Ich weiß nicht, ob Ihr heut Abend diesen Film geschaut habt. Ich nicht - ich hab mich mal wieder auf Deutschlands Autobahnen herumgetrieben ;-) Und hätte heut sicherlich auch nicht die emotionale Kraft besessen, ihn mir anzuschauen. Jedoch kenne ich diesen Film. Erinnere mich an die bedrückende Situation des Filmhelden, der wirklich jede Kraft aufwendet, um für Frau und Kind zu sorgen und dennoch ist es das schmale Gehalt der Frau, das die Drei überhaupt am Überleben hält... Bis er eines Tages mit dem Jungen allein zurückbleibt, obendrein die Wohnung verliert - und ich erinnere mich ebenso an den Moment, in dem er keine andere Möglichkeit sieht, als mit seinem Kind in der Bahnhofstoilette zu übernachten...
Bis er es mit Ehrgeiz, Fleiß und einem unglaublichen Willen schafft, sich beginnend mit einem neuen Job ein neues Leben aufzubauen...
Typisch amerikanischer Kitsch? Würde man vielleicht meinen. Dennoch ist es eine wahre Begebenheit eines Amerikaners, der heute zu den reichen Menschen zählt.
Eine sehr emotionale Geschichte, auch sehr emotional beleuchtet, ohne kitschig zu sein. Die im Nachklang des Sehens ein bedrückendes Gefühl zurücklässt: die Angst um die (eigene) Existenz.
Dennoch muss ich schon sagen, dass es mich ein wenig schockiert, wenn mit dem Streben nach Glück das Streben nach Geld verstanden wird. Ich mag mir nicht vorstellen, dass dies die Intention des Filmes ist. Viel eher würde ich diesen Film für mich so interpretieren:
Es liegt vollkommen in Deinen eigenen Händen, wie Dein Leben verläuft, ob Du Dich glücklich fühlen kannst. Selbst wenn Du tief und tiefer sinkst, liegt es allein an Dir, in der Kraft in Dir, ob Du Dich ergibst, ob Du Dich umwerfen lässt, dem Schicksal ergibst oder aber nach dem ersten Schock wieder aufstehst und zu kämpfen beginnst...
Natürlich wissen wir alle, dass wir nicht allein nur von Luft und Liebe leben können.
Natürlich wissen wir, dass unsere Träume (oder mögens auch Illusionen sein) uns nicht sättigen.
Natürlich wissen wir, dass von Seelenfrieden allein nicht die Miete gezahlt werden kann.
Ebenso wissen wir auch, dass ein Ehrgeiz, ein fester Wille äußerst gesund sind.
Ebenso wissen wir aber auch, dass genau die Dinge uns aber auch krank machen, wenn wir die Relationen verlieren...
Ihr wusstet zum Beispiel sicherlich, dass beim Sport Endorphine im Menschen freigesetzt werden, nicht wahr? Und wusstet Ihr auch, dass dies ein Hormon ist, nach dessen Ausschüttung ein Mensch regelrecht süchtig werden kann? Dass sie unter Entzugserscheinungen leiden können?
Ihr kennt sicherlich auch die Geschichte von Dagobert Duck, der in seinem Häuschen ein Schwimmbad hatte, das nicht mit Wasser, sondern mit Geld gefüllt war, in dem er regelmäßig badete, oder? Das mag sicherlich ein durchaus befriedigendes Gefühl sein.
Doch sagt mir: Ob besessener Sportler oder Dagobert Duck - ob diese Individuen - real oder fiktiv - jemals glücklich waren? Der eine jagt seine Endorphine, der andere jagt das Geld und beide haben im Grunde nur noch mit sich und ihrer Jagd zu tun. Der eine wie der andere stürzt abgrundtief, wenn er den Sport - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr ausüben kann bzw. damit beschäftigt ist, das Geld zu "bewachen" (je größer die Menge, desto größer die Verlustangst, heißt es). Dann machen sie vielleicht eine Therapie in Prien, weil sie entweder an Burnout leiden oder Depressionen oder beides zusammen.
