Freitag, 10. August 2018

An die herzliebste Freundin




In dem Jahr, in dem wir uns das letzte Mal gesehen haben, habe ich Dir zu Deinem Geburtstag eine Fahrradklingel gekauft. Du weißt schon, so eine Ding-Dong-Klingel - passend zu Deinem antiken Rad und inzwischen passend zu Deinem historischen Alter :*
In dem Jahr, in dem wir uns das letzte Mal sahen, bekam ich nicht mehr die Gelegenheit, sie Dir auch in die Hände zu legen - und seither ruhte sie in der obersten Schublade meiner Lieblingskommode. Ab und an strich ich mit den Fingerspitzen darüber, manchmal nahm ich sie nachdenklich in die Hand, nur um sie dann doch wieder in die Kommode zurückzulegen.
Ich konnte mich dennoch nie von ihr trennen, so wie ich mich auch nie wirklich von Dir lösen konnte.

Irgendwann hat mal jemand zu mir gesagt: "Wenn ich nichts mehr von dir höre, dann vergesse ich dich" und ich dachte in jenem Augenblick: "Dann ist es auch nicht das Richtige."
Bei mir, musst Du wissen, ist das nämlich anders: Ich kann mich sehr schnell für Menschen und Dinge begeistern, das stimmt - aber Strohfeuer erkalten auch sehr schnell wieder. Nur wer es einmal auch tief in meine Seele hinein geschafft hat, den behalte ich auch dort für all die Zeit, in der ich noch atme, denke, fühle - und hoffe. Und in meiner Seele haben bisher nur sehr, sehr wenige Menschen ihren Platz gefunden. Die, an die ich umso mehr denke, je länger ich sie nicht sah, je tiefer die Wortlosigkeit wurde, die Schweigsamkeit, von der ich manches Mal nicht einmal mehr wusste, woher sie entstanden war..
Du bist eine der sehr, sehr wenigen. Du bist die, von der ich irgendwie immer wusste: "Sie ist meine herzliebste Freundin." Du bist die, an die ich immer und immer wieder dachte, wenn ich durch den Tag oder durch die Nacht fuhr, die Musik aufdrehte, das Fenster herunterließ, um den Wind in den Haaren wühlen zu lassen - und ich mir einreden konnte: Jetzt würde ich ans Meer fahren, wir würden Cafes besuchen und uns überlegen, welches von denen eines Tages uns gehören würde. Oder wenigstens Ideen klauen, wie es sein sollte - das Cafe. Eins mit wenigen Omasesseln, kleinen Holztischen, Figuren aus Treibholz in den Fenstern, indirektem Licht - und eben dem Regal voller ausgewählter Bücher, keine neuen, keine perfekten, sondern die mit dem Charme des ewig wiederholten Gelesenen. Den Kuchen würden wir selber backen und abends, wenn die Stühle schon hochgestellt sind, würden wir eine Flasche Weißwein öffnen, die Beine hochlegen, den Haarknoten öffnen und ich würde seufzen und sagen "Gleich schlafe ich hier auf dem Stuhl ein" und du würdest sagen: "Na ICH trag DICH aber NICHT nach Hause, wir zahlen schließlich keine Erschwerniszuschläge!"

Nur manchmal habe ich geschrieben, wie sehr ich Dich vermisse.
Aber jeden Tag habe ich es gefühlt, ohne auch nur einen einzigen Millimeter erneut auf Dich zugehen zu können. Das hast Du nun getan - und wenn ich mich auch noch vorsichtig in unseren Welten bewege, zurückhaltend, so denke ich jeden einzelnen Tag, wie ganz sehr glücklich ich darüber bin.

Meine herzliebste Freundin, ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles, alles Liebe zu Deinem Geburtstag. Ich wünsche Dir das Lachen, das Deinen Bauch schmerzen und Deine Augen mit Glückstränen füllen lässt. Ich wünsche Dir die Leichtigkeit und die Innigkeit, während Du dabei bist, Dir Deine Träume zu erfüllen, Stück für Stück. Ich wünsche Dir ein Leben voller kleiner Glücksgefühle, die die Seele so unendlich reich machen. Und wenn Du weinst, dann möchte ich mich zu Dir beugen und Dich in die Arme nehmen. Einfach nur festhalten.
Danke, dass es Dich gibt.

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