...Mit diesem Song versuche ich schon den ganzen Morgen, so irgendwie meine Augen offenzuhalten. Nein nein, ich versuche nicht, mich umzuschauen - sondern in der Tat die Augen OFFEN zu halten... Im Moment fühlt es sich trotz der bisherigen 3 Tassen Kaffee so an, als könnte ich ein paar Stäbchen gebrauchen, die zwischen Lid und Tränensack geklemmt die Aufgabe des reichlich erfolglosen Kaffees übernehmen...
Und fragt mich nicht, woran das liegt - ich erzähls Euch auch so ;-)
Heut Nacht schlief ich lediglich nur eine Stunde - und wenn Ihr JETZT fragt warum - dann kann ich Euch das auch nicht beantworten. Ich kann Euch nur sagen, dass genau das immer noch recht oft vorkommt, vor allem dann, wenn ich allein bin. Ob ich mich dann sowas wie unbeschützt, nicht geborgen etc. fühle? Vermutlich, denn was in den zurückliegenden Wochen alles so in meiner Seele gefunden und wieder zutage gefördert worden war, hat nicht unbedingt euphorische Jubelstürme in mir hervorgerufen, sondern eher ein betretenes Gefühl wie "Ähm... eigentlich... hätte ich das ganz gern wieder verdrängt und vergessen..."
Auch wenn inzwischen selbst ich begriffen habe, dass Verdrängen eben NICHT immer hilfreich ist.
Andererseits ist es aber auch so, dass ich gerade am vergangenen Wochenende wieder so etwas von jenem Lebensgefühl in mir spürte, von dem ich schon glaubte, es verloren zu haben: diese Begeisterung, fremde Menschen kennenzulernen, von denen jeder eigene Geschichten mitbringt, neue Eindrücke, neue Sichtweisen und vor allem einfach Spaß haben. So geschehen bereits am Freitag, als ich mich nach einem ohnehin sehr stressigen Arbeitstag mit Reisetasche, Schirm, Charme & Melone ;-) durch Helmatown abhetzte, nur um wenigstens so ein bisschen pünktlich am verabredeten Treffpunkt zu erscheinen, mich quasi in völlig fremde Hände zu begeben, die mich nach München bringen sollten. Vorsorglich hatte ich mir noch den iPod in die Tasche gesteckt - man weiß ja niemals vorher, wem man so begegnet, ob eine gewisse Chemie stimmt (bei immerhin ca. 4 Stunden Fahrt auf engem Raum ist eben dies schon wünschenswert ;-)). Doch was soll ich sagen... An den iPod dachte ich nicht ein einziges Mal, es überkam mich auch nicht die obligatorische Müdigkeit nach einigen Kilometern auf der Autobahn und ich fühlte mich mal eben zurückversetzt in eine doch unbeschwertere Zeit, nämlich die Jugendzeit ;-): Leute kennen lernen, Kontakte knüpfen und völlig offen lassen, ob nur für den Moment oder (warum auch nicht?) für länger.
Und der Samstag in München atmete genau auch dieses Lebensgefühl.. Im Shirt auf einer Dachterrasse lümmeln, den Milchkaffee in der Sonne genießen, die Seele & die Beine baumeln lassen und ich lebte diesen wundervollen Sonnentag mit einer Euphorie, die mir schon ab und an einen leicht pikierten Seitenblick bescherte mit einer eben solchen Anmerkung: "Ja... ist doch gut... kannst auch bisschen leiser machen." Das störte oder hinderte mich jedoch keineswegs, das auszuleben, was ich gerade empfand: pure Lebensfreude. Erinnerte mich jedoch flüchtig an Zeiten meiner Ehe, in denen ich auf der Straße fröhlich lachte und prompt dafür den Anpfiff kassierte: "Kannst du nicht leiser lachen? Musst du immer um jeden Preis auffallen?" Als hätte mich DAS interessiert... ;-)
Und obwohl ich immer behaupte, dass ich keine typische Frau bin, weil ich weder auf Handtaschen stehe, absolut nicht gern telefoniere und auch keinen begehbaren Schuhschrank besitze etc., erwarb ich an diesem einfach herrlichen Sonnentag in einem Laden gleich zwei Paar wunderbarer Frühlingssandaletten, die ich - wohlwollend betrachtet - auch jetzt schon ausführen konnte ;-)
Abends ein indisches Restaurant und anschließend eine Spätvorstellung im Kino besuchen (was leider für mich eher nicht so prickelnd war; oder würde es Euch berauschen, wenn Ihr Euren Liebsten etliche Tage nicht gesehen habt und er dann fast ausschließlich nur mit der anderen Freundin quatscht?) Aber manchmal bin ich ja auch friedfertig, so dass ich mir zunächst zwar jeglichen Kommentar verkniff, es dennoch aber nicht fertigbrachte, dieses Gefühl so hundertprozentig zu überspielen... Eins sag ich Euch: Zu dritt gehe ich niemals wieder irgendwohin. Wie das fünfte Rad am Wagen hab ich mich in früheren Jahren lange genug gefühlt - beim nächsten Mal muss jemand Viertes mit. Mindestens :-)
Und die Rückfahrt dann gestern... Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so aufgelöst, so übersprudelnd war und das bei gleich drei fremden Menschen, die sich in ein kleines grünes Wägelchen klemmten (ein Mann und ich auf der Rückbank, zwei Mädels vorn) und wir redeten derart unbeschwert daher, als kennten wir uns schon viele Jahre und hätten uns nur Ewigkeiten nicht gesehen. Als die Mädels dann noch sagten, dass sie Anfang 20 wären, da schluckte ich schon etwas, weil ich spontan denken musste: "Ach Gott, das könnten ja glatt meine Töchter sein", wedelte jedoch flugs diesen Gedanken beiseite, tat offen kund, dass ich dieses Jahr vierzig Jahre alt werde und pries jeden einzelnen Vorzug an, den man jenseits der 30 erleben konnte, als ginge es darum, einen Preis oder wenigstens eine Provision zu ergattern. Erntete zuweilen auch einen erstaunten, vielleicht auch ungläubigen Blick, weil die Kinderchen sich anscheinend gar nicht vorstellen konnten, dass es auch nach der 30 ein Leben gibt, das noch eher lebenswert ist wie vielleicht vorher... Oder möchtet Ihr noch mal 20 sein? Ehrlich - ich nicht. Auch wenn jedes Alter seine Vorzüge hat - ich bleib dabei: Bislang ist die Zeit ab der 30 meine wohl innigste, intensivste, schmerzhafteste und zugleich schönste Zeit gewesen, die ich jemals erlebt habe. Natürlich empfindet das jeder Mensch anders. Doch für mich gilt: In den vergangenen Jahren hab ich soviel über mich selbst herausgefunden (und lerne noch immer dazu), habe klare Vorstellungen von dem, was ich will und was ich aber auch nicht (mehr) will, so dass ich im Grunde genommen auch erst vor einigen Jahren begonnen habe, wirklich zu LEBEN. Bewusst wahrzunehmen, bewusst zu genießen, mir bewusst zu machen, was ich für ein Glück in diesem Leben geschenkt bekommen habe. Daran dachte ich vor allem, als ich Samstagnacht mit meinem Großen telefonierte, von ihm wissen wollte, wie das Fußballspiel gewesen war und einen völlig begeisterten, vor Ausgelassenheit beinah übersprudelnden, sonst eher sehr zurückhaltenden 19jährigen erlebte, bei dessen offenkundigem Glücksgefühl mir regelrecht warm wurde, ich ihm einfach nur zuhörte und wünschte, genau jetzt sein Gesicht, seine Augen sehen zu können. Die Kinder glücklich zu sehen, zu wissen, das ist wohl eines der größten Dinge im Leben, die wir erfahren können - und da mischt sich meine eigene Freude darüber mit einem Gefühl von unendlicher Dankbarkeit...
Nun... Ich genehmige mir jetzt eine vierte Tasse Kaffee, spüre, dass ich langsam munter werde, bringe meine Arbeit erwartungsgemäß hinter mich und freu mich schon jetzt auf ein entspanntes, wunderbar duftendes Bad, das ich mir heut Nachmittag angesichts des Regenwetters gönnen werde, nur um mich danach niederzulegen und genau den Schlaf nachzuholen, der mir heut Nacht versagt blieb.
Eure Helma
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