...fühlen sich Menschen, wenn sie nicht mehr können, wenn sie ausgebrannt sind und einfach nur noch ihre Ruhe haben wollen. Gleich diesem berühmten Affen-Trio: nichts hören, nichts sehen, nichts reden...
Manche von ihnen wünschten dann, sie kämen auf eine einsame Insel. Kurios nur... dass, wenn man die Menschen befragt, was sie denn auf eine einsame Insel mitnähmen, meist geantwortet wird: "Mein Laptop natürlich! Meinen Partner! Und n Boot, um zurückkommen zu können!"
Wisst Ihr, was ich mal auf diese Frage geantwortet hatte?
"Was Spannendes. Was zum Spielen. Und Schokolade." :-)
Nun, und ich bin an diesem Wochenende auf eine Insel geflüchtet, ganz wirklich und ganz real. Leider ist sie weit entfernt davon, ruhig oder gar menschenleer zu sein. OK, der Ballermann isses nich, aber... angesichts der sich stetig weiter ausbreitenden Strandbars dürften wir bald auch keinen Flieger mehr brauchen, um eimerweise Sangria & Co. mit Trinkhalmen zu schlürfen.
Doch so paradox das auch klingen mag: Kaum bin ich einen Tag hier, spüre ich, wie müde ich bin. Wie müde ich in den letzten Wochen und Monaten geworden bin. Sicherlich habe ich immer mal wieder kraftvolle, energetische Anwandlungen (jetzt muss ich grad selber über diesen Ausdruck lachen; dennoch lass ich es so stehen, irgendwie gefällt es mir ;-)) - aber summa sumarum... fühle ich mich doch... sehr müde. Müde des Erklärens, des Kämpfens im Alltag, des Auseinandersetzens mit Menschen und Dingen...
Manchmal stelle ich mir schon die Frage, warum ich eigentlich immer Rücksicht auf die Gefühle der anderen nehmen muss, warum ich mich immer erklären muss, damit ich eben die Gefühle anderer nicht verletze... Wieso muss ich immer alle meine Schritte und Wege erklären, bevor ich sie auch gehen darf?
Warum kann ich mich nicht auch einfach mal zurückziehen, in Ruhe abtauchen, um neue Kraft zu schöpfen, ohne dass man mir vorwirft: "Mann, ich mache mir Sorgen, sag doch wenigstens bescheid..."
Übrigens - nein, mein Murmelinchen, diese Anmerkung ist NICHT für Dich ;-)
Es ist noch gar nicht so lange her, da musste ich mir von mehreren Seiten den Vorwurf gefallen lassen: "Hör doch verdammt nochmal auf, allen gefallen zu wollen. Denk einfach mal an dich selbst!" Aber tu ich das, ist es irgendwie auch nicht richtig. Ob ich vielleicht selbst dran schuld bin? Weil die meisten Menschen mich anders kennen? Doch die Helma, die ich noch vor wenigen Jahren war, ist eine andere Helma, die ich heute bin.
Menschen verändern sich. Sie entwickeln sich. Ich lasse mal dahingestellt, ob das immer positiv ist oder nicht. Dennoch ist es so - und es wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Stillstand wäre etwas, was ja nun gar nicht ginge. Gibt es überhaupt was Langweiligeres? Stellt Euch vor, Ihr lernt Euren Partner mit 20 Jahren kennen und mit 40 Jahren sieht er noch genauso aus, trägt dieselben Klamotten, dieselbe Frisur (ach du meine Güte, wie sah ich eigentlich mit 20 aus? :-)), riecht nach demselben Parfüm und noch bevor er "gute Nacht" zu Dir sagen kann, sagst Du: "Danke, träum du auch süß." :-)
Jedenfalls, was ich sagen will: Wie wichtig Beziehungen zu Menschen auch sind, gleich welcher Natur, ob aus Liebe, ob aus Freundschaft, ob innigere Bekanntschaften - ich glaube, so ziemlich jeder Mensch weiß ab einem gewissen Punkt in seinem Leben zu schätzen, was er hat und wen er um sich weiß. So etwas vergisst man auch nicht, diese Dankbarkeit dafür vergisst man nicht. Und wenn es einem schlecht geht, wünscht man sich oft genug, es wäre jemand da. Dennoch gibt es ebenso auch immer noch Situationen, in denen man allein sein möchte. In denen man allein sein MUSS. Um zu sich selbst zurückzufinden, um Wege zu überdenken, um eigene Lebensprinzipien auch neu zu definieren - oder auch zu sehen, dass das bisherige gar nicht so übel war, wenn man nur das eine oder andere beachtet. Was ist so falsch daran? Was ist so schlimm daran, in einer Zeit "abzutauchen", in der man das Gefühl hat: Mir geht grad völlig die Kraft aus?
Gerade die Menschen, mit denen uns eine Freundschaft verbindet, die wissen zumeist, in welcher Verfassung wir uns befinden. Muss man dann noch alles und jedes erklären. Müssen wir dann immer noch uns selbst und die Situation erklären? Darf man an dieser Stelle nicht einfach auch mal jenen Egoismus besitzen, der einem erlaubt, in den einen oder anderen Momenten mal nur an sich selbst zu denken? Ohne dass andere gekränkt oder in ihren Empfindungen verletzt reagieren?
Manchmal frage ich mich das alles - aber gerade hier so beim Schreiben überlege ich mir, warum ich mir diese Fragen immer nur selber stelle und nicht einfach mal offen ausspreche. Nun... Da wäre es ja wieder, dieses sich-erklären-müssen... Es ist schon irgendwie vertrakt...
Am liebsten jedenfalls würde ich einfach noch ein paar Wochen auf meiner geliebten Insel verweilen. Einfach hierbleiben, das Meer schmecken und kosten, wirklich nur an mich denken und an die Menschen, die ich liebe.
Reif für die Insel eben... nach dem gleichnamigen Song von Peter... ach, das habe ich ja schon mal erzählt ;-)
Dann leere ich jetzt mal das letzte Glas Rotwein, das mein Papa mir hinstellte (was für ein bitteres Zeug, aber besser als nüscht), stoße zum letzten Mal für heute auf das Leben an und wenn ich morgen in aller Herrgottsfrüh heimfahre, nehme ich all die neuen bzw. gar nicht so neuen, aber doch bewussteren Gedanken mit nach Hause und werde weiter an der Umsetzung meines neuen Ichs arbeiten :-)
Prost.
Eure Helma
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