Mittwoch, 23. Februar 2011

Namen sind Schall und Rauch - Vom schönen Schein

Es ist wohl noch insbesondere die alte Schule, wenn man vor Ehrfurcht halb im Boden versank, nur weil sich jemand Professor Doktor oder sonstwas nannte. Wohl auch meine Eltern hätten es lieber gesehen, wenn ich mich einst dem angehenden Mediziner statt dem Schlosser für Landmaschinen zugewandt hätte.
Mich jedoch konnte Mann schon in jungen Jahren nicht mit Amt & Würde beeindrucken und auch nicht mit etwas schnittigem Vierrädrigem unterm Arsch. Nur dass mich heute wesentlich mehr als nur Haar- und Augenfarbe und ein Lächeln interessiert. Aber ich bin ja auch keine siebzehn mehr. Und nein, heute beeindrucken mich Status & Co. immer noch nicht. Ich finds albern, einem Ferrarri hinterherzuschauen, in dem ein Typ lässig in den Ledersitzen hängt und die staunende Meute genießt, möglichst noch bei der Einfahrt durch ein schmiedeeisernes Tor zum Doppelgeschössigen. "Der muss Kohle haben", heißt es dann schnell - aber viel zu oft sieht ja die Wirklichkeit ganz anders aus. Sodom & Gomorrha in der Schickeria, außen Hui, innen Pfui. Was mich bis heute nachhaltig beeindruckt, ist die wertvolle Kombination aus IQ und EQ. Wenn du weißt, was du vom Leben willst und wenn du genau das erreichen kannst, ohne dich selbst dabei zu verlieren und ohne dich einer fragwürdigen Einstellung anzuschließen "Jeder ist sich selbst der Nächste" und dabei noch zu glauben, dass man zu gut für diese Welt sei. Ich bewundere Menschen, die sich nicht auf Kosten anderer, sondern mit Fleiß & Ehrgeiz das erarbeiten, wovon sie immer träumten, die stark genug sind, dabei ihr Mäntelchen nicht nach dem Wind zu hängen und auch nicht mit der Masse zu schwimmen - und die am Ende eines Tages trotz allem, wo sie angekommen sein mögen, nicht vergessen, wo sie einst herkamen.

So bin ich bis heute kein Mensch, der wie Hiobs Weib erstarrt, nur weil jemand einen Titel trägt, der, wie wir inzwischen wissen, entweder für gutes Geld erkauft oder anderweitig erschlichen worden ist. Denken wir dabei doch nur an den einfach nur peinlichen Frédéric von Anhalt oder - ganz aktuell - an Kalle von und zu Guttenberg. Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass die, die wir im Glashaus sitzen, nicht mit Steinen schmeißen sollten. Wir alle haben uns mehr oder weniger dann und wann durchgemogelt, wo sich der Kopf weigerte, weitere Datenmengen aufzunehmen. Wir denken da mal nur an Spickzettelchen, an Kleingeschriebenes in der Handinnenfläche, auf dem Unterarm, auf dem Lineal... Ach, ich könnte Euch da Stories erzählen... Oder Ihr mir. Der eine wird erwischt, der andere nicht und wenn du genügend Neider hast, graben die so lange in deinen Untiefen, bis etwas gefunden wird. Und ich denke mir, wer etwas finden will, der findet auch etwas. Wobei ich mich manchmal frage, ob dieses "Mitleid bekommst du geschenkt, Neid musst du dir erarbeiten" nicht eher auch eher dafür spricht, dass du in deinem Leben erfolgreich (geworden) bist. Andererseits... Ist Erfolg auch immer ein positiver Erfolg? Ein beneidenswerter Erfolg? Eine gute Note auf irgendeinem Zwischenzeugnis interessiert heut keine Sau mehr, mit einer Diplomarbeit zur "Verfassung und Verfassungsvertrag" siehts da wohl... ein bisschen anders aus. Insbesondere dann, wenn man dies als Sprungbrett für eine politische Karriere und als Teil einer Staatsführung nutzt, Wahrhaftigkeit und Tugenden predigt. Das ist für mich wie den Leuten Wasser zu predigen und sich in der Ecke heimlich ein lecker Weinchen hinter die Binde zu gießen. Momentan verfolge ich interessiert das Gezerre der Union und Opposition ("Haltet ihn!" - "Nein, schmeißt ihn raus, los!") und frage mich, ob die, die hier am lautesten schreien, nicht viel eher still sein sollten. Mal abgesehen davon: Wer einen guten Job macht, soll ihn auch haben. Für mich ist hierbei nicht entscheidend, ob Kalle auch ein Herr Doktor ist. Für mich sind eher sein Tun & Handeln entscheidend, und wie beliebt er auch sein mag - Guttis Traum von einer bunten Bundeswehr kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.
“Bestehende Regelungen sind so zu erweitern, dass Inländer bei entsprechender Eignung, Befähigung und Leistung auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft regelmäßig in die Streitkräfte eingestellt werden können”, zitiert Focus aus einem 37-seitigen “Maßnahmenpaket zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr”. (Quelle: http://www.pi-news.net/2011/02/guttenberg-will-bunte-bundeswehr/)
Hmm... Mal abgesehen von der Frage, ob die Einwanderer von überallher das überhaupt wollten, so frage ich mich, ob dies sich denn eigentlich mit den Gelöbnissen vereinen lässt? Zum Beispiel diesem hier:
Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“
§ 9 Soldatengesetz, Eidesformel für Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit
Ich meine, kann, darf oder soll ein Türke, ein Russe, ein Araber und was weiß ich noch auf Gott schwören und darauf, das deutsche Volk zu verteidigen, während er selbst nicht einmal dazugehört? Wie kann er für etwas kämpfen, etwas verteidigen, an das er gar nicht glaubt? Eine Fremdenlegion aufbauen wie es zum Beispiel die Franzosen machen? Da hätten wirs wieder... Nur weils andere so machen, muss es deswegen nicht gut sein... Aber ich glaub, ich bin heut wieder viel zu politisch. Ich sollte lieber was essen gehen. Mittag ist nämlich fertig.

Quelle Foto: http://www.fragdienachbarn.org/ab_wann_ist_eine_wissenschaftliche_arbeit_wie_diplomarbeit_oder_doktorarbeit_dissertation_ein_plagiat.html
Quelle Zitat Eidformel: http://de.wikipedia.org/wiki/Vereidigung_und_Gel%C3%B6bnis_von_Soldaten_der_Bundeswehr

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Melde dich mal am Wochenende, unbedingt. Diana =(

Helma Ziggenheimer hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.