Heute Morgen, nach gerade mal drei kümmerlichen Stunden Schlaf, erwachte ich durch das sture Klingeln des Weckers gleich dem Auftauchen von ganz weit her, benötigte einen Moment, um in die Wirklichkeit zu finden und den Traum von mir abzuschütteln, der vor lauter Merkwürdigkeiten strotzte, zwar nicht bedrohlich, aber irgendwie... erdrückend war. Mehr weiß ich nicht mehr und das nenn ich jetzt einfach mal "mein Glück" ;-)
Überhaupt muss ich sagen... Ich muss mich doch schwer wundern... Wer auch immer mich fragt: "Wie geht es dir? Konnten sie in der Klinik deinen Schmerz bekämpfen? Wie gehts weiter? Ach Gott, du tust mir echt leid", da wappne ich mich immer mit einem sicheren und wirklich nicht erzwungenen Lächeln, beschwichtige (je nach meinem Gegenüber ;-)) die Stimmung. Ich sehe es nicht gespielt gelassen, ich sehe es in der Tat gelassen. Im Moment jedenfalls. Und eigentlich solltet Ihr Menschen mir Mut machen, nicht andersrum. Brauche ich denn nicht den Trost, den Beistand, den Ansporn? ;-) Aber ist ja gut, ich hab genug Mut und positive Energie, kommt nur her ;-) Und jene zwei Menschen, die mir bislang ohne Wenn und Aber die Arme aufhielten, die besuche ich dann, wenn mein Kraftquell zu versiegen droht ;-) Oder ich dreh die Musik auf. Das hat mir bis jetzt IMMER auf die Beine geholfen, früher oder später ;-)
Übrigens fand ich das schön, als meine kratzige Stimme aus Hessen mir des Nachts schrieb, dass ich eine unglaubliche Energie besäße und er mich holen lassen würde, wenn er im Koma läge - ich würde ihm mit Sicherheit wieder Beine machen ;-) Gleichwohl denke ich zuweilen aber auch, dass vor allem die Liebe und die Musik mir die Kraft schenken, um jeden einzelnen Tag zu bestehen. Und übrigens las ich erst heute zu diesem Thema, dass der Kraftquell nicht nur aus der Liebe zu einem Partner entspringt, sondern vor allem auch die Liebe zu und von den Kindern, von Menschen, die einen respektieren und genau so lieben, wie man eben ist. Wie findet Ihr das jetzt? Klar? Selbstverständlich? Na dann setzt Euch mal hin und macht Euch mal Gedanken, wer Euch WIRKLICH genauso liebt wie Ihr auch seid - ohne Wenn und Aber. Aus eigener Erfahrung kann ich Euch nur sagen... Das gibt es wirklich... Aber das gibt es verdammt selten...
Nun jedenfalls, als ich heut Morgen mit dem Tempo einer klebrigen Nacktschnecke aus dem Bett fiel und erst nach der ausgiebigen Dusche zu mir fand, das Frühstück bereitete und mein ebenso energiegeladenes Kind aus dem Bett an den Tisch holte, da tauschten wir für einen Moment die Rollen: Ich schlüpfte in die eines launischen, nörgelnden Kindes und mein Sohn durfte die Autoritätsperson mimen. Ich sag Euch, das war sowas von lustig... Thema: Ich versuche seit einem geschlagenen Jahr, mein Kind davon zu überzeugen, dass ich ihm für den bevorstehenden Sommer ein Paar Flip-Flops kaufen darf. Natürlich super modern, jungengerecht und für den Wahnsinnspreis von 4 Euro 90 (immerhin stecken da mindestens zwei Milchkaffee drin, also bringe ich da echt ein Opfer ;-)). Nachdem ich letzte Nacht nun aus Mangel an Schlafbedürfnis in diversen Onlinekatalogen blätterte, fiel mir ein solches göttliches Paar - wie gemacht für meinen Sohn - ins Auge und wurde auch flugs auf den Merkzettel gesetzt. Ich meine, klar, ich könnte sie ihm einfach kaufen und hinstellen. Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich das ab und an schon getan mit solchen Sportschuhen aus reinem Stoff, die ich ultracool fand - aber eben leider nur ich. Und 9 Euro sind auch dann einfach zu teuer, wenn diese ultracoolen Sportschuhe im Schuhregal ungetragen ihr Dasein fristen.
