Diese freizügige Abwandlung des Goeth'schen Erlkönig gabs heut live von Opa Ziggenheimer - direkt gerichtet an seinen Enkel, der sich heute Morgen lässig, langhaarig und mit dem unvermeidlichen Cap an den Frühstückstisch begab.
"Runter mit dem Ding, aber zack zack!"
Opa Ziggenheimer ist kein Mann der vielen, langen Worte - einmal ausgesprochen und Anweisung nicht befolgt, nahm er ihm höchstpersönlich das Cap vom Kopf, nur um hinzuzufügen: "Wenn du heute nicht zum Friseur gehst, schneid ich dir die Haare, aber endgültig."
Aber erst einmal fuhren wir ganz gepflegt in die City, das Kind benötigte außer den Sportschuhen noch ein paar andere Utensilien pünktlich zum Schulbeginn in der nächsten Woche und ich war echt überrascht, wie einfach und vor allem zügig der Erwerb insbesondere der Sportschuhe heute von statten ging. Ihr wisst ja, dass ich in der Vergangenheit da in ganz andere Genüsse gekommen war. Nur am Erwerb einer hochmodernen Strickmütze scheiterten Großeltern Ziggenheimer als auch ich am Geschmack Junior II. Was ich persönlich immer lustig finde an solchen Aktionen, ist das Aufprobieren aller möglichen und vor allem unmöglichen Kopfbedeckungen, einfach so, so aus Gagsch. Zwar stellten wir fest, dass Strickmützen hervorragend zu Ziggenheimer II. passten, wesentlich besser auch als diese Caps, das fand er sogar selbst, doch selbst beim reichhaltigen Angebot meines Lieblingsausstatters H&M fand sich nichts, das auch nur annähernd in seine Geschmacksregion kam.
"Die Mode hier ist scheiße", befand er kurz und knapp und als er dann erwähnte, noch im Besitz jenes Gutscheines für einen anderen und zwar schweineteuren Laden in unserer Heimatstadt zu sein, schlug ich spontan in seine Hand ein: "OK, du kaufst dir das Ding selbst, wenn wir wieder daheim sind."
Damit ersparten wir uns jegliche Diskussionen oder gar Streitereien mit dem hochexplosiven Opa, spazierten bei herrlichstem Sonnenschein und bester Laune (spätestens dann, als ich heute erfuhr, dass auch mein Osterurlaub inzwischen genehmigt worden war; cool, oder? bist selber noch in Urlaub und erfährst mal eben nebenbei, dass der nächste auch schon genehmigt ist ;-)) durch die City am Meer, genossen diesen klaren, wenn auch eisigen Wintertag bis zu dem Moment, als Opa Ziggenheimer sich verfuhr, über eine illegale Abkürzung auf die falsche Spur geriet und dann die Kreuzung auch noch bei Rot überquerte und mit einem Mal ein Toni-Wagen in unseren Sicherheitsabstand hineinfuhr: "Bitte folgen!" Ja... A little too much... Was zuviel ist, ist halt zuviel - das dritte Vergehen kostet ihn jetzt irgendwas zwischen 90 und 200 Euro sowie drei oder vier Punkten - und wenns ganz dicke kommt, noch vier Wochen Führerscheinentzug! Aber hey, letzteres kann ihn gar nicht jucken, er und meine Mama sind im Ruhestand, sie müssen nicht fahren, wenn sie nicht wollen - und falls doch, kann für die vier Wochen die Mamutschka ans Steuer. Also alles easy, finde ich.
Und während Kamikaze-Opa nun mit den unerbittlichen Gesetzeshütern um die Höhe der Strafe feilschte, konnten wir uns leisen Spott nicht verkneifen: "Da wagt er sich schon mal zur Tür hinaus, prompt fällt er auf den Arsch... Fehlt nur noch, dass sie das kleine Fläschchen Hochprozentiges in seiner Tasche finden, das Oma Ziggenheimer zur Besänftigung gegen die Eiseskälte im Spaßshop erworben hatte, dann... schließt er sich zu Hause ein und geht überhaupt nicht mehr vor die Tür!" Mann o Mann. Der Februar zählt ohnehin schon seit Jahren zu meinen teuersten Monaten, aber dieses Jahr... Die Krankenhauskosten, die Kosten für die Medikamente, die Kosten für meinen Rechtsabbiegerpfeil und diese Woche nun noch die Kosten für die Reparatur meines kleinen Grünen, die mir mehr oder weniger unerwarteterweise vor einem Tag ins Haus standen... Angesichts dessen tat ich Großvater Ziggenheimer's Jammerei mit einer Handbewegung ab: "Jetzt heul nicht rum, lass uns nach Hause fahren und ein ordentliches Käffchen trinken, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus."
Und genauso wars dann auch. Soll noch mal einer sagen, Kaffee wär nicht gut!
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