Sonntag, 29. Januar 2012

Bewegungsdrang

Über Nacht hatte es geschneit, zum ersten Mal so richtig in diesem Winter. Alles war überdeckt von einer etwa vier Zentimeter dicken Puderschicht und eh ich mich mittags nach dem Frühstück endlich in New Blue schwang und mich auf den Weg zum Supermarkt begab, war diese Schneedecke bereits gefährlich festgefahren und sorgte der gemächlich begonnene Winterdienst für den ersten Matsch.
Also irgendwie ist so ein glitzerndes Weiß ja doch schön, die Stadt ist nachts irgendwie heller und weniger... ja.. beängstigend. Finde ich. Wenn man nachts halb zwei Uhr das Kind abholt, das von einer Klassenfahrt zurückkommt, dann spielt das zumindest für mich keine unerhebliche Rolle.
Und da stand es nun vor mir, das Kind, nach einer Woche im Ski-Gebiet, die Lippen wie ein aufgeplatztes Sofakissen, die Haare wirr, die Schultern hängend, vollkommen erschöpft und müde - aber irgendwie schiens mir noch ein paar Zentimeter größer wie vor einer Woche, als ich es verabschiedet hatte.
Sagen, erzählen mochte er nix, er wollte einfach nur ins Bett und die Augen zumachen, um anderentags mittags zu erwachen und sich an den Frühstückstisch zu setzen und endlich zu erzählen.
Zum ersten Mal Abfahrtsski, begonnen mit der blauen Piste, dann gleich auf die gelbe und abschließend auf der roten - und dafür drei stolze Einser als Sportnoten mit heimzubringen.
Keine Frage - Mutter Helma war stolz wie Oskar, die Brust in Sekundenschnelle schlappe zwei Nummern größer, und irgendwie steckte mich das Erzählte auch ungemein an. Ich mein, Skier besitze ich keine und bin zuletzt vor über zwanzig Jahren drauf herumgerutscht und hier in der Nähe wüsste ich jetzt auch keine adäquate Loipe ;) - aber irgendwie... entwickelte ich dennoch einen Bewegungsdrang, eine Unruhe... die sich zunächst in rein hausmütterlichen Pflichten entlud:
Eine heiße Badewanne zubereiten für das muskelkatergeplagte Kind, einkaufen fahren, Muffins backen, Wäsche waschen, Wäsche trocknen, Suppe kochen... Was ich früher oft als lästige Verpflichtung empfunden hatte, wurde insbesondere in den letzten Jahren irgendwie mehr und mehr... ja... doch zu einer Spaßveranstaltung. Es ist schon so, wie man immer sagt: "Alles macht Spaß, solange man es mit Liebe tut."
Ich bin ja irgendwie auch ein Geruchsfetischist, ich fahr da total drauf ab, wenn mich zarter duftiger Geruch umgibt; ich liebe eben diesen leicht vanilligen Geruch von frisch Gebackenem, ich liebe diesen zarten Geruch des Badezusatzes - und die damit verströmende Heimeligkeit an kalten Winterabenden.
Und weil der mir jüngst wieder entlockte Bewegungsdrang immer noch nicht verstummt ist, werde ich mir gleich die Laufschuhe unterschnallen, den iPod auf jüngste Fundschätze überprüfen, nicht zu vergessen den Akku natürlich, und auf die Minusgrade pfeifen. Eisen sollte man nämlich schmieden, solange sie heiß sind, und bevor Freund Schweinehund wieder zu mir aufs Sofa steigt... bin ich lieber schnell mal weg :)

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