Doch sonst... Es war wirklich ein Spaß, ich lieferte das volle Programm, indem ich mit Leierstimme immer wieder bohrte: "Ich will dir aaaaaber die se Schuuuuhe kaufen, ich will, ich will, ICH WILL!!" Und um den Worten auch gehörigen Ausdruck zu verleihen, stampfte ich noch mal ordentlich mit dem gesunden Fuß auf den Boden, verzog das Gesicht zu einem weinerlichen Grinsen. Und das Kind? Ehrlich Kinners: Das sind so Momente, wo mir bewusst wird, wie sehr die Kinder einen tatsächlich "kopieren". Oder besser "übernehmen", das klingt, glaub ich, besser. Sagte es am Anfang stur (oder ist das konsequent?) immer nur: "Nein. Nein. Nein", so erkannte ich nach einigen Augenblicken mich selbst in meinem Sohn wieder, wie er mit einem Mal begann zu lachen, mich zu necken, sich seinen Spaß draus zu machen und dann zu sagen: "Gut jetzt, mir reichts, ich geh mal ins Bad." :-) Ich gebe ja zu, soooo geduldig bin ich nicht immer, manchmal mach ich einfach auch nur kurzen Prozess, indem ich ganz energisch sage: "Schluss, Ende der Diskussion." Aber ansonsten... sehe ich nicht nur friedfertig aus, ich bin meist auch so ;-)
Was mich dann während der Fahrt ins Büro darüber sinnieren ließ: Wer bin ich denn eigentlich? Wie bin ich denn eigentlich? Antiautoritär? Bestimmt nicht. Aber autoritär irgendwie auch nicht. Also ich meine, sie respektieren mich schon, auch das, was ich sage. Möglicherweise aber tun sie vieles einfach auch aus Liebe zu mir und nicht aus Respekt. Ist doch eigentlich auch viel schöner, oder? Lese ich über verschiedene Weltreligionen, würde ich eher dem Buddhismus zuneigen. Gestern aber erwarb ich ein wunder-wunderschönes Hippie-Sommerkleid (OK, 19 Euro haben da nicht wirklich gereicht, aber... vieeeeel mehr wars auch nicht, ich schwörs) und mir fiel spontan alles ein, was ich damit verbinde: Flower-Power, Blumen im langen Haar, verträumt geflochten, barfuss, Sonne auf der Haut, Wind in den Haaren, ein völlig entspanntes Lebensgefühl... Ich liebe das Leben, das freie Leben ohne wirklichen Zwang (Regeln wiederum finde ich aber dennoch wichtig...), ich liebe es, wenn die Menschen entspannt und harmonisch miteinander umgehen und das tun, sich so entwickeln können, wie sie sich auch glücklich damit fühlen, wie es ihren Neigungen entspricht. Bin ich also ein Hippie? Oder eher ein Zwilling mit Aszendent Waage, der ziemlich in die Jahre gekommen und damit leicht bequem geworden ist? Hmm... Wahrscheinlich von allem ein bisschen, aber mit Drogen hab ich zumindest nix am Hut, freie Liebe zelebriere ich auch nicht und der Konsumwahn vieler Menschen geht mir zwar auf die Nerven, aber ich finds schon toll, heimzukommen in meine kleine niedliche Wohnung, die ich mit irrsinnig viel Liebe (auch manchmal zum Detail ;-)) bis heute gestaltet hab (und die ich jetzt im Frühjahr wieder umdekorieren will - ich hab tausend Ideen, nur leider nur 1 Portemonnai und so wirds ne kleine Restaurierung - aber is doch wurscht, solange ich mich wohl und glücklich in meinen vier Wänden fühle :-)) Und ich finds ebenso toll, zu essen zu haben, den Kindern den einen oder anderen Wunsch erfüllen zu können, sie ordentlich anziehen zu können, eine Waschmaschine und auch einen Geschirrspüler zu besitzen (an dem Teil reizt mich vor allem, dass es immer aufgeräumt ist, egal, ob da schon 3 Tage Geschirr drin steht oder nicht ;-))... Also bin ich natürlich auch ein Konsumgeist... Halt nur nicht im zerstörerischen Maße. Ich brauche es nicht, dieses Höher-Schneller-Weiter-Besser-Größer. Im Gegenteil, es macht mir Angst, wenn ich anderen bestimmten Menschen dabei zusehe und mich frage, ob sie es noch genießen können, dieses eine wunderbare Leben. Morgens aufzustehen, den Tag zu begrüßen, von Leben und Lebensfreude erfüllt werden, sobald die Sonne sich vorsichtig in mein Zimmer wagt, Musik durch das kleine Zimmer (oder Auto) perlt (OK, im Auto perlt nüscht, da hämmerts ;-)), sich wie ein Kind zu freuen auf den Frühling, die vielen Farben - ich liebe fettgrüne Kastanienbäume!!!!!! Barfuss durch den Sommerregen zu springen, die großen schweren Tropfen mit der Zunge einfangen, sie aus den langen offenen Haaren schütteln...
Übrigens... Freund Schmerz lässt für gewöhnlich etwas nach, je wärmer es wird. Vielleicht sollte ich ja einfach... eines Tages meine Sachen packen und woanders hingehen. Da, wo es warm ist. Da, wo es warm bleibt. Und ganz nah am Meer. Damit ich es jeden Tag atmen, schmecken, fühlen, spüren, hören kann... Ich habe zu lange nicht mehr dort gelebt, als dass ich genau jenes Bewusstsein wieder verlieren könnte, egal, wie viele Jahre am Meer mir vergönnt sein werden...
Ich liebe es einfach so sehr, das Leben, und weil ich grad seh, dass mein jüngster Tulpenstrauß auch schon wieder verblüht ist (immerhin erst nach 1 Woche), die Krokusse, die mein Jüngster am Samstag von Nachbars Rasen klaute, auch hinüber sind, da werde ich... mir morgen einen frischen Frühlingsstrauß in mein kleines Heim holen, ihn jeden Nachmittag erblicken, wenn ich nur den Kopf hebe, und mich einfach nur freuen, dass ich BIN.
So, und wer sich jetzt noch miesepetrig oder übellaunig fühlt - dem kann ich auch nicht mehr helfen, mehr positive Gedanken kann ich heut von mir nicht mehr abgeben. Ich soll nämlich auf meine Grenzen achten, hat mein Doc erst am Freitag wieder gesagt :-)
Und wer ich nun bin - ob Hippie, ob Buddhist, ob Meerjungfrau oder einfach nur ne Knalltüte - das hab ich noch nicht rausgefunden. Fakt ist - ich bin alles, aber nicht alles hundertprozentig ;-) Es muss ja schließlich spannend und aufregend bleiben :-)
Zum Abschied für heute umarme ich die Welt und Euch gleich mit.
Eure Helma
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