Mittwoch, 29. August 2018

Tage wie diese

Ich habe endlich meinen Mut zusammengenommen und den Hausarzt gewechselt. War auch noch froh drüber, den Vorwand vorbringen zu können, dass der aktuelle ja im Urlaub sei, "aber ich bin ohnehin auf der Suche nach einem neuen, weil ich mich.. äh.. nicht so aufgehoben fühle", fügte ich hinzu und die sehr nette Dame an der Rezeption lachte und sprach: "Kein Problem, da leg ich doch gleich mal ne neue Patientenakte an."
Wuuaaahh! Kein Zicken von wegen übervoll und keine Patientenannahme mehr, kein Zicken von wegen "wir sind aber nicht die Vertretung von Dr. XY" (alles schon mal dagewesen) und so n Scheiß - ne, alles easy going. Und als ich dem Mann aus dem Wartezimmer schrieb "Der Doc bietet kostenlos Kaffee und WLAN an!! Ich bin im Paradiiiesss!!", da verdrehte der die Augen "Na super, war ja klar, dass der dich damit gleich hat."
Es war nicht nur das. Es war insbesondere die Tatsache, dass er mir zuhörte, ohne Wenn und Aber die AU der Klinik verlängerte und sich nicht nur davor scheute, die im worst case kostenintensive Behandlung zu übernehmen (was zwei andere Ärzte hier ablehnten übrigens) und noch eine weitere mögliche, möglicherweise von der Großmutter vererbte Erkrankung zu untersuchen, von der ich zwar recht deutliche Symptome habe, aber dennoch hoffe, dass das an der Gesamtsituation liegt, weil ich im anderen Fall sonst Abschied von meinem Traum nehmen muss, 104 Jahre alt werden zu wollen.
Es war aber auch seine Art und Weise, mit mir zu sprechen, sich auf mich einzulassen.
"Joa, i hatt' o a moi a Zeckn am Bein, des hob i gor net gmerkt, bloß a bissl dran rumgefummelt und auf de Badewann' glegt und da erscht gsehn: Äääääähh!!! Da sin ja no Haxn dran!" 
Die Erkrankung meiner Mum kannte er noch nicht, googelte diese erstmal im Netz und schlug sich aufs Bein "Moi, wos es nich ois gibt!"
Für mein Rezept für die Schilddrüse googelten wir gemeinsam über Bildersuche, weil ich mir beim Hersteller nicht mehr sicher war.
Als ich anschließend die Praxis verließ, fühlte ich mich dann doch etwas erleichtert und fragte mich, wieso ich mich so stark für andere machen kann, für mich selber aber nur schwer kämpfen kann? Wieso ich mich - wenn es um mich selbst geht - so zauderlich und zögerlich bin und oftmals viel zu lange warte?
Ob das tatsächlich etwas mit dem eigenen Wertgefühl zu tun hat?
Ein Gedanke, mit dem ich mich insbesondere JETZT auseinandersetzen sollte.

Dieses habe ich zumindest in einem heutigen, möglicherweise wegweisenden Termin ein bisschen aufgepäppelt. Die einen oder anderen Symptome deutlicher als an anderen Tagen, dank eines Friseurbesuchs letzte Woche sehe ich aus wie Angela Davis (sagte der sich köstlich amüsierende Mann) - keine Experimente vor wichtigen Terminen, Herrgott, das weiß man doch!! - und in den einzig "tauglichen" Rock heut Morgen ein Loch beim Bügeln gebrannt.. stürzte ich anschließend bei gefühlten 33 Grad in Jeans und wie ein aufgerissenes Sofakissen zum Termin..

Aber auch da.. alles sehr entspannt. Manchmal muss man sich wirklich einfach nur mal trauen.

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