Sicherlich zeichnen diese Zeilen ein überspitztes Bild.
Doch was ich sagen will: Das Streben nach Glück kann ich niemals mit dem Streben nach Geld gleichsetzen. Auch dann nicht, wenn ein Guthabenkonto vor allem auch Sicherheit bedeuten mag. Das Glück - so empfinde ich es - liegt für mich in anderen Bereichen.
Ein Guthabenkonto mag mich sicher, sorglos, spontan fühlen lassen.
Glücklich jedoch machen mich andere Dinge... Ein zärtliches erfülltes Miteinander. Nähe. Zuwendung. Liebe. Verständnis. Geborgenheit. Vertrauen. Zutrauen.
Ein dickes Bankkonto garantiert Dir das nicht...
Es gibt Millionen von Menschen. Es gibt Millionen von Individuen. Jeder denkt, fühlt, sehnt, träumt auf seine Weise. Jeder Mensch trägt in sich seine eigene Definition von Glück.
Für mich ist das völlig in Ordnung so. Doch wenn Ihr mich fragt - mir ist und bleibt wichtig, dass die Menschen einander respektieren, wie sie fühlen, dass sie respektieren, woran der andere glaubt, auch wenn unser eigener Glaube in eine völlig andere Richtung geht.
Grad muss ich lächeln, weil mir einfällt, dass mein Aszendent die Waage ist. Und ich hab vor einigen Jahren mal gelesen, dass es in der Welt keine Kriege mehr gäbe, wenn die Welt nur aus Waagen bestünde... Sie sind so voller Harmoniebedürfnis und auch Toleranz... Nein nein, das ist KEINE Abwertung aller anderen Sternzeichen und ich hoffe, Ihr versteht das auch nicht so. Und sicherlich hat es auch etwas mit dem Alter zu tun, dass wir mit der Zeit immer entspannter, gelassener werden.
Trotzdem... Wenn wir Druck auf jemanden ausüben, weil wir einen anderen Menschen dazu bringen wollen, durch unsere Brille zu schauen, mit unseren Augen zu sehen und nach unseren Prinzipien zu leben, dann... erzeugt es entweder eines Tages Gegendruck oder aber... wir entziehen uns dem Ganzen und verlieren uns. Ist es wirklich das, was wir wollen? Leben wir nicht alle entspannter, gelassener, wenn wir Menschen uns so akzeptieren wie wir sind?
Ich erinnere mich z. B. an die Zeit, als mein Bruder mit seiner Freundin ein Kind bekam. Manchmal hat mich schon entsetzt, wie sehr der Kleine verhätschelt wurde. Da ich diese Erfahrung mit einem (anerzogenen ;-)) Schreikind selbst erlebte und diese drei Jahre mit schlaflosen Nächten noch heute sehr lebendig in mir sind, habe ich anfangs schon versucht, auf die Kindesmama einzugehen: "Damit verwöhnst du ihn zu sehr" ... "wenn du das so machst, wird es später so und so sein..." Unser Ansinnen ist sicherlich ein positives, weil wir einem Menschen, den wir mögen oder lieben, ersparen wollen, was wir selber durchlebten. Doch eines Tages habe ich begriffen: Jeder Mensch lebt sein Leben - so wie er es möchte und auch wenn wir raten können, so muss jeder seine eigenen Erfahrungen erleben können.
Wir können uns anpassen. Aber wir dürfen uns nicht verbiegen. Das ist - aus meiner Sicht - eine Kunst geworden.
Vielleicht bin ich in mancherlei Hinsicht ein Chaot.
Na und? Ich denke dennoch, dass ich ein liebenswerter Chaot bin.
Und ich liebe Euch alle - so wie Ihr seid :-)
Eure Helma, die sich jetzt - um 23.40 Uhr - noch den fünften und letzten Joghurt gönnt. Das hab ich nämlich gestern doch nicht mehr getan. Aber heute :-)