Und so stürzte ich mich ins Nachtleben der Großstadt, fremd, anonym und dennoch irgendwie... vertraut ;-)
Da gabs schon auch so lustige Geschichten, als die Freundin sich ein Gläschen (es war wirklich nur ein GläsCHEN) Wodka mit Orange orderte, die Dame hinterm Tresen dafür schlappe 6 Euro 90 verlangte und die Freundin fassungslos fragte: "Das Mittagessen wollt ich aber nicht dazu!!??"
Oder wir das Tanzbein schwangen, bis entweder die eine oder die andere aufgefordert wurde und somit die jeweils andere dazu verdonnert war, am Tisch zu hocken und pausenlos Chips und Flips in sich hineinzustopfen.
Wir waren dann auch mal mit unserem damals gemeinsamen Chef unterwegs - aber zwei Frauen in Begleitung eines Mannes - Mädels... keine Chance. Kein Schwein wagt sich an Euren Tisch und fordert Euch auf ;-) Und so sind wir künftig wieder lieber allein losgezogen.
Saßen in Straßencafes bei einem Glas Rotwein, anschließend Tequila und wurden so zur Unterhaltung der Straße. OK, in diesem Falle war das eher ich, weil die Freundin sich hüten würde, derart durcheinander zu trinken ;-)
Oder die Aktion mit einem Freund.... Vier Gläser Rotwein (soviel trinke ich sonst nicht, ehrlich nicht!) und als er mich heimchauffierte, mich am Arm anstupste und meinte: "Los Helma, raus hier, du bist zu Hause", da öffnete ich kurz die Augen, schaute und schloss sie wieder: "Ich wohn hier nicht." Das ist etwa 4 oder 5 Jahre her - aber noch heute muss ich darüber lachen, wenn ich mir den Schock des Freundes vorstelle: "Was mach ich bloß, wennse nich aussteigt??" Natürlich bin ich noch ausgestiegen - nach einiger Überzeugungsarbeit, dass ich sehr wohl daheim war ;-)
Und wie ist das heute?
Heute... lieg ich müde und faul auf meinem Sofabett, schaue "Wer wird Millionär", versuche mich in Bildung (doch leider vergesse ich das soeben erworbene Wissen in Millisekunden wieder), überlege, ob ich heut Abend den Weg zum Kühlschrank noch mal finde, um was Essbares ins Bett zu holen...
Ob das der Preis des Alters ist? Ehrlich - ich hab keine Ahnung. Aber konnte ich mir früher z. B. nicht vorstellen, dass jemals der Tag eintreten würde, dass mir laut aufgedrehte Mucke zu laut sein, mir in den Ohren weh tun könnte, ich sogar Kopfschmerzen von Musik bekommen könnte - so ist genau auch das inzwischen eine Alltagserscheinung geworden.
Helma - du musst aktiv werden - das sage ich mir immer wieder.
Aber das einzige, worin ich wohl wirklich aktiv bin, ist eben, mir das immer wieder zu sagen.
Selbstgespräche können auch anstrengend werden ;-)
Wobei ich gerne auch mal maulfaul bin. Ehrlich, es gibt schon Momente, wo ich mich frage: Bin ich eigentlich ne Frau oder nicht? Ich meine, ich steh überhaupt nicht auf Handtaschen, meine Schuh-Paare sind problemlos und kurzerhand zählbar und was das Telefonieren betrifft... Wenn ich jetzt sage, dass ich dagegen fast ne Phobie entwickelt hab - muss ich dann wieder nach Prien? Und ne Expo machen? "Einen Tag im Call-Center" oder so :-)
Na ich weiß schon, warum ich manche Dinge im Krankenhaus tunlichst verschwiegen habe :-)
Zum Beispiel meine Angst vor Höhe (rein räumlich gesehen *smile*), meine Angst vor kleinen, engen Räumen, meine Vorliebe für die Sales-Hefte von H&M oder meine schon-beinah-Phobie vorm Telefonieren bzw. meine Vorliebe für ein Glas Wein an milden Sommerabenden... Das hätte mir mindestens drei Expo's eingebracht (gegen die Angst vor Höhe wurdste mit ner Seilbahn auf den Gipfel eines schätzungsweise 2000 m hohen Berges nebenan gefahren, gegen die Angst vor kleinen Räumen jagten sie dich durch Münchens U-Bahnen - und die sind derart vollgestopft, dass du wirklich überlegen musst, ob die Hand an deinem Bein deine Hand oder eine fremde ist und gegen meine Telefonier-Phobie hätte ich höchstwahrscheinlich einen Tag im Call-Center zubringen müssen ;-)), zudem hätte ich einen Anti-Kauf-Vertrag als auch einen Anti-Alkohol-Vertrag unterzeichnen dürfen... DAS, liebe Leute, wäre dann so richtig in Stress für Helma ausgeartet. Und so habe ich mir als Wolf das Fell übergeworfen und das Schäfchen markiert ;-)
Jedenfalls... - es ist schon beinah witzig, wie sich die Zeiten ändern. Noch vor wenigen Jahren hast du Clubs und Bars nicht nur dem Namen nach gekannt und heute... bedeutet "Friday Night" für dich lediglich "Wochenende! Schlafen! Ausruhen!"
Grundgütiger... Ich werde alt. Ich werde WIRKLICH alt... Na da muss ich doch was machen. Aktiv werden.
Grad muss ich lachen... Wenn so manche Leute diese Zeilen lesen, das "aktiv werden" lesen, dann werde ich wohl wieder hören "...falsche Stelle, Helma, ganz falsche Stelle; woanders aktiv werden ist wichtiger..."
Ja klar. Aber... Leben und Leben genießen ist auch wichtig. Punkt.
Eure Helma
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