Samstag, 12. Februar 2011

Bei Risiken und Nebenwirkungen

...fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Nun ja. Der Apotheker verkaufte mir Mittelchen, mein Hausarzt hatte leider frei... und so landete ich gestern bei der Hausarztvertretung, der mich nur ansah, oder besser: mich hörte, bevor er mich sah und als er mich in sein Sprechzimmer bat, hörte ich nur noch die Aufforderung zur Schwester: "Die SMH bitte, aber schnell."

"Klingt doch vermutlich nur schlimmer als es ist", wagte ich einen stimmlich kaum hörbaren Einwand. Der freundliche Doktor schüttelte nur den Kopf: "Junge Frau, das ist eine eindeutige Dyspnoe und bevor Sie mir hier wegklappen, spritzen wir Ihnen etwas." Nach einigen erfolglosen Versuchen, einen Zugang zu meiner Vene zu finden, krächzte ich wenigstens noch den Scherz: "Aber Doktor, wenn das so weitergeht, halten die mich alle für einen Junkie", doch als dann auf einmal das kleine Zimmerchen voller Sanitäter und den Ärzten war, wurde mir doch ein bisschen mulmig. Zack, hatte ich einen kleinen Schlauch an der Nase, der mir nach einer Weile in der Tat etwas mehr Luft verschaffte, die Sättigung von 80 % auf 92 % anstieg, noch ein paar Mittelchen zusätzlich in einen endlich funktionierenden Zugang gespritzt und so nahmen sie mich mit in ihrem Wägelchen und das auch noch mit Blaulicht und Martinshorn. Gott, war mir das peinlich, soviel Aufregung, dabei wollte ich mich doch eigentlich nur mal dem Hausarzt vorgestellt haben nach einer vorangegangenen Nacht, in der es mir nicht wirklich gut gegangen war.
Der Notarzt saß die ganze Zeit neben mir, strich mir beruhigend über den Arm, wenn ich wegdämmerte, und strich mir ebenso versonnen eine Haarsträhne aus dem Gesicht, als ich wach wurde: "Tun Sie mir einen Gefallen: Kein Grippostad mehr. Sie wissen, dass Sie überempfindlich sind gegen ein antirheumatisch- bzw. antientzündliches Mittel, aber Sie wissen nicht mehr, gegen welchen Wirkstoff - dann sollten Sie kein Grippostad nehmen. Vermutlich sind jetzt Ihre Schleimhäute geschwollen, darum bekommen Sie nicht mehr genug Luft und das hört man ja sehr deutlich." So einfach war die Diagnose, die mich letztlich trotzdem nochmals gut acht Stunden in der Klinik festhielt, Röntgen, EKG, Blut aus Vene und Ohr und was wirklich unangenehm war, war die Sonde, die über die Nase bis zum Kehlkopf geführt wurde. Da liefen mir rechts und links die Tränen, ob ich wollte oder nicht.
Zwischendurch rief mich das Kind an, besorgt, wo ich denn sei, und dem ich auftrug, mit dem Bruder heute zum Vater zu fahren, nur für den Fall, dass ich heute doch nicht heimkommen würde. Unmittelbar danach rief mein hörbar besorgter Großer an, den ich beruhigte: "Keine Panik, ist alles ok, alles nur Vorsichtsmaßnahmen."
Ansonsten lag ich da, sah den Ärzten und Schwestern zu oder dämmerte zwischendurch weg. Sobald der Pieper vom Finger rutschte, schlug das kluge Gerät Alarm: Sauerstoffsättigung sinkt und eine Schwester stand bei Fuß. Und immer wieder ein Arzt neben mir, der protokollierte, ob die Atmung besser wurde.
Zum Abschluss noch mal inhalieren, die Lunge frei, der Kehlkopf arbeitet auch wie er soll, also verließ ich auf eigenen Wunsch und auf zittrigen Beinen das Krankenhaus, müde, erschöpft, ließ mich vom Taxi zu meinem Wägelchen bringen, fuhr endlich nach Hause, telefonierte mit den Eltern, die sich schon sorgten, weil sie mich den ganzen Tag nicht erreichen konnten, versuchte es nochmals bei den Jungs und dem Liebsten und wünschte mir alsdann nur noch eines: Schlafen, Ruhe und eine gute Besserung.
Und den Rest vom Grippostad verschenke ich, soviel ist schon mal sicher.

Quelle Foto: http://notarzt-sbk.de/

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