„Früh ins Bett und frühes Aufstehen macht gesund, wohlhabend und klug.“ — Benjamin Franklin
„Glaubt nicht an den Nutzen des frühen Aufstehens, wie es der betörende Franklin propagiert...“ — Mark Twain
Der Mann hat manchmal so komische Anwandlungen. Dann kommt er auf die Idee, frühmorgens 5 Uhr aufzustehen und joggen zu gehen. Oder bei 37 Grad unbedingt JETZT Tischtennis im Park zu spielen, weil "Wir sollten die Dinge gleich machen, sonst vergessen wir es oder schieben es so lange auf, bis wir sie doch nicht mehr machen."
Ich verstehe seine Gedanken, ich stelle mich aber trotzdem nicht bei 37 Grad in den Park und jage einem weißen Ball hinterher. Ich bin doch nicht bekloppt. Und auch nicht lebensmüde.
"Dann gehen wir eben abends, wenn die Temperaturen sinken", feilscht er und ich beginne zu lachen: "Wahrscheinlich hältst du es für eine Ausrede, aber ehrlich: Wenn wir um 22 Uhr immer noch 32 Grad haben, ist es mir immer noch zu warm, vor allem aber sehe ich dann schon gar keinen Ball mehr. Ich gehe lieber baden."
Ich glaube, er weiß auch überhaupt nicht, wie man AUSSCHLAFEN überhaupt buchstabiert. Weil er es einfach nicht kennt. Ausschlafen bedeutet für ihn irgendwas nach 7 Uhr, ja, auch am Wochenende. Seit das Unternehmen, in dem er angestellt ist, Räumlichkeiten zusammengelegt und aus vielen Einzelbüros mit maximal 3 Personen mehrere Großraumbüros gemacht hat mit dem Motto: Wer zuerst kommt, nimmt sich den besten Platz, hat er sich dazu entschlossen, das Haus nicht mehr 8 Uhr, sondern spätestens 7 Uhr zu verlassen. Was bedeutet, dass ich mir meinen guten-Morgen-Kaffee allein schmecken lassen muss - etwa so gegen neun Uhr. Und was ihn prinzipiell daran gewöhnt, jetzt immer so zeitig aufzustehen und sich nix draus zu machen.
Hach, was waren das noch für entspannte Zeiten, als ich an Wochenenden bis zehn Uhr schlief, im Bett frühstückte, Zeitung oder Blogs las, ehe ich mich irgendwann weit nach Mittag oder so aus den Kissen wand und beschloss, den Tag so allmählich begrüßen zu wollen.
Genießen? Kann ich! Kann ich beinah bis zum Exzess.
Menschen, die morgens kurz nach 4 im Bademantel auf Balkonen hocken und ihre Tasse Kaffee in den Händen halten, sind immer noch meine Herzliebsten (ja, wenn Du das hier liest - Dich meinte ich ;)) - aber sie sind mir auch auf immer und ewig suspekt. Ich kann ja auch nichts für das, was bei denen offensichtlich schiefgegangen ist *kreisch* - aber so sehr der Mann auch lockt und versucht: Er wird aus mir keine Lerche machen. Nicht in diesem Leben - und über das nächste verhandeln wir, wenn es soweit ist.
Natürlich kann man sagen, wer früh aufsteht, hat mehr vom Tag. Stimmt ja aber genau genommen nicht wirklich: Wer früh aufsteht, wird zeitiger müde und muss dann schlafen gehen, wenn ich tanzen gehen will. Oder schläft neben mir im Kino ein. Und was wird dann mit diesen wunderbaren Sommerabenden, diese herrlich sinnliche Zeit zwischen Abend und Nacht, die man sich in Bars gegenübersitzen und in die Augen schauen kann, die Wangen erhitzt vom Reden, Lachen und vom Gleichklang der Seele? Was ist mit den Sommernächten, in denen man auf der Wiese liegt, gemeinsam aus einer Flasche Wein trinkt und die Sternschnuppen zählt? Was ist mit den herrlich warmen Nächten, in denen man sich nackt in die Wellen des Meeres wirft und ausgelassen herumtobt, bis man mit klopfendem Herzen zurück in den Sand fällt? Was ist mit den Nächten, in denen man auf dem Nachhauseweg barfuß auf der Straße tanzt und die Sandalen in den Händen schlenkert?
Tagsüber ist all das doch gar nicht möglich! Auch wenn es zehn gute Gründe geben mag, die der Autor unter oben genanntem Link sich aus den Fingern gesaugt hatte, um das Hohelied auf die Lerche zu singen. Da halte ich es mit dem einleitenden Zitat des Artikelverfassers:
"Lasst mich aber zuerst eines sagen; wenn ihr zu den Nachteulen gehört und ihr euch gut damit zurechtfindet, dann ist das eine tolle Sache. Es gibt keinen Grund euren Lebensstil zu ändern, vor allem dann nicht, wenn ihr glücklich seid."
Thats it. Ich BIN glücklich. ;)
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