stutzte und dachte: Moment mal, da war doch was...
Könnt Ihr Euch die Freude vorstellen, die mich spontan durchflutete? Am liebsten hätte ich auf der Straße getanzt und das Kennzeichen geküsst, aber dann steckte ich es einfach nur ein, fuhr weiter und als die Polizei mich stoppte (hey, die haben extra für mich auf der Straße gewendet und sind mir gefolgt :-)) und fragte, ob mir noch nicht aufgefallen sei, dass mir vorn ein Kennzeichen fehle, da strahlte ich ihn an, klopfte freudig auf dieses kleine Blechteil und meinte: "Doch, ich weiß, und jetzt gehts zur Werkstatt!" :-) So hat mich dieser Spaß keine 97, sondern 3,99 Euro gekostet und damit war ein Kleid von H&M für 19,90 Euro locker drin.
Der Frühling darf jetzt bitte kommen! :-)
Eure Helma